Das Image der Pflege ist wohl in der Politik schlecht gestellt. Zum einen verstehe ich die Hudelei um den Corona-Bonus nicht. Den bekommen nicht alle Pflegefachkräfte und einige Abteilungen kämpfen jetzt darum. Dann folgt das neue Intensivpflegegesetz, IPreG genannt, was die außerklinische Pflege mit Pflegefachkräften im privaten Haushalt wie bei uns disqualifiziert.
In der Häuslichkeit findet Betrug statt und sie sei zu teuer. Selbstbestimmtes Leben, wenn du intensive Pflege brauchtst, gibt es nur im Heim.
Imagefilm zum Pflegefach
Und jetzt kommt noch ein Imagefilm für die neue generalisierte Ausbildung vom Bundesministerium (BMFSFJ), nicht zum Gesundheits- und Krankenpfleger (m/w/d), sondern zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann; wo setze ich nun das d vom m/w/hin.
Der Imagefilm zeigt mir, du musst schon ein bisschen dumm sein, um bei der Ausbildung zur Pflegefachkraft zu landen, drei Ausbildungen hinter dir haben, die nicht klappen und keine Lust zu arbeiten.
Smartphone muss im Unterricht der Fachschule erlaubt sein, natürlich sollte es ein Topmodel sein.
Als ich den Film sah, war meine erste Frage: Wer ist die Zielgruppe für die neue Pflegeausbildung? Es sind nicht die Abiturenten (m/w/d). Es ist der Abschied von Pflegefachkräften mit Abitur oder einem guten Realschulabschluss.
Ist es um Kranken- und Altenpflege so schlecht bestellt? Braucht es denn überhaupt eine Ausbildung, wenn keine Zugangsvoraussetzungen mehr benötigt werden. So darf ich schlussfolgern. Frei nach: Pflegen kann ja jeder, da reicht der frühere Kurs wie früher bei dem Zivildienstleistenden.
Pflegen kann nicht jeder
Aber Pflege ist mehr als nur Po abwischen, Essen reichen und Betten machen. Der Job braucht ein gutes Grundlagenwissen und viel Expertenwissen über Krankheiten oder Pharmakologie.
Und es gibt die Leute in der Pflege mit Abitur, mit sehr guten Realschulabschluss.
Es gibt reflektierte Mitarbeiter:innen in den Kliniken oder bei den ambulanten Diensten mit spezialisierten Weiterbildungen wie in der außerklinischen Intensivpflege, Palliativcare oder Wundversorgung.
Pflegearbeit ist Wissensarbeit. Dies sehen wir tagtäglich bei uns im PflegeZimmer. Denn es bedarf Können, Reflexion und Fachwissen, ein komplex erkranktes Kind zu versorgen in der Häuslichkeit.
Pflegefachkräfte sind Führungskräfte, die eine ganze Station mit 30 Betten und Pflegehilfskräften leiten.
Soll dieser Imagefilm den Ärzten (m/w/d) oder den anderen Heilberufen zeigen, wie dumm Pflegekräfte sind? Würde auf diese Art ein Film auch füs Medizinstudium gedreht werden?
Pflegende Angehörige sind die Dümmsten
Und was ist dann mit den ehrenamtlich Pflegenden, die Eltern, die ihr erkranktes oder behindertes Kind pflegen? Die Töchter und Söhne, die ihre Eltern mit Demenz versorgen und deren Haushalt wie Finanzen organisieren?
Die Angehörigen von Schwerkranken, die darum kämpfen, möglichst lange die Selbstständigkeit der Betroffenen zu erhalten und versuchen den Weg ins Heim zu vermeiden.
Sind dies Total-Versager? Sind sie pflegende Angehörige geworden, weil sie es im Job nicht weitbrachten, weil sie nicht genügend Geld verdienen, um eine Assistenz zu bezahlen?
Altenpflege abgestuft
Äußerst schwierig finde ich in diesem Film die dargestellte Abstufung der Altenpflege. Er, der Depp mit seinen drei Ausbildungen, will doch nur zur Altenpflege. Da muss man im Unterricht nicht aufpassen.
Bedeutet Altenpflege, da braucht es keine guten Noten? Die anderen beiden, die im Unterricht aufpassen, wollen in der Kinder-/Krankenpflege arbeiten.
Dies ist traurig, denn alle Spezialisierungen gehören auf eine Ebene. Die Altenpflege hat der Krankenpflege nicht nach zustehen.
Wer hat sich dies Filmwerk ausgedacht? Ja, klar, es käme aus dem Macher-Kreis von „Fack Ju Göhte“.
