Der eine oder andere wird es sicherlich erfahren haben, Vorausetzung für die Krankenpflege-Ausbildung ist nicht mehr der Realschulabschluss, sondern es reicht der Hauptschulabschluss.
Ein trauriger Schritt — die Motivation der Politik, so wie ich es vernahm, sei der Pflegenotstand. Schlussfolgere ich richtig, dann heißt dies, wir brauchen für diesen Beruf kein gut qualifiziertes Personal. Ich will nicht sagen, dass HauptschülerInnen keinen guten Job machen würden oder warum gibt es überhaupt noch den Realschulabschluss.
Aber vielleicht gehört zur 2‑Klassen-Medizin auch eine 2‑Klassen-Pflege. Die gut ausgebildeten Schwestern und Pfleger, die mit Abitur oder zumindest mit Realschulabschluss, für den, der bereit ist dafür zu zahlen. Der große „Rest“ muss sich dann mit schlechten Pflegekräften zufrieden geben, die, wenn sie Fehler machen, auch die Gesundheit schnell mal gefährden können.
Krankenpflege und Hauptschulabschluss — so schwer kann sie demnach nicht sein, wenn wir diesen Schritt der Politik glauben dürfen. Ob wir dann noch Abiturenten finden werden in der Ausbildung? Wie schwer die Krankenpflege ist, nun es wird sicherlich den einen oder anderen Hauptschüler geben, der frustriert die Ausbildung abbrechen muss. Denn es gibt einiges zu lernen und man muss sein Gelerntes auch gut reproduzieren können, man muss gute Fähigkeiten haben im Gebrauch der Sprache, im Verstehen von Texten und physiologischen Abläufen im Körper. Betrachtet man dann noch den Dokumentationsaufwand, da verlangt es auch eine gewisse Qualität im Ausdruck und der Rechtschreibung. Die Mathematik, die Physik und Biochemie dürfen nicht fehlen und die Krankenbeobachtung, die in vielen Bereichen unerlässlich ist wie zum Beispiel bei Kindern oder Demenzkranken, die sich nicht verbal mehr äußern können.
Doch scheinbar braucht es nur den Arzt, der auch Mangel ist, der dann jedes mal der Schwester erklären muss, auf was sie achten soll. Wie gesagt, jedes mal und dies mindert die Zeit für seine anderen Aufgaben. Gutes Krankenpflegepesonal weist den Arzt hin, hier stimmt was nicht, ruft ihn rechtzeitig zur Hilfe und schützt so das Leben. Nehmen wir als Beispiel die Beatmung oder eine laufende Chemotherapie, die verschiedenste Nebenwirkungsbilder „erzeugt“, die auch ein schnelles Eingreifen notwendig machen können.
Bestimmt den Pflegenotstand nicht eher das Image vom Beruf der Krankenpflege, die schlechte Bezahlung und die fehlende Anerkennung der Fachpflege, also der berufliche Werdegang? Ein guter Teil verlässt wieder den Beruf, jetzt wird ein „guter“ Teil vielleicht erst gar nicht mehr kommen, wenn bei Berufsvoraussetzung „Hauptschule“ steht.
Aber vielleicht liegt auch hier die Idee, den Ärztemangel zu begegnen: Weg von der Hochschule, der Realschulabschluss reicht vielleicht aus, wenn die Hauptschule nur Bedingung ist für die Krankenpflege.
Und nicht zu vergessen ist: Als Hauptschüler konnte man schon in die Fachpflege seinen Start finden mit dem Krankenpflegehelfer