Warte immer noch

W

Ich war­te immer noch auf die Kom­men­ta­re, wenn ich die Madame absau­ge in der Stra­ßen­bahn, ein­ge­engt in der Mas­se von Mensch. Das ein­zi­ge, was ich erha­schen kann sind Bli­cke, Bli­cke ohne Wor­te. Ob sie stau­nen? Ich fin­de in ihnen kei­ne Ant­wort, auch nicht dar­auf, ob der Anblick sie quält. Sprengt unser Bild die Norm des All­ge­mei­nen? Zei­ge ich damit eine beson­de­re Welt, wenn ich mich mit einem Kanü­len­kind unter das Volk mische? Die Fra­ge bleibt für mich unge­löst. Dabei woll­te ich immer beson­ders sein, woll­te das Außer­ge­wöhn­li­che erle­ben und ein Stück die Welt, dem Mensch um mich her­um scho­ckie­ren. Als ich vor 16 Jah­ren, vor 15 oder vor 14 Jah­ren durch die Stra­ßen der Stadt mei­nen Weg bahn­te, star­te mich die Men­schen auch an, als sei ich ein exo­ti­scher Export­ar­ti­kel. Ein Pop­per, ein Ben­gel in Schwarz mit an den Sei­ten abra­sier­ten Haa­ren, spä­ter ver­wan­delt zum Punk. Scho­ckie­ren, Ein­druck schin­den und was auf die Schnau­ze krie­gen. Ein Typ mit Ein­blick in die Sze­ne der Nacht, hin­ter dem offi­zi­el­len Gesicht der Stadt. Ein­druck schin­den, ein Stück Auf­merk­sam­keit erha­schen, kom­pen­siert die feh­len­de Lie­be im All­tag oder auch nicht. Ob die Kom­men­ta­re kom­men, irgend­wann, bes­ser gesagt die Bli­cke zu Spra­che wer­den, weiß ich nicht. Aber eines ist klar, man­che Men­schen machen erst den Mund auf, wenn der Alk deren All­tag ein­ge­nom­men hat.

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by dirkstr

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