Und passt ein solches Format, eine unrealistische überspitzte Schulkomödie, wo Dummheit hochgeschätzt wird, zu einem Beruf, der anspruchsvoll ist, der sich mit Menschenwürde, Krankheit und Tod auseinandersetzt?
Ich finde es traurig, wenn ein solcher Film offiziell für das Image der Pflege und deren Ausbildung stehen soll.
Ein Film, der aber nicht zeigt, was das Starke, das Tolle an Pflegearbeit ist. Ein Film, der zu zeigen hat: Pflege ist Facharbeit mit viel Hintergrundwissen. Sie bedarf hohen kommunikativen Fähigkeiten und macht Spaß und hat anstrengende Tage.
Sei stolz darauf eine Pflegefachkraft zu sein. Was ist damit?
Pflegefachkräfte müssen Menschen führen, sie anleiten und beraten, damit diese ihre Krankheit bewältigen können oder mit ihr leben lernen.
Pflegefachkräfte beraten Angehörige, auf was sie achten müssen in der Krankenbeobachtung.
Kann man dies nicht darstellen? Dürfen wir Pflegefachkräfte, wir pflegenden Angehörigen nicht stolz sein für das, was wir für die Gesellschaft, für unsere Mitmenschen leisten?
Wir Pflegefachkräfte, sollen wir uns verstecken? Sollen wir möglichst versteckt bleiben, damit niemand sieht, wie der Pflegenotstand aussieht und wie er die Familien und die Fachkräfte kaputt spielt?
Meine letzte Frage ist: Haben in diesem Film auch Auszubildende, also die „Ehrenpflegas“, wie sie bezeichnet werden (ein unästhetisches Wort), bei dem Film mitgewirkt? Haben Pflegefachkräfte mitgewirkt?
Findet ihr Auszubildenden in der Pflege diesen Film toll? Wenn ja, dann schreibt es mir, auch warum. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt, um diese Filmkunst zu verstehen und deren positive Wirkung auf das Image meines Berufsstandes.
Das man eure Tätigkeit bzw. Fähigkeiten so gering schätzt liegt wohl an der kompletten westlichen Gesellschaft, der die Menschen nach der Wende größtenteils wohlwollend entgegen gelaufen sind. Die aller meisten Menschen haben sich von dem Licht des glorreichen Westens einfach blenden und von den Gerüchen, welche im Intershop wahrnehmbar waren, verleiden lassen. Die Wertschätzung der Leistungen im Osten war in allen Bereichen, gerade unter denen, die echte Leistung erbracht haben, deutlich gerechter als heute. Aber auch damals haben Frauen für die gleiche Arbeit nicht das gleiche Geld bekommen, obwohl diese, rein körperlich, sich viel mehr anstrengen müssen als Männer, um die gleiche Leistung zu erbringen. Meiner persönlichen Meinung nach müssten Frauen einen höheren Lohn bzw. Gehalt bekommen.
Seltsamer Weise hat sich die Kanzlerin aber nie für echte Gleichberechtigung eingesetzt, genau so wie die britische Königin, was aus meiner Sicht für beide ein vernichten schlechtes Urteil ist.
Zu DDR Zeiten hatte ich nie den Eindruck, dass Pflegekräfte so überfordert sind wie heute. Vielleicht trägt auch der Dokumentationswahnsinn dazu bei, so dass man nicht mehr genügend Zeit für das Wesentliche hat. In Spanien wie auch in den USA gibt es eine Berufsgruppe in Krankenhäuser, welche sich hauptsächlich um Patiententransport- und Wachaufgaben innerhalb des Krankenhauses beschäftigt, wodurch das Pflegepersonal weiter entlastet wird. So etwas gibt es auch in produzierenden Betrieben. Vielleicht sollten hier noch Arbeitsplätze geschaffen werden. Vollbeschäftigung haben wir ja noch lange nicht.
Ein weiter Fakt ist der, dass die DDR als Minister nur Personen einsetzte, welche dort über fundiertes Wissen verfügten. Es war zwar auch von Bedeutung in der SED zu sein, aber das war nur nach Außen hin, nach Innen ging es um die Sache und nicht um die Partei. Wie es heute ist weist du ja selbst. Als erstes geht es um die Partei und die Posten und wenn man nicht weiter kommt, holt man sich auf Staatskosten irgend welche Berater und wenn es zu viele Probleme macht, geht man eben ins Europaparlament.
Mit der sogenannten Wiedervereinigung haben wir uns ein riesiges Problem eingehandelt. Ich denke wir würden heute besser zurecht kommen, wenn wir die letzten 30 Jahre unseren eigenen Weg gegangen wären.
