Fünf Hilfen, damit die Isolation keine Gefangenschaft wird

Aus­gangs­beschränkung und du kommst aus der Woh­nung nicht mehr raus. Die Tür nach draußen lässt sich zwar öff­nen, aber ohne Grund geht es nicht raus. Puh, und du siehst dich gefangen. 

Als Vater eines Inten­sivkindes kennst du dies, ohne Pan­demie, ohne eine Beschränkung durch die Behörden. 

Dein Kind ist zu insta­bil, um es in die Kita zu fahren, zu sta­bil, damit es in der Klinik aufgenom­men wird. Ihr als Fam­i­lie seid mit dem Kind in eurem Zuhause gefan­gen, eine Woche, zwei Wochen, Monate. 

Es ist nichts anders als jet­zt. Jet­zt ist es ein Coro­n­avirus SARS-CoV­‑2, der lebens­bedrohlich sein kann für euch, für dein Kind. Wieder seid ihr auf die Woh­nung beschränkt oder diese „Iso­la­tion“ ändert für euch nichts. Es ist wie jeden Tag. 

Es ist anders, weil euch jet­zt die Poli­tik oder die Kom­mune ein­schränkt. Egal ob der Coro­n­avirus oder die Krisen bei deinem Inten­sivkind. Lass diese Aus­gangs­beschränkung nicht zur Idee ein­er Gefan­gen­schaft werden.

Fünf Hil­fen, um dem zu begegnen:

1. Behalte deine Selbstwirksamkeit

Iso­la­tion und Gefan­gen­schaft sind zwei Wörter, die einen schnell pas­siv wer­den lassen kön­nen. Wir, ich eingeschlossen, geben schnell unsere Ver­ant­wor­tung für unsere Lebenssi­t­u­a­tion damit ab. Jemand anderes, das Außen, regiert mein Leben. 

Ver­ant­wor­tung abzugeben ist ein­er­seits okay, denn es hil­ft uns, unsere eigene Hand­lungs­fähigkeit darin zu akzep­tieren. Es hil­ft zu tren­nen, was kann ich ändern, was nicht. 

Ander­er­seits ist es unsere Entschei­dung, wie ich mit der Iso­la­tion lebe, ob ich sie zur Gefan­gen­schaft wer­den lasse oder nicht. Es liegt in mein­er wie dein­er Verantwortung.

Ein Schlüs­sel dafür ist die Selbstwirksamkeit. 

Ergebe ich mich mein­er Sit­u­a­tion oder schaue ich, was ich alles aus oder in mein­er Woh­nung bewirken kann. 

Woh­nung putzen, die defek­te Tapete aus­bessern oder mit für das Rent­ner­paar nebe­nan einkaufen gehen. 

Gestalte deine Leben weiterhin.

2. Pflege die Kontakte

Viele Eltern mit behin­derten Kindern ver­lieren ihre sozialen Kon­tak­te. Ein Grund ist, weil die Lebenssi­t­u­a­tion sich tief­greifend verän­dert und andere The­men das Leben bes­tim­men. Damit ver­liert sich die gemein­same Basis zu der einen oder anderen Freundschaft. 

Die Pflege der Kinder, neben dem Job, raubt die Zeit, um Fre­und­schaften aufzubauen. Das Woch­enende wird bes­timmt durch die Pflege, die Gesund­heit des Kindes.

Doch Kon­tak­te bere­ich­ern unser Leben und lösen eine „geistige“ Iso­la­tion auf. 

Geht es anderen ähn­lich wie mir, dann erlebe ich mich ver­standen, und ich weiß, ich bin nicht allein.

Durch das Inter­net beka­men wir viele Werkzeuge, um auch während ein­er Iso­la­tion Kon­tak­te zu find­en, zu pfle­gen und auszubauen.

Übe dich wieder im Tele­fonieren. Du ent­gehst den vie­len Missver­ständ­nis­sen beim Tex­ten und kannst mit dem Head­set neben­her dein Bad putzen.

Die ersten Baumblüten auf einem Tisch
Der Früh­ling auf dem Tisch

3. Du bist Teil eines Größeren

Es klingt vielle­icht eso­ter­isch oder spir­ituell. Ich rede hier von Demut.

Demut hil­ft, um schwierige Sit­u­a­tio­nen durchzuste­hen, wenn Du Dir klar wer­den lässt, Dein Schaf­fen, Dein Wirken darin dient einem Größeren. Manche nen­nen es Plan oder beziehen es auf Gott. 

