Intensivkind & Pflegedienst: Der Start II.

Der Pflege­di­enst klin­gelt bei Ihnen zu Hause, es ist soweit. Und jet­zt taucht auch bei Ihnen die Frage auf: wer ist denn nun der Boss beim Kind?

In der Klinik war es auch schon immer der Punkt, um dem sich die Kon­flik­ten aufrol­l­ten. Wer hat das Sagen übers Kind?
Eine wichtige Frage, denn wie viel Pflege und auch Sorge sollen Sie von ihrem Kind zu Hause abtreten. Ich habe mit Absicht das Wort „abtreten“ gewählt, denn abgeben würde es nicht ganz passend for­mulieren. Es liegt ein Muss vor, Sie, Ihr Kind braucht die Schwest­er oder eben den Pfleger. Sie kön­nen nicht verzicht­en, zumin­d­est gehe ich davon aus, so wie ich die Fam­i­lie mit Dienst kenne. Gerne wür­den diese ihr Kind nur für sich haben, gerne wür­den sie den All­t­ag selb­st prä­gen, ihre eige­nen Rit­uale basteln und ohne einen drit­ten Part sagen, was wie gemacht wird.

Dies ist nun alles vor­bei oder gab es nie. Die Rit­uale sind Ihnen durch die Erkrankung vorgegeben. Nicht alle, gut, aber schon ein gewichtiger Teil und der All­t­ag, was auch immer das ist … Sie nick­en ab. All­t­ag gibt es nicht, zumin­d­est nicht das, was der gemeine Bürg­er ein­gren­zt mit Nor­mal. Also ein All­t­ag, was uns fes­tigt über die Zeit, ein Gefühl gibt, es läuft alles in geregel­ten Bah­nen und wir müssen erst einen Urlaub buchen, um dieses geregelte Leben auflösen zu können.

Mit einem Inten­sivkind, Sie ken­nen es, bricht die wiederkehrende Rou­tine jeden Tag ein. Nicht jeden Tag, aber häu­fig, zumin­d­est sträubt sich in ihnen das Gefühl, eine sta­bile Lebenssi­t­u­a­tion gehöre zu Ihnen. Sie hat sich vor langem ver­ab­schiedet, genau dort, wo die Frage stand, kommt mein Junge, mein Mäd­chen durch den Ther­a­piezyk­lus, schafft er es auch diese Lun­genentzün­dung zu über­ste­hen, gehen bei ihr dies­mal diese kramp­far­ti­gen Schmerzen vorüber, ver­ab­schieden sie sich ohne dass sie sich verabschiedet.

Und was hat jet­zt der let­zte Absatz mit dem Pflege­di­enst zu schaf­fen? Viel, denn diese ganze Last, beze­ich­nen wir es mal so, wird und muss in der Beziehung „Ich und der Pflegedienst“ss getra­gen wer­den. Die Schwest­er, welche klin­gelt, erwartet auch dies, zumin­d­est wird sie es indi­rekt mit erleben.

Aber müssen wir uns Eltern denn um das Wohl der Schwest­er küm­mern? Ich sage mal ja. Was Sie sagen, ob Sie sich meinem Ja anschließen … Ich lasse es offen, zumin­d­est gab es die Idee, vielle­icht auch bei Ihnen: Kaf­fee für die Schwest­er. Es ist der Start, doch klären Sie hier gle­ich die Erwartun­gen. Der Kaf­fee für den Gast, es ist das Ja für eine gute Beziehung.

Bleibt der Gast, dann bedarf es Spiel­regeln und erwarten Sie bitte nicht, man wird Ihnen welche geben. Nicht der Dienst, son­dern Sie haben die Spiel­regeln zu set­zen, es ist Ihre Woh­nung, Ihr Haus. Aber bedenken Sie, Regeln, damit sie von allen getra­gen wer­den, müssen den Gast auch immer wertschätzen, dür­fen nicht seine Integrität ver­graben. Dies ist schwierig, dem stimme ich Ihnen gerne zu.

Aber schwierig wird es auch, wenn Sie dem Dienst das Feld über­lassen, er solle die Regeln set­zen. Ihre Pri­vat­sphäre, Ihre Beziehung zum Kind wird so beschnit­ten, es ent­gleit­et Ihnen, als würde Ihr Leben nur noch von außen bes­timmt wer­den. Was soll der Dienst auch anderes machen?

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