Auf der anderen Seite muss ich sagen, ist die Wertschätzung der Pflegenden gegenüber dem sogenannten Pflegeempfänger auch deutlich schlechter geworden, wo man einfach per Bedarfsmedikamentation Haldol und Lorazepan verabreicht, um seine Ruhe zu haben. Dass man dadurch den schleichenden Tod der Patienten bzw. Bewohner verursacht, scheint entweder keiner zu wissen oder ist ihnen völlig egal, weil es ja alle machen. So etwas erinnert mich an die T4 Aktion von 1940, nur viel perfider.
Im Endeffekt scheint wohl die Gesellschaft auseinander zu driften. Auf der einen Seite die überforderten und machtlosen Praktiker, die immer tauber in ihrer Gefühlswelt mit den ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln hantieren und auf der anderen Seite die Amateure und Theoretiker, welche die Hebel in den Händen halten, aber zu unfähig sind, die richtigen zu benutzen und den Praktikern gute Ratschläge geben und sich nebenbei die Taschen füllen und von gerechter Entlohnung, Ethik, Menschenwürde dem sogenannten Grundgesetz reden.
Der Großteil der Menschen hat und wird es wohl auch nicht begreifen, dass in den Tieren die gleichen Seelen zu Hause sind wie in de Menschen. (Zittat:Die Seele ist bei allen Lebewesen gleich; nur der Körper ist anders. Hippokrates)
So lang wir Tiere töten, keulen, abschlachten oder schreddern, um sie zu irgend etwas zu verarbeiten, so lang ist uns weder das Leben noch die Gesundheit von anderen wichtig und es Wert für sie einzusetzen.
Es gibt nicht Gutes, außer man tut es. Nur Reden hat noch nie zu etwas positiven geführt. Handeln statt Worte bzw. lass Worten die richtigen Taten folgen.
Hallo und danke für den ausführlichen Kommentar.
In der DDR gab es einmal den Facharbeiter für Krankenpflege, was heute dem Krankenpflegehelfer entspricht. Ich finde die Bezeichnung Facharbeiter viel Wertschätzender für eine Arbeit als “Hilfskraft”. Aber das nur am Rande.
Die geringe Wertschätzung gegenüber uns Pflegenden, ob die pflegenden Angehörigen oder die Profis, ist ein Phänomen, wo aber die Pflegenden selbst einen hohen Anteil tragen darin.
Sie kommt nicht einfach von außen, sondern in dieser “Gruppe” besteht auch eine Geringschätzung gegenüber anderen Pflegenden oder nach außen gegen angrenzende Berufe.
Dazu kommt der lange, lange Personalmangel bei den Pflegefachkräften, wodurch die Pflege nicht in der Qualität arbeiten kann, wie es sein sollte und das macht wiederum ein schlechtes Bild.
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen hier mit reinfließen, ist aus meiner Sicht nicht einfach zu antworten. Ich sehe in meiner kleinen Welt, dass Ausbildungsberufe wohl einen schlechteren Stand haben als Studium oder Freelancer mit ausgewählten Fähigkeiten nach seinem Portfolio. Das ist schade und in meiner DDR-Kindheit wurde der Wert von Facharbeiter-Berufen immer wieder hervorgehoben und durch den Mangel an Handwerkern eh nochmal. Das sieht für mich heute anders aus und es ist schade. Denn viele Berufe brauchen ein Plus an guter Wertschätzung und keine Abstufung in Wertigkeit.
Denn solange einer mir hilft, mein Leben zu verbessern, zu vereinfachen und mir mehr Lebensqualität bringt, dann ist mir doch ungemein geholfen. Das ist, was zählt und was vielen Berufen Sinn gibt.
Ich habe in der DDR Minen Facharbeiter für Krankenpflege gemacht.Bis heute bin ich in einem Krankenhaus beschäftigt.Ich erledige die selben Aufgaben wie eine Krankenschwester.Auch ich hatte damals Unterrichtsfächer wie Medizin auch wir haben gelernt wie mann Medizin setzt ‚wie gespritzt wird oder eben auch eine Infusion verabreicht wird.Ich weiß auch noch wie ich Anatomie gebüffelt habe.Aus den drei Jahren habe ich sehr viel mitgenommen. Jetzt nenne ich mich allerdings Pflegerische Hilfskraft Ich persönlich finde
es schön fast beleidigend für mich denn lch habe eine gute Ausbildung genossen immer unter dem Motto möchtest du dein eigener Pat.sein.Jetzt haben wir allerdings einen neuen Klinick Chef bekommen und bald soll ich nur noch zum waschen und Essen austeilen eingesetzt werden. Ich Frage mich wie weit kann ich mit meinen 58 Jahren noch sinken.Am liebsten würde ich alles hinschmeißen
fast beleidgend
Ich kann dies, diesen Frust, gut verstehen. Für mich ist immer noch die Frage, ob die Anerkennung der DDR-Ausbildung gut gelöst war, denn aktuell sind für Pflegehilfskraft zwei Jahre Ausbildung Stand der Dinge.