Ich sehe es als das Leben ins­ge­samt. Ich lernte, ein Grundbedürf­nis von uns ist es, das Leben ander­er Men­schen ein­fach­er und angenehmer zu machen. Dann geht es auch mir gut. 

Wie abhängig wir voneinan­der sind, siehst Du in Fam­i­lien mit Kindern. Beobachte es mal, wie die Kinder kooperieren, wenn die Eltern glück­lich und aus­geglichen wirken oder wenn sie anges­pan­nt sind.

Oder dreh den Blick­winkel: Wie viele Men­schen sind es, die sich bemühen, dass du nicht schw­er erkrankst. Wenn du krank bist, wie viele sind es, die dir helfen, die Krankheit gut zu bewältigen.

Demut bedeutet eine Selb­st­beschei­dung, ja. Gle­ichzeit­ig leb­st du die Achtung dein­er eige­nen Person.

4. Starte ein neues Projekt

Ver­mut­lich ist es schön, die jet­zt „freie“ Zeit mit pas­sivem Kon­sum wie einem Serien­marathon zu ver­brin­gen. Fühlst du dich danach zufrieden, wenn du ins Bett gehst?

Als ich mit der Inten­sivLa­dy zu Hause „gefes­selt“ war. Sie war zu insta­bil für Spaziergänge. Einen Kita­platz gab es nicht. 2005.

Ich startete mein Lin­ux-Pro­jekt: Gen­too wurde auf dem Lap­top instal­liert. Ich musste mich kom­plett neu einar­beit­en und mit der Hil­fe von Foren­beiträ­gen, Hand­büch­ern oder Mail­inglis­ten die Prob­leme lösen. 

Ich kon­nte hier keinen Applaus von anderen bekom­men. War es mein Ziel? Mein Scheit­ern, meine Erfolge gehörten mir allein. Ich fühlte mich gut, erlebte einen Flow und kon­nte später anderen helfen.

Jet­zt hil­ft es mir, unsere Fire­wall zu pfle­gen, anderen am PC zu helfen und für die Dig­i­tal­isierung bei unserem Pflegeteam.

Die jet­zi­gen Früchte sah ich damals nicht. Ich war begeis­tert von der Idee hin­ter Gen­too (bin es noch) und es war „ein Ding“ nur für mich.

Hast Du ein The­ma, was du schon immer ange­hen woll­test? Fotografie, eine neue Fremd­sprache oder Repari­eren von defek­ten Geräten. Es ist nur für dich. Es ist kein Wet­tbe­werb mit anderen. 

Und warte nicht auf einen Startschuss dafür. Die Moti­va­tion und der Flow kom­men, wenn du an deinem Pro­jekt arbeitest.

5. Sport und raus

Aus­gangs­beschränkung bedeutet, dass du deine physis­chen Kon­tak­te min­i­mal hältst, am besten keine anderen Men­schen triff­st, der eigene Haushalt ausgenom­men. Raus geht es, wenn du zum Arzt musst oder in den Supermarkt. 

Bewusst wird in vie­len Regio­nen gesagt: Allein oder zu zweit darf man sich draußen bewe­gen, mit Abstand zu anderen Men­schen. Sport sei erlaubt. 

Ich selb­st laufe (oder jogge) mit meinem eige­nen Tem­po, mein­er eige­nen Kon­di­tion, am lieb­sten im Wald. Eine halbe Stunde in der Woche, fünf­mal. Das Laufen holt mich aus den schw­eren Gedanken und laut der Lit­er­atur („Laufen und Joggen für die Psy­che“ von Prof. Dr. U. Bart­mann) hil­ft es der seel­is­chen Gesundheit.

Also raus, ob Spazieren, Laufen oder mit dem Fahrrad. Selb­st mit ein­er hal­ben Stunde am Tag kannst du viel für deine Psy­che leisten. 

Lass damit die Gedanken spren­gen, isoliert oder gefan­gen zu sein. 

Wenn du die Idee vom Jog­ging toll find­est, aber bish­er hast du noch keinen Start gefun­den: Eine Möglichkeit wäre jet­zt, mit deinem eige­nen Tem­po, wenn du keine Vor­erkrankun­gen hast. Son­st kon­tak­tiere vorher deinen Hausarzt.

Fünf Hil­fen – Was hil­ft dir in der Zeit, wenn du mit deinem Kind nicht raus kannst oder während dieser Ausgangsbeschränkung.

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