MRSA und keiner will Dich haben

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Sicher­lich, der MRSA, ein mul­ti­re­sis­ten­ter Sta­phy­lo­kok­ken­keim, hat sein gefähr­li­ches Poten­ti­al und ihm hallt dafür ein gewal­ti­ger Ruf vor­aus. Gefähr­lich ist er für Immun­ge­schwäch­te und bei offe­nen Wun­den. Und Sams­tag ging es los bei uns. Bauch­weh sorg­te für den Weg zum Kin­der­arzt, neben­bei kam dort das Ergeb­nis des letz­ten Abstri­ches vom Tra­cheo­sto­ma auf den Tisch: MRSA. Das Bauch­weh konn­te nicht gelöst wer­den und der Ultra­schall wies auf eine hoch lie­gen­de Ver­stop­fung hin. Also ab in die Klinik.

Doch sie­he da, es will uns nicht jeder haben. Zuerst ging es bei der sta­tio­nä­ren Not­auf­nah­me der Kin­der­kli­nik in ein schma­les Käm­mer­lein. Dort brach dann die Dis­kus­si­on aus, ob man den Keim über­haupt the­ra­pie­ren muss. Das Bauch­weh, war­um wir eigent­lich da waren, ging ein Stück weit unter und schließ­lich kam das nächs­te The­ma: das Inten­siv­kind bele­ge ein Inten­siv­bett. Ist sie den über­haupt inten­siv­pflich­tig? Ja und nein, hieß es nun.

Ein Ja kam von uns. Wer beherrscht denn die Beatmung und das tra­chea­le Absau­gen? Es muss immer eine Schwes­ter oder Pfle­ger ver­füg­bar sein, wenn das Sekret die Kanü­le ver­stopft. Wenn der Moni­tor alar­miert, heißt es han­deln. Unse­re Lady kann nicht erst noch ein, zwei Minu­ten war­ten, bis eine Fach­pfle­ge­kraft an ihrem Bett steht mit dem Absau­ger. Sicher­lich stimmt es wie­der­um, sie wäre nicht in einer inten­siv­pflich­ti­gen Akut­si­tua­ti­on. Doch wenn das Kli­ni­kum kei­ne Sta­ti­on mit dem ent­spre­chen­den Per­so­nal­schlüs­sel für tra­cheo­to­mier­te und lang­zeit­be­atme­te Pati­en­ten hat, wo erhält unser Inten­siv­kind die pas­sen­de Ver­sor­gung außer eben auf der Kinderintensiv?

Also wur­de es mit dem MRSA schwie­rig sta­tio­när unter­zu­kom­men und somit lie­ßen wir uns dazu noch breit­schla­gen: Die The­ra­pie gegen die Ver­stop­fung, die hohen Ein­läu­fe, machen wir zu Hau­se. Also selbst die­se wur­de uns in der Pati­en­ten­auf­nah­me nicht ange­bo­ten. Es wur­de uns nur das Equip­ment dazu über­reicht nebst Anlei­tung, was wir dann mit­nah­men. Was doch alles Eltern zu Hau­se leis­ten sol­len mit einem Intensivkind.

MRSA am Mon­tag und das Kind ist wohl auf. Sie ist eben nur Trä­ger und dann ließt man Zah­len wie 20 bis 30% der Bevöl­ke­rung sei­en auch Trä­ger. Im Kran­ken­haus beim Per­so­nal lägen die Zah­len noch höher. Doch ist man bekannt als Trä­ger, da ver­wehrt sich dem der Zutritt für die Gemein­schaft. Denn auch mit dem Kin­der­gar­ten wird es schwie­rig. Das Gesund­heits­amt in Jena muss ent­schei­den, es muss die Richt­li­ni­en vor­ge­ben, wie das Inten­siv­kind im inte­gra­ti­ven Kin­der­gar­ten „geführt“ wer­den kann.

Das ers­te Tele­fo­nat dazu war nicht gera­de erqui­ckend, eine pas­sen­de Lösung zu fin­den. Der Kin­der­gar­ten wür­de, wir wür­den ger­ne und auch der Kin­der­arzt. Zwei Fach­ärz­te, die heu­te Rede und Ant­wort ste­hen muss­ten am Tele­fon, sahen auch kein Nein. Es müs­sen eben nur gute “Spiel­re­geln” auf­ge­stellt wer­den, zum Schutz der Kin­der, die offe­ne Wun­den haben (Neu­ro­der­mi­tis) oder Immun­ge­schwäch­te. Denn der Keim über­le­be beim gesun­den Nicht­trä­ger nur kurzzeitig.

Dane­ben stell­te sich uns die Fra­ge, wo hat sie ihn her? Viel­leicht sogar aus dem Kin­der­gar­ten? Wer weiß dies schon. Fakt ist nur, er ist da und er sol­le wie­der ver­schwin­den. Die Chan­cen hier­zu lie­gen nicht all zu gut, aber es gäbe ihn auch, den Erfolg.

Nie­mand will uns haben und letzt­end­lich muss der Kli­nik­auf­ent­halt auch nicht sein. Die MRSA-Sanie­rung kön­ne, nach dem aktu­el­lem Wis­sen über die Resis­ten­zen vom Keim, auch zu Hau­se durch geführt wer­den. Etwas, was einen hohen pfle­ge­ri­schen Auf­wand bedeu­tet und sich unter den Stich­wör­tern Iso­lie­rung und Hygie­ne ver­steckt. Bean­tragt wur­den dafür jetzt 24 Stun­den Pfle­ge­dienst pro Tag, vor­über­ge­hend. Die Chan­cen, dass die­se Erhö­hung klappt, ste­hen auch nicht gut, denn die höhe­ren Kos­ten wegen dem MRSA will auch nie­mand haben und tragen.

Mehr Infos: Häu­fi­ge Fra­gen der Pati­en­ten beim msra-net

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by dirkstr

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