Keine Zeit — so habe ich nicht einmal die letzte Schmerzkrise gut verarbeitet, in eine Schublade gesteckt — frei nach, es hätte echt schlimmer kommen können. Stopp, Schubladen — frei nach, die funktionieren nicht und blockieren mich, meine Traurigkeit darüber und den Blick nach vorn. Nach Schmerzkrise folgen Petechien (Hauteinblutungen) — ob es zwischen beiden einen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht.
Die Petechien waren beim Intensivkind zumindest seit vorgestern da. Zuerst minimal, die gedachte Folge, dass die Windel zu fest angelegt war. Doch keine 24 Stunden später, also zu gestern, folgte eine Ausbreitung in andere Regionen. Die Kinderärztin wurde kontaktiert und somit saßen wir plötzlich in der Notfallambulanz, abends. Das Geschwisterkind ohne Abendessen, das Intensivkind mit schwächelnder Absaugung, die den ganzen Tag aktiv gewesen war und noch nicht geladen werden konnte. Notfallambulanz bedeutet aber nicht gleich, es steht ein Arzt bereit und kümmert sich. Die Stationen der Klinik mit ihren „alltäglichen“ Notfällen konkurrieren hierzu, was für uns Wartezeit bedeutet. Die Madame, unser Intensivkind, nahm es wohl locker, ihre Schwester eher weniger und die Absaugung meinte mit jedem neuen Absaugvorgang: Sorry, aber mit den nächsten fünf bis zehn Einsätzen ist mein Akku vollständig leer. Somit wurde der leitenden Pflegefachkraft der Ambulanz erklärt, wie der mögliche eintretende Notfall eines tracheotomierten Intensivkindes ohne Absaugung sich zeigt. Es wurde eine Absaugung bereitgestellt und der Arzt kam zur gleichen Zeit.
Petechien — die Ursachen wurden diskutiert, welche von Nebenwirkungen der Medikamente bis hin zum Virus sein können. Sehen kann man einiges am Blutbild — am Ende war alles soweit in den Grenzen der „Norm“. Die Phantasie, das Intensivkind müsse in der Klinik bleiben, konnte weichen, wir konnten wieder frei atmen. Wir konnten beginnen, den gebrochenen Abend wieder in die alltäglichen Strukturen zu pressen. Klappt nicht gut, da wir drei Stunden in der Klinik verbracht hatten.