Kinderkrankenpflegedienst, Aus und gekündigt

Es ist schon ein wenig heftig, wenn ein Pflege­di­enst einen sein­er Inten­siv­pa­tien­ten die häus­liche Krankenpflege aufkündigt. Und dies ist ein­er Fam­i­lie mit ihrem Inten­sivkind nicht weit von uns ger­ade passiert. Mitte diesen Monats hat der Pflege­di­enst zum Monat­sende die Vere­in­barung der Ver­sorgung aufgekündigt. Heftig? Nun hier­bei han­delt es sich um 24 Stun­den­ver­sorgung am Tag. Das heißt, es wer­den hier über 700 Pfleges­tun­den im Monat gebraucht für die Pflege, dies entspricht gut 5 Vol­lzeitkräften im Schicht­be­trieb. Geht man davon aus, dass Krankheit, Schwanger­schaft oder eben Urlaub dazu kommt, dann braucht es mehr, ins­beson­dere auch um eventuellen Aus­fall abz­u­fan­gen. Doch bleiben wir beim Wort „heftig“. Eine solche Kündi­gung ist dem gle­ich zu set­zen, als wenn jemand im Kranken­haus liegt und die Ver­wal­tung von einem auf den anderen Tag sagt: „Wir machen mor­gen zu. Suchen Sie sich ein anderes Haus für die weit­ere Behandlung.“

Suchen ist hier­bei das richtige Wort, denn einen Kinderkrankenpflege­di­enst zu find­en ist nicht ger­ade ein­fach bzw., dass er auch inner­halb von 14 Tagen ein Kind mit ein­er 24 Stun­den­ver­sorgung pro Tag übernehmen kann, hat viel mit Glück zu tun in Zeit­en des Fachkräfte­man­gels, eben im Pflegenot­stand. Eine Vor­laufzeit von ein bis zwei Monat­en kann notwendig sein, damit es über­haupt klappt. Daneben kann der neue Pflege­di­enst auch einen anderen Preis ver­lan­gen als der Bish­erige. Oder anders gesagt, wenn sich der alte Pflege­di­enst im Stun­den­satz verkalkuliert hat, um möglichst bil­lig zu sein, fällt dies damit der Fam­i­lien auf die Füsse. Denn so muss der neue Dienst und die Fam­i­lie der Krankenkasse erk­lären, dass eben mit dem vere­in­barten Preis die Ver­sorgung nicht aufrecht gehal­ten wer­den konnte.

Doch muss es nicht der Preis sein, son­dern eine Kündi­gung kann eben auch passieren auf­grund des Fachkräfte­man­gels. Ein Kinderkrankenpflege­di­enst sollte eben vor­rangig KinderkrankenpflegerIn­nen beschäfti­gen. Da diese aber immer schw­er­er zu find­en sind auf dem Markt, muss aktuell auch auf KrankenpflegerIn­nen aus­gewichen wer­den. Die sind auch rar und so hört man, manch­er Dienst set­ze sog­ar schon Altenpflegekräfte bei Kindern ein. Dies finde ich beden­klich und unter gewis­sen Umstän­den sog­ar gefährlich fürs Kind. Ist es der Fachkräfte­man­gel, der die Fam­i­lie vor dem Aus set­zt, so kann die Art solch ein­er Kündi­gung halb­wegs ver­mieden wer­den. Zumin­d­est kann man der Fam­i­lie offen­baren, wir kön­nen jet­zt keine 24 Stun­den mehr abdeck­en, aber zumin­d­est die Nacht­stun­den und einen Teil vom Tag. Auf dieser Grund­lage kön­nen dann die Eltern einen neuen Dienst suchen.

Ein ander­er Grund für eine Kündi­gung ist, die Fam­i­lie und der Pflege­di­enst haben keine gemein­same Basis mehr, um zusam­men zu arbeit­en. Fehlt diese Basis, zum Beispiel weil die Fam­i­lie falsche Erwartun­gen hat an das Pflegeper­son­al oder der Pflege­di­enst für sie nicht die passende Qual­ität liefert, so hil­ft manch­mal nur die Tren­nung. Ohne eine gemein­same Grund­lage ist eben eine Zusam­me­nar­beit nicht möglich. Vierzehn Tage Kündi­gungs­frist zum Monat­sende. Bei­de haben so das Recht, den Ver­trag in diesem Zeitraum aufzulösen. Für den Pflege­di­enst selb­st kann aber eine solche schnelle Kündi­gung auch zum Prob­lem wer­den, da 5 Vol­lzeitkräfte plöt­zlich keine Arbeit mehr haben können.

Doch was kann die Fam­i­lie machen, wenn sie jet­zt inner­halb der Vierzehn­tage keine neue Ver­sorgung find­et? In die Klinik gehen, dies wäre der erste Schritt. Zum einen weil die Kliniken in der Regel wohnort­nah sind und es nur sehr, sehr wenige Pflegeein­rich­tun­gen für Inten­sivkinder gibt bun­desweit. Eine andere Vari­ante als Pflegeein­rich­tung wäre vielle­icht ein nahgele­genes Kinder­hos­piz. Doch find­et sich keins, so kann auch eventuell eine Kinder­re­ha-Ein­rich­tung diese Mis­ere abfan­gen. Aber alle Lösun­gen sind mehr oder min­der daran gekop­pelt, dass ein­er der Eltern nicht mehr arbeit­en gehen kann. Let­z­tendlich, wenn sich kein neuer Kinderkrankenpflege­di­enst find­et, kön­nte die näch­ste Krise für die Fam­i­lie laut­en: Wirtschaft­skrise, wenn die Eltern bei­de keine Urlaub­stage mehr haben oder sog­ar ein­er von bei­den den Job ver­liert auf­grund der fehlen­den Abnahme der Behand­lungspflege beim Kind.

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