Bei der Arbeit von Pflegehilfskräften sollte unterschieden werden, ob sie vollständig (allein) selbstständig arbeiten und was können sie erledigen unter Aufsicht einer Pflegefachkraft oder auch Ärzteschaft. Dabei geht, vermutlich, um Haftungsfragen. Doch falls eine Stellenbeschreibung über weitere Aufgaben haben und andere Nachweise, dass sie sich für weitere Aufgaben qualifiziert haben, ist die Frage, ob nicht diese weiterhin an sie delegiert werden dürfen, eventuell auch nach einer Weiterbildung dazu (Zertifikat).
Die Schwierigkeit wird sicherlich bleiben, da immer noch häufig die Entscheider:innen nicht aus der Pflege kommen. Die Lösung Pflegekammer wird hier, selbst von einigen Pflegenden, nicht akzeptiert. Aber gerade eine Kommer könnte ein zertifiziertes System entwickeln, wodurch Pflegehilfstkräfte ihre Kompetenzen erweitern können.
Guten Tag, ich habe in der DDR eine 3 jährige Ausbildung auf der Medizinischen Fachschule eine Ausbildung als Facharbeiter für Krankenpflege absolviert mit Staatliche Erlaubnis nur in der BRD werden wir als Hilfskraft geführt. Warum werden wir bis heute so degradiert? Wir hatten eine sehr gute Ausbildung besser als heute und im Job muss ich täglich eingreifen weil die “Fachkräfte ” Fehler machen. Wer kann mit helfen das ich meine Anerkennung bekomme als Altenpflegerin? Wo doch heute überall Fachkräfte gesucht werden .
Hallo, dafür wären drei Stellen ein Ansprechpartner: Dein Arbeitgeber, ob sie/er dir eine entsprechende Weiterqualifikation finanziert, die möglich waren oder vl. gibt es auch über Zertifikate mit Delegationsermächtigungen mehr Spielraum; das Arbeitsamt anfragen, welche Optionen hier bestehen, die Bundespflegekammer bzw., wenn da, die Pflegekammer in deinem Bundesland (deshalb brauchen wir auch Pflegekammern, damit solche Missstände aufgelöst werden können) oder dein Berufsverband wie z.B. der DBfK.
Ich finde es eine echte schande das wir aus der ex DDR bis heute nicht Anerkannt sind mit unserer guten Ausbildung auf der Medizinischen Fachschule 🙁
3 Jahre gebüffelt für ein schönen Beruf Facharbeiter für Krankenpflege ( Fachkraft ) heute sind wir Hilfspfleger mit guter Bildung ! Eine Schande diese aroganz der BRD … Eure Fachkräfte können nur halb so viel wie wir ‚denn was ihr heute lernt hat nix mit Pflege zu tun. Aber in der DDR war ja alles schlecht zum heulen.
Jahre kämpft man um anerkennung 🙁 nix da du bist Hilfskraft bekommt man täglich gesagt . Diese Politik holt lieber aus dem Ausland .…die am ende auch nicht anerkannt werden aber billig sind .
Hallo Ulrike, ja, dies ist ein schwieriges Thema. Doch weiß ich nicht, ob du schon mit den Berufsverbänden gesprochen hast, ob es Weiterbildungslehrgänge gibt für die anerkannte Pflegeausbildung. Alternativ gibt es noch den Pflegebereich im persönlichen Budget, also wo Versicherte selbst Pflege(fachk)kräfte anstellen in der außerklinischen Intensivpflege. Beim persönlichen Budget können Versicherte für das Pflegeziel geeignete Pflegekräfte anstellen; auch gibt es im persönlichen Budget Assistenzstellen für Menschen mit Behinderung.
Das Besondere in diesem Arbeitsfeld ist, wo bei vielen Assistenzen und Pfegenden eine hohe persönliche Anerkennung erlebt von ihren Arbeitgeber, die ja gleichzeitig die sind, welche die Assistenz und Pflege erhalten.