60 Euro die Fähigkeit zum Ehrenamt

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Was kos­tet das Ehren­amt? Geld, sicher­lich, Zeit, die immer und manch­mal auch Ner­ven. Zumin­dest ist dies mei­ne Erfah­rung. Und was macht man fürs Ehren­amt. Man geht zu Schu­lun­gen, redet mit dem Einen oder Ande­ren und liest sich so eini­ges an Fach­wis­sen an. Aber nicht nur die Lite­ra­tur, son­dern auch die Schu­lun­gen, die kos­ten Geld. 60 Euro muss­te ich heu­te lesen in einem Pro­gramm von einem Hos­piz­ver­ein für einen Kurs, der dazu dient, sich even­tu­ell für ein Ehren­amt zu ent­schei­den. In die­sem Kurs soll es um die Kin­der­hos­piz­ar­beit gehen.

Dabei heißt es doch oder gera­de hier: Ehren­amt­ler gesucht. Zumin­dest stellt sich mir die Fra­ge, wel­cher poten­ti­el­le Ehren­amt­ler soll sich da mel­den oder ist der Andrang so hoch, damit man am Anfang gleich sie­ben muss? Doch wenn ich nur ein „unrei­fes“ Inter­es­se habe, wie hier an der Kin­der­hos­piz­ar­beit, da ich nicht weiß, was auf mich zu kom­men könn­te, sind 60 Euro dafür nicht zu viel, damit ich mich dar­über infor­mie­ren kann, weil sich nicht jede Auf­ga­be gut über Bücher erschlie­ßen lässt. Der Kurs, der soll in Jena statt fin­den. Doch wenn es der Andrang wäre, der den Preis bestimmt, war­um gibt es hier noch kein Ange­bot der Kin­der­hos­piz­ar­beit für uns Eltern mit einem schwer kran­ken Kind, also den ehren­amt­li­chen Familienbegleiter.

60 Euro, nun viel­leicht soll es ein Schutz­wall sein, damit sich nur Leu­te mel­den, denen es wirk­lich ernst ist damit. Aber bit­te, wenn ich noch gar nicht weiß, ob die­se Arbeit mir lie­gen könn­te, ist der Preis nicht zu hoch? Doch beant­wor­ten wir hier­zu die Fra­ge: Wer wür­de den dort im Ehren­amt arbei­ten wol­len? Eine poten­ti­el­le Grup­pe, die man anspre­chen könn­te oder soll­te, sind Leu­te im Ruhe­stand, also Rent­ner. Die Ren­te, ist sie knapp, da blei­ben sicher­lich kei­ne 60 Euro über für einen „Ent­schei­dungs­tag“, an dem man im Vor­feld viel­leicht nicht mal ahnen kann, ob man Ja zur Auf­ga­be sagen wür­de. Und die ande­re Fra­ge ist auch, wenn die­ser, ich nen­ne ihn mal “Infor­ma­ti­ons­tag”, schon die­sen Preis hat, was kos­tet dann der gan­ze Kurs?

Viel­leicht kom­me ich ja auch von einem ande­ren Pla­ne­ten und kann nicht ver­ste­hen, dass man noch in einem Amt gutes Geld inves­tie­ren muss, um hel­fen zu kön­nen mit sei­nen Fähig­kei­ten und in dem dafür sei­ne Zeit „schen­ken“ möch­te. Sicher­lich, der eine oder ande­re Euro des Ehren­amt­ler fließt auch in sei­ne Tätig­keit, bei man­chen sogar ein Ver­mö­gen. Aber wenn man Hel­fer sucht, wie in der Hos­piz­ar­beit, muss man da nicht eher Anrei­ze schaf­fen, damit auch die Leu­te, die halb­wegs gut mit ihrem Ein­kom­men die Aus­ga­ben decken kön­nen, hier eine, ihre Auf­ga­be fin­den können.

Der Lohn fürs Ehren­amt, das ist auch nicht das Geld, womit man dann mei­nen könn­te, man inves­tie­re und bekommt es mit der spä­te­ren Tätig­keit wie­der zurück gezahlt, da man sei­nen „Mehr­wert“ gestei­gert hat. Der Lohn im Ehren­amt, das ist die Aner­ken­nung von ande­ren, von der Gemein­schaft. Eine Aner­ken­nung, die sich nicht allein dar­um dreht, wie toll und gut ich es mache, son­dern, weil ich hier für da bin und ich mich für die Auf­ga­be ein­set­ze. Aber wenn ich für die Aner­ken­nung erst etwas inves­tie­ren muss, hat dies auch etwas gemein von dem „Erkau­fen“ einer Leis­tung, die somit nicht jeder „haben“ kann, also ande­re aus­schließt unab­hän­gig ihrer Fähig­kei­ten dafür, die gebraucht wer­den und wor­auf es wirk­lich ankommt.

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by dirkstr

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