Intensivkind & Sommerferien: Zwei Wochen mit Bruch

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1408792999 thumbDie Som­mer­fe­ri­en vom Inten­siv­kind waren durch­ge­plant. In jeder Woche gab es für sie gute Pfle­ge und eine päd­ago­gi­sche Füh­rung und För­de­rung. Ob im Kin­der­hos­piz oder im Hort und dann kam zwei Wochen vor den Feri­en eine Betreu­ungs­ab­sa­ge. Die Grund­la­ge unse­rer voll­stän­di­gen Pla­nung bekam Lücken. Der fami­li­en­ent­las­ten­de Dienst der Behin­der­ten­hil­fe hat unser Kind wie­der aus­ge­plant. Sie hät­ten uns nicht erreicht für wei­te­re Abspra­chen. Unse­re Tele­fon­num­mer hät­te nicht gestimmt. Okay, nicht okay. Die Erklä­rung war /​ist für uns nicht schlüs­sig, alter­na­tiv hat­ten sie unse­re Post­adres­se. Wir ver­stan­den nicht, war­um sie nicht in das Feri­en­pro­jekt des Diens­tes mit ein­ge­plant wur­de. Ich war irri­tiert und bestürzt. Schließ­lich gibt es kei­ne Alter­na­ti­ve für die­se zwei Wochen Som­mer­fe­ri­en, kei­ne alter­na­ti­ven Feri­en­pro­jek­te für ein schwerst­mehr­fach behin­der­tes Kind. Das Inten­siv­kind wird zuhau­se blei­ben müssen. 

Ein Brief an den fami­li­en­ent­las­ten­den Dienst muss­te her, ein Brief und eine Ant­wort kam in den Feri­en. Ergeb­nis: Das Inten­siv­kind lie­ße sich doch ein­pla­nen, aber es sei zu spät um die benö­tig­ten finan­zi­el­len Hil­fen beim Amt zu bekom­men. Denn die­se hat­ten wir, bis auf den Fahr­dienst, nicht bean­tragt. Wir brauch­ten vor den Feri­en eben die­sen Tele­fon­an­ruf, wie, wo und was über­haupt bean­tragt wer­den muss. Wie gesagt, zu die­sem Tele­fo­nat kam es nicht vor den Feri­en. Die Alter­na­ti­ve wäre jetzt gewe­sen, wir kön­nen an die­ser Feri­en­be­treu­ung als Selbst­zah­ler teil­neh­men. Wir lehn­ten es ab, denn für die­ses Feri­en­pro­jekt muss­ten wir schon die Grund­pfle­ge bezah­len. Hin­zu ver­ste­hen wir den Wider­spruch nicht, war­um das Inten­siv­kind erst “aus­ge­plant” wird und dann kann sie doch am fami­li­en­ent­las­ten­den Dienst teil­neh­men. Alter­na­ti­ve zwei: Wir bean­tra­gen, trotz Urlaubs­zeit im Amt, die finan­zi­el­len Hil­fen für den fami­li­en­ent­las­ten­den Dienst. Die­ser Antrag blieb ohne Ergeb­nis, denn es kam kei­ne Ant­wort vom Integrationsamt.

Ohne Ant­wort vom Amt, ohne unser Inten­siv­kind star­te­te somit die Feri­en­zeit beim fami­li­en­ent­las­ten­den Dienst. Damit war die Krea­ti­vi­tät des Per­so­nals vom Kin­der­kran­ken­pfle­ge­dienst gefragt, mit dem Inten­siv­kind am Tag auf Tour zu gehen. Das Wet­ter erklär­te regel­mä­ßig ein Nein für eine som­mer­li­che Akti­vi­tät und doch war sie gut ver­sorgt. Der Dank geht an den Pflegedienst.

Aber eine wei­te­re Fra­ge bleibt offen: Wie weit ist der fami­li­en­ent­las­ten­de Dienst für schwerst­mehr­fach behin­der­te Kin­der offen? Schei­tern wir beim nächs­ten mal auch? Ich kann es nicht beant­wor­ten, aber ich brau­che eine Ant­wort für die nächs­ten Feri­en ohne Schul­hort. Auch wenn unser Inten­siv­kind inte­gra­tiv /​inklu­siv beschult wird, ist dies doch kein Nein für spe­zia­li­ser­te exklu­dier­te Leis­tun­gen der Behin­der­ten­hil­fe, oder?

Frosch in  LuftEin schwerst­mehr­fach­be­hin­der­tes Kind gut in den Feri­en unter zube­kom­men ist nicht nur für uns schwie­rig. Vie­le Eltern von Kin­dern mit schwe­rer Behin­de­rung berich­ten über die Pro­ble­me, ihr Kind in den Feri­en fremd­be­treu­en zu las­sen. Zum einen feh­len die pas­sen­den Ange­bo­te, die Hil­fen sind zu weit weg. Zum ande­ren decken die Zei­ten der Feri­en­spie­le oder ‑pro­jek­te nicht die gesam­ten Feri­en ab. Dazu kom­men die finan­zi­el­len Belas­tun­gen, denn bei einem behin­der­ten Kind muss, neben den Teil­nah­me­ge­büh­ren, die Pfle­ge und/​oder Beglei­tung finan­ziert wer­den. Über­nimmt dies nicht das Amt, dann bekommt die eine oder ande­re Fami­lie finan­zi­el­le Pro­ble­me. Sechs Wochen Feri­en, solan­ge kann in der Regel nie­mand von sei­ner Arbeit fern­blei­ben. Sei es allein schon wegen des finan­zi­el­len Aus­falls, der Jah­res­ur­laub ist in der Regel weit­aus kür­zer. Eine Fremd­be­treu­ung durch den Nach­barn oder den Groß­el­tern schei­tert zu meist. Der Pfle­ge­auf­wand und/​oder die beson­de­re päd­ago­gi­sche Füh­rung erfor­dert aus­ge­bil­de­tes /​befä­hig­tes Personal.

Das Fazit: Die Feri­en mit dem behin­der­ten Kind kön­nen für die Fami­li­en zu Belas­tung wer­den mit einen wirt­schaft­li­chen Risiko.

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by dirkstr

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