Die böse Schwester — die gute Schwester, so würden oder könnten Eltern die Pflegenden vom Intensivkinde einteilen, liest man in einem Fachartikel der neuen Zeitschrift “beatmet leben”. Ob diese Einteilung stimmt? Ich selbst kann dies nicht bezeugen bei anderen. Zumindest bei uns gibt es diese Einteilung nicht. Obwohl, die gute Schwester gibt es schon, doch ist eine Schwester böse, dann wird ihr die Tür erst gar nicht geöffnet.
Aber ob oder wann eine Schwester gut ist, ist auch ein Merkmal, was ich nicht allein gelten lassen kann. Meine Erfahrung sagt, es gibt die “tollen” Schwester, die fachlich top sind und in die Familie passen ohne dass man groß etwas dran arbeiten muss. Stopp, sie muss bei uns nicht zu 100 Prozent in die Familie passen, sie muss zum Intensivkind eine gute Beziehung aufbauen können und natürlich danach arbeiten, wie wir es als erforderlich sehen.
Und hier beginnt auch die Diskussion. Wenn die Eltern eine Schwester fachlich top finden, ist sie es dann wirklich? Schwierig, denn Eltern haben eine ganz unterschiedliche Bandbreite an Vorstellungen über Qualität in der Pflege und dem medizinischen Wissen wie auch den Fähigkeiten. Ein Topschwester für die Pflegedienstleitung, die kann bei den Eltern gnadenlos durchfallen, weil sie die geforderten Handgriffe beim Kind nicht beherrscht. Und dann gibt es die Schwestern, die mit der Familie top klar kommen, was für die Eltern der fachliche Maßstab ist. Andere Eltern überzeugt die gleiche Schwester nicht.
Die böse Schwester, dies sagen wir offiziell nicht. Es ist die Schwester, die mit dem Kind keine Basis findetm zu der geforderten Pflege und den Wünschen der Familie irgendwie nicht passt. Sie ist eine schlechte Schwester — dies wäre falsch. Dabei gilt auch, der Pflegenotstand erfordert auch, sich zu arrangieren mit dem Gegebenen, auch wenn es mal nicht 100 Prozent passt, Wünsche unerfüllt bleiben und die Eltern lernen , manch eine Pflegekraft braucht auch etwas länger, um gut zu werden im Sinne der Familie, um bei dem Kind anzukommen.
Letzte Edit am 14.4.15
Hallo zusammen, Guten Tag !!
Zweifelsohne ist das Thema Intensivkind sehr komplex.
Die Art und Weise wie hier das Thema behandelt wird, ist schon etwas merkwürdig oder ist es satirisch gemeint, von guten und bösen Schwestern zu sprechen. Wir sind Fachpflegekräfte und genauso verhalten wir uns auch.
Wenn betroffene Familien allerdings ihre Ansprüche ins unermessliche schrauben, was eine Pflegefachkraft alles in einem darstellen soll, z.B. nicht nur fachlich versiert, sonder nauch Physiotherapeut, Ergotherapeut und ganz viel Spaßtherapeut, oft auch Hausaufgabentherapeut für Geschwisterkinder, denn das Intensivkind schläft ja gerade und die Schwester hat eine Pause bei einem 12 h Dienst, der extra dem Arbeitsrecht angepasst wurde, weil es j soviel Bereitschaft in der 24 Stunden-Versorgung geben muss, damit es überhaupt rechtlich zu vertreten ist.
Eine warme Mahlzeit mittags ist oft nicht zu realisieren, aber 4x 12 h Dienst soll geleistet werden
Liebe Leute- fragt euch mal wirklich, was wir in der Pflege noch alles leisten sollen und zu welchem Preis!
Im Krankenhaus könnt ihr euch den diensthabenden Arzt und das diensthabende Personal auch nicht aussuchen nach Haarfarbe oder fachlichem Können, das ist satirisch gemeint. Die Allgemeinheit ist mit den Ansprüchen der Familien an die häusliche Intensivpflege oft überfordert, somit auch die Krankenkassen, der Fachkräftemangel ist noch lange nicht behoben, er fängt erst an…Gute Besserung !!!
Hallo Sr. Gabi,
vielleicht würde ich heute den Beitrag anders schreiben. Mich interessiert sehr, welche Äußerungen hat sie besonders bewegt, vielleicht traurig gemacht oder sehr irritiert.
Die Sicht der Familie, gut oder böse, ist überspitzt und vermutlich würden viele Familie nicht bewusst in diesen benannten Kategorien denken. Aber, so meine Erfahrung, diese Art Kategorisierung, wenn auch unterschwellig, ist möglich aus verschiedensten Ursachen und ich sehe es als wichtig an, dies zu reflektieren.
Nach Ihren Äußerungen zufolge vermute ich, dass bei Ihnen in den Themen Arbeitsbedingungen, Nähe-Distanz zur Familie und Auftraggeber für die Pflege Klärungsbedarf besteht. Haben Sie schon mit Ihren Arbeitgeber über ein 3‑Schicht-System gesprochen? Dies lässt sich auch in einer 24h-Versorgung umsetzen. Sind Ihrer Pflegeleitung die Bedingungen vor Ort in der Familie bekannt? Eine Fallbesprechung oder Supervision könnte hier Klärung schaffen, die Überforderung abbauen und Lösungen generieren. Einem guten Pflegedienst sollte dieses Instrument bekannt sein und der Leitung auch bekannt sein, was sie mit den Eltern besprechen muss, um die Arbeitsbedingungen vor Ort bestmöglich zu gestalten z.B. die Benutzung von Mikrowelle und Wasserkocher.
Sie sprechen eine Überforderung an, die ich so nicht bestätigen kann. Die häusliche Intensivpflege blickt schon auf eine über 30-jährige Erfahrung zurück, wo Erwartungen und Möglichkeiten über die Jahre geklärt /reflektiert werden konnten. Es gibt spezialisierte Kongresse wie die MAIK in München oder die „Pfleg mich“ in Berlin. Es gibt den Bundesverband häusliche Kinderkrankenpflege, der qualitätssichernde Arbeit leistet für die Mitgliedsdienste.
Wichtig ist natürlich, dass die Pflegefachkräfte gut geführt werden, die Pflegefachkräfte entsprechende Fort- und Weiterbildung erhalten. Zum Beispiel gibt es jetzt auch die Fortbildung „außerklinische pädiatrische Beatmung“ siehe im letzten Fachjournal „Gepflegt Durchatmen“ vom April 2015.
Und zu den Krankenkasse. Sie geben einen klaren Auftrag an den Pflegedienst auf der Grundlage der Verordnung des Arztes, zumeist „abgesegnet“ vom MDK. Ich denke, es sorgt bei den Krankenkassen für Verstimmung, wenn sie einen Pflegedienst bezahlen, der dann „Fremdaufgaben“ übernimmt. Dies schließe ich allein daraus, wenn Grundpflege erbracht wird mit bestehender Pflegestufe, dass die Krankenkasse diese Zeiten rausrechnen (würden) und eine Falschabrechnung als Betrug gelten kann. Aber der Auftraggeber vor Ort für die Pflegefachkraft sollte die Pflegedienstleitung sein.
Vielleicht kennen Sie in Ihrer Region noch andere Intensivpflegedienste oder Kinderkrankenpflegedienste. Prüfen Sie diese, welche Arbeitsbedingungen dort gestaltet werden (Dienstplansystem, Supervision, Fortbildung, Lohn etc).