Stell dir vor, du bist ein Vater und wirst plötzlich in deinem eigenen Zuhause eingeschlossen, weil du dein Kind kontinuierlich betreuen musst, da es deine Unterstützung braucht.
Bist du ein pflegender Vater, sei willkommen und schreibe mir!
Sich als Mann vorzustellen, sein Kind zu pflegen, mag für ihn schwierig sein und für viele weit entfernt erscheinen. Doch auch Männer, besonders als pflegende Angehörige, erleben genau das – oft begleitet von einem tiefen Gefühl der Einsamkeit.
Die unsichtbare Last der Einsamkeit in der Pflege
Wenn wir von Pflege sprechen, denken viele sofort an Krankenhäuser oder Pflegeheime. Doch der größte Teil der Pflege in Deutschland findet zu Hause statt. Diese wird oft erledigt von Familienmitgliedern, die in diese Rolle von einem Tag auf den anderen fallen.
Dabei ist es selten, dass wir uns auf eine häusliche Pflege der Eltern, der Oma oder Opa oder des Kindes vorbereiten können.
Wenn es pflegende Väter trifft, dann fühlen sich diese in der Situation oft isoliert. Hier rede ich mit aus meiner Welt.
Warum bin ich als pflegender Vater isoliert?
Die Isolation startet häufig, weil sich die Väter aus ihren sozialen Kreisen zurückziehen und mehrere enge Freundschaften unter Männer doch eher selten sind.
Die alten Bekannten, die Kollegen aus dem Betrieb verstehen seine Welt nicht mehr und er weiß nicht, wie er es beschreiben soll. Es fehlen die Worte.
Pflegende Väter finden wenig Zeit für neue Kontakte, Freunde oder Hobbys. Die Pflege kennt häufig keine Pause, tags wie nachts und montags bis sonntags.
Ohne Pause, ohne Unterbrechung, hängt die gesamte Tagesplanung von den Bedürfnissen seines kranken Kindes ab. Es ist ein anhaltender Anspruch an ihm, den Vater, was einmal körperlich an ihm zerrt, sowie er sich entfremdet von den alten Kontakten. Er vernachlässigt sie.
Der Gnom des pflegenden Mannes
Dazu setzt sich dem Manne ein Gnom auf die Schulter. Es ist genau der, der meint, so musst du sein als Mann, um in der Gesellschaft (und von Frauen) anerkennt zu werden.
Der Gnom bestätigt ihm im Ohr, wenn Freunde oder Familienmitglieder ein Hallo rufen, dass sie sein jetziges Leben nicht verstehen.
Sie verstehen nicht, warum es ihm wichtig ist, sein erkranktes Kind zu pflegen und welche Herausforderungen damit einhergehen.
Ihm fehlen die Worte, es zu beschreiben, emotional auszudrücken.
Dann sprudelt es von den Freunden an Kommentaren oder Ratschlägen, die gut gemeint, aber oft realitätsfern sind.
Solche Erfahrungen können das Gefühl der Isolation nur verstärken.
Denn schnelle Ratschläge tragen mit die Intention: Ich sage dir, wie du es machen sollst, dafür beendest du jetzt dieses Thema.
Der stille Kampf mit der emotionalen Belastung
Die emotionale Last der häuslichen Pflege eines Kindes ist enorm. Tagtäglich erlebt der Vater den körperlichen und emotionalen Schmerz seines Kindes.
Dies zermürbt, baut das Gefühl, etwas Übermächtiges zu tragen.
Viele pflegende Väter tragen diese Last still, eben weil sie Männer sind und der Gnom der Männlichkeit ihn davon abhält, damit ins Gespräch zu gehen, um Hilfe zu bitten oder einfach nur seine Gefühle auszudrücken.
Dazu gilt: Es fehlt an professioneller Unterstützung, an Therapeuten, die sich auf Männer spezialisiert haben.
Ist der Mann bereit, sich einen professionellen Gesprächspartner zu suchen, kommen die nächsten Hürden: Psychotherapeuten über die Krankenkasse sind rar und es kollidiert mit der Pflegezeit.
Dazu fehlt es an Pflegekräften bei den Pflegediensten, womit mögliche Entlastungen und Pflegeberatungen scheitern. Ohne diese Hilfe durch Fachpersonal kann sich der pflegende Vater überfordert und verlassen fühlen.
Das Management der medizinischen Bedürfnisse, die ständige Sorge, etwas nicht richtig zu machen sowie der Druck, alles allein bewältigen zu müssen, können überwältigend sein.
Ein Ruf nach Verständnis und Unterstützung für die Pflege
Es ist wichtig, dass Hausärzt:innen, die Gesellschaft und die Zugehörigen, die betroffenen Familie verstehen. Einsamkeit in der häuslichen Pflege ist ein ernst zu nehmendes Problem.
Bist du ein Zugehöriger oder ein:e professionell Pflegende:r, dann kannst hier einen Unterschied machen. Wenn du diese Lebenssituation verstehst, kannst du für eine einfache Unterstützung sorgen: Schenke Zeit, was die Last der Einsamkeit verringern kann.
Dabei gilt für dich als Profi: Pflege ist mehr als nur medizinische Versorgung; sie ist auch emotionale Unterstützung, sowohl für den Pflegebedürftigen als auch für den Pflegenden.
Besuchst du oder unterstützt die pflegende Eltern, Väter zu Hause, denn nehme dir die Zeit, die emotionalen Bedürfnisse dieser zu erkennen und diese auszusprechen. Sei diejenige oder derjenige, die/der nicht nur kommt, um ihre/seine Pflegeaufgaben abzuarbeiten wie die Medikamentengabe.
Öffne deine Ohren, um diese Welt zu verstehen, um diese Lebenssituation auszusprechen und mit deinem Herz anzuerkennen.
Das hat nichts mit Mitleid zu schaffen, sondern es ist Wertschätzung und Respekt, den wir alle gerne erfahren wollen.
Schlusswort
Klar, Einsamkeit in der Pflege ist ein komplexes Thema, das nicht über Nacht gelöst werden kann.
Aber durch Aufklärung, Sensibilisierung und aktive Unterstützung kann ein jeder dazu beitragen, die Situation für viele pflegende Väter und Mütter verbessern.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass niemand in der Pflege sich allein fühlt.