Man möchte erst gar nicht davon lesen, dass Eltern darüber streiten, ob sie nun die Beatmung ihres kleinen Kindes abschalten oder es bei dieser Therapie belassen. Ich möchte darüber nicht schreiben und doch spüre ich einen Willen für eine Äußerung. Vielleicht ist es der Wille, hier eine neue Position selbst beim Intensivkind zu finden oder die jetzige zu prüfen, ob sie die Richtige ist. Eben, ob ich sie in einer schweren Krise gehen lassen kann oder dafür kämpfe, das Maximale herauszuholen, was die Medizin bietet im Sinne, das Leben zu erhalten.
In England wurde nun die Beatmung bei einem schwerbehinderten Kind abgeschaltet, liest man in einer Nachricht. Zu knapp die Nachricht, es ist das Erste, was für mich klar wird. Ein Streit ginge zuvor einher zwischen dem Vater und der Mutter. Der Vater wollte die Abschaltung der Beatmung nicht. Was soll ich mit dieser Info anfangen. Ein Streit hier — ein Streit der Eltern, wo vielleicht keiner bereit war, die Entscheidung des anderen zu tragen. Klick macht es nur und es fällt mir die Aussage ein: Über 50 Prozent der Eltern eines verstorbenen Kindes würden sich innerhalb des ersten Jahres nach dem Tod trennen.
Und schwierig ist diese Nachricht eben dadurch, da man aus den spärlichen Infos über den Säugling nicht wissen kann, wie ist die Lebensqualität des Kindes, was nimmt es bewusst mit vom Leben, leidet es. Fragen — vielleicht hat deshalb der Vater lange nicht zu gestimmt für die Abschaltung der Beatmung. Man weiß es nicht und ich muss diese Info so akzeptieren, wie sie ist, eben nur eine „neutrale“ Tatsache. Es ist keine Geschichte, die einem etwas für die eigene Diskussion in die Hand gibt. Es fehlen wichtige Stücke der Motivation der Eltern, das Nein des Vaters zuvor, das Ja der Mutter, warum sie sich den Ärzten anschloss, ihr Kind gehen zu lassen.