Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe hat eine öffentliche Petition gestartet und bittet um Mitzeichnung. Die Petition richtet sich gegen die Absenkung des Zugangs-Bildungsniveaus für die Kranken- und Altenpflegeausbildung. Die Bundespolitik hatte beschlossen, dass für die Ausbildung in diesen Berufen die Hauptschule ausreiche. Dabei gab und gibt es von den Berufsverbänden, Gesundheitsexperten wie auch vieler beruflich Pflegender Kritik. Bei Bibliomed steht hierzu:
„Forscher des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung in Köln hatten bereits im Vorfeld des Bundestagsbeschlusses vor einem Bildungsabstieg gewarnt. Studien und Gutachten hätten gezeigt, dass es nicht insgesamt an Bewerbern mangele, sondern an ausreichend vorgebildeten Kandidaten. Was gut gemeint sei, könne sich später als schwerwiegender Fehler in der Pflegequalität erweisen, so die Kölner Forscher.“ aus: DBfK sammelt Unterschriften gegen Hauptschulabschluss-Zugang zur Pflegeausbildung. http://www.bibliomed.de/cps/rde/xchg/bibliomed/hs.xsl/90_16139.htm. 12.08.09
Hinzu kommt noch, was mit den heutigen Pflegenotstand ausmacht: die Fluktuation. Viele ausgebildete Fachpflegekräfte verlassen den Beruf wieder. Die Gründe sind unter anderen die schlechte Vergütung ihrer Arbeitsleistung gegenüber anderen Fachberufen und die Wertschätzung der Pflegetätigkeit an sich in Deutschland. Eine Wertschätzung, die sich zum Beispiel auch ausdrückt in der fehlenden Anerkennung von fachlichen Qualitäten.
Die Herabsetzung der schulischen Vorbildung verbessert nicht diese Situation, da der geistige Anspruch in diesem Beruf hoch ist. Es sei denn, man denkt dabei auch, die Qualität in der Ausbildung herabzusetzen, was wiederum fatal wäre für die Qualität in der Kranken- bzw. Altenpflege an sich. Eine bessere Wertschätzung der Alten- und Krankenpflege wird wohl kaum so erreicht, eher das Gegenteil: Pflege, das kann jeder, ob Laie oder Fachkraft.
Doch braucht eine gute Krankenpflege ein sicheres fachliches Hintergrundwissen und Können. Ein Wissen, was man nicht in zwei, drei Grundpflegekursen oder einem Seminar erlernen kann. Dies spüren gerade auch die Eltern von Intensivkindern, ob in der häuslichen Kinderkrankenpflege oder im Krankenhaus.
Wozu gutes Personal beim Intensivkind
Intensivkinder, ob mit oder ohne Tracheostoma, brauchen gut ausgebildetes Personal, zum Beispiel in der speziellen Krankenbeobachtung. Die Versorgung eines Kindes mit Beatmung verlangt ein sicheres Fachwissen, wie auch beim Erkennen und dem folgenden lebensrettenden Eingreifen bei schweren epileptischen Anfällen.
Nicht zu vergessen ist die Prophylaxe vor weiteren Komplikationen durch die notwendige ärztliche Behandlung und die Erkrankung, so dass es möglichst zu keinen weiteren gesundheitlichen Problemen kommt. Dazu zählt ein breiter Schatz an Erfahrung und das Verstehen von vielen Erkrankungen mit deren individuellen Problemkreisen. Was macht die Erkrankung und warum und wie ist es möglich, die ärztliche Behandlung zu sichern und mit welchen Handlungen oder Tricks kann wieder eine gute Lebensqualität für das betroffene Kind erreicht werden?
Und auch hier im Kinderhospiz erfuhren wir diesmal, wie der Pflegenotstand in Süddeutschland in der Kinderkrankenpflege angekommen ist. Es ist, so klingt es bei einer Familie durch, schon normal, dass ein Dienst vom Pflegedienst öfters nicht abgedeckt werden kann. Und es klingt durch, welche Sorgen und Probleme nicht ausreichend qualifiziertes Personal mit sich bringt: Eltern haben ein ungutes Gefühl, manche Pflegefachkraft alleine mit dem Kind zu lassen, was aber zum Beispiel in der Begleitung für den Kindergarten notwendig ist. Durch den Mangel an Pflegefachkräften kann man sich eben immer seltener gut ausgebildetes und auch für die Familie passendes Personal aussuchen.
Zur Petition über: https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=6476
Weiteres: Anriss zum Thema Hauptschulabschluss und Pflegenotstand und die Stellung des Deutschen Pflegerates zur Petition