Das Ohrthermometer und (k)ein Fieber

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Wie wer­den eigent­lich Ohr­ther­mo­me­ter getes­tet, fra­ge ich mich mehr­fach die letz­ten Tage. Da lag man mit knapp 39 im Bett und das Ohr­ther­mo­me­ter zeig­te gute 37. Dabei hieß es schon, kau­fe nicht das bil­ligs­te und dazu las ich noch einen ver­meint­lich siche­ren Test-Arti­kel und dann ging es erst zum Kauf. Nicht das bil­ligs­te Ding und da das Ver­trau­en in die Tech­nik aus der Erfah­rung her­aus eh nicht hoch war (und bleibt), auch nicht das teu­ers­te. Aber viel­leicht liegt es auch gar nicht an der Tech­nik, son­dern am Fie­ber­typ oder an der Ana­to­mie vom Ohr, der inne­ren wohl­ge­merkt. Es muss also auch Men­schen geben, wo die­se Tech­nik klappt. Schließ­lich, wer kommt denn sonst auf die Idee, sol­che Din­ger zu pro­du­zie­ren und ein­zu­set­zen. Und sie ist, zumin­dest in der Jena­er Kli­nik schon solan­ge im Ein­satz, wie ich gelern­ter Pfle­ger bin, also gute 15 Jah­re. Genug Zeit, dass die Tech­nik hät­te eine gewis­se Rei­fe haben müssen. 

Viel­leicht, viel­leicht auch nicht, wenn unse­re inne­re Ana­to­mie even­tu­ell nicht dem “Standard”-Testpatienten ent­spricht. Dies wäre also ein Nein für das Ohr­ther­mo­me­ter. Aber in der Kli­nik lässt sich der Ein­satz ver­tre­ten, da man als Pfle­ger oder Schwes­ter nicht jeden Pati­en­ten die Stirn oder Augen küs­sen möch­te, um zu wis­sen, ob die­ser jetzt Fie­ber hat. Doch was hel­fen die aus­ge­wähl­ten Orte für den Kuss, wenn, wie bei unse­rer Lady, der Fie­ber­start mit Zen­tra­li­sie­rung beginnt. Blas­ses Gesicht, kal­te Hän­de und Füs­se. Berüh­ren die Lip­pen aber die Nacken­fal­te, dann ist die­se heiß. Das Ohr­ther­mo­me­ter mein­te 36 und die rek­ta­le Vari­an­te war weit über 38 gestie­gen. Fazit ist und bleibt für mich. Will man wirk­lich wis­sen, wie es um die inne­re Tem­pe­ra­tur gestellt ist, dann hilft eben nur axia­les mes­sen, also unterm Arm, oder unter der Zun­ge und eben rek­tal, also im Po. Aber viel­leicht gehö­ren Sie, lie­be Leser, zu den Men­schen mit der rich­ti­gen Gen­an­la­ge, die ein Ohr samt Gefä­ße drum­her­um aus­ge­bil­det haben, wofür das Ohr­ther­mo­me­ter ent­wi­ckelt wur­de. Doch ob es wirk­lich ein Stan­dard-Ohr gibt, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich ver­traue da lie­ber der Sen­si­bi­li­tät mei­ner Lip­pen, wenn sie die Stirn mei­nes Kin­des berühren.

Mein Tipp, falls Sie bei jeman­den wis­sen wol­len, ob die­ser erhöh­te Tem­pe­ra­tur hat, die­sen aber nicht küs­sen möch­ten: Hal­ten Sie ihre “Puls­stel­le” vom Unter­arm, also genau dort, wo Sie ihren Puls füh­len, an die Stirn, der Schlä­fe oder in die Nacken. Ver­wen­den Sie nicht die Hand mit ihren Fin­ger. Sie kann zu unsen­si­bel sein, zum Bei­spiel wenn sie viel heiß spü­len, oder eben auch unan­ge­nehm, wenn sie kalt ist.

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by dirkstr

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