Das Co neben dem Therapeut

Co-Ther­a­peut, dieses Wort fiel let­ztens beim Krankengym­nast, als ich über meine Tochter gebeugt war, um sie zu beruhi­gen, ihr einen Kuss zu geben. Es drück­te sich richtig zwis­chen sie und mich. Mein Schaf­fen in dieser Zeit, erhält es damit eine Pro­fes­sion­al­ität? Ich ver­spürte sofort einen Wider­stand dage­gen. Es ist nicht mein Beruf. Doch, so stand es auch in einem Heft über die Sit­u­a­tion von Behin­derten, was ich fand beim näch­sten Prax­is­ter­min: Wir Eltern nehmen in der Ther­a­pie die Rolle des Co-Ther­a­peuten ein. Meine Augen waren müde. Ich hat­te die Äußerung des Krankengym­nas­ten let­ztens längst vergessen und plöt­zlich stand das Wort “Ther­a­peut” vor mir und zeigte auf eine Auf­gabe, die ich nicht lösen möchte, der ich nicht gewach­sen bin. Ich bin Vater von meinem Kinde, nur. Aber nicht nur.

Co, ich suchte dieses einzelne Wort in ver­schiede­nen, zusam­menge­hal­te­nen Papieren mit einem Deck­el auf jed­er Seite. Papiere, die unsere Sprache ver­suchen zu erk­lären. Aber kein Stapel wollte mir helfen. Ich war erstaunt, das Wort “Co” sei kein Wort im Deutschen. Und doch, ich fand eine Hil­fe. Das Wort, es gibt es, man meint es anzuwen­den, wenn man ein Miteinan­der, ein Nebeneinan­der zeigen möchte. Dabei dachte ich an dem Copi­lot, der in der Hier­ar­chie unter dem Piloten ste­ht. Der, der das Wort “Co” trägt, hat nichts zu sagen, hat sich zu fügen dem, der das Stamm­wort inne hat. Co-Ther­a­peut, ich verneine es. Ich ste­he nicht unter dem Ther­a­peuten, dem Krankengym­nas­ten, da ich nie sein Handw­erk mir zu eigen gemacht habe. Ich saß nicht auf der Schul­bank, wo man Muskel­grup­pen auswendig lernt, wo man ver­ste­hen muss, welch­er Nerv wo lang geht und wie man die Hände an die Brust auflegt, um richtig zu vib­ri­eren, dass sich das feste Sekret löst in den Bronchien. Ich habe nie danach gestrebt seine Ther­a­pie selb­st anzuwen­den. Doch meint man jet­zt, ich solle und im gle­ichen Atemzug denke ich an die Hefte, wo man mir ein Bild von einem Pferd zeigte. Der Co-Ther­a­peut in der Reit­ther­a­pie. Wie? Ich sei dem Pferd gle­ich gestellt? Ich habe mich vom Ther­a­peuten führen lassen, seine Befehle zu gehorchen und dann trage noch die Last des Kindes. Mir reicht die Last des Kindes allein, das wusste ich sofort.

Nein, ich solle ler­nen. Ich solle ver­ste­hen, wo wie welch­er Muskel langge­ht und warum ich dort die Fin­ger so anset­zen soll und nicht anders. Ich solle es richtig machen, denn er, der Krankengym­nast geht dann und beim näch­sten mal werde ich geprüft. Ich habe es zu trainieren am Kinde, dann vorzuführen und dann legt man noch eine Last oben drauf, wenn ich nicht der Weisung von denen folge: Ich trage den Erfolg der Ther­a­pie, mein Ein­satz wird diesen entschei­den. Ich, der ich nur Vater bin, Pflegeper­son und jet­zt noch ein Wesen, was sich fra­gen muss: Ich bin für den Erfolg oder Mis­ser­folg der Pro­fes­sionellen ver­ant­wortlich. Es fällt kein Wort darüber, ob der Ther­a­peut nicht öfters kom­men muss.

Co-Ther­a­peut — er ist mehr als nur der Laie, der sich etwas anli­est und denkt, er habe es ver­standen. Zur Hälfte, würde dann gle­ich der Ama­teur dazu antworten, denn er ist es, der er auch den Hin­ter­grund von dem Ver­stande­nen ver­standen hat. Doch er, der Ama­teur, er macht aus seinem Kön­nen kein Geld. Es ist seine Lei­den­schaft und stellt ihn vor dem Profi, und doch ste­ht er hin­ter ihm. Er ist das “Co”, der Co-Ther­a­peut, wenn wir bei der Krankengym­nas­tik bleiben. Die Eltern seien in der Ther­a­pie der Co-Ther­a­peut. Sie gehen auf das Kind ein, helfen die Ther­a­pie zu ermöglichen, wenn der Krankengym­nast oder Musik­ther­a­peut wiederum mit dem Kind arbeit­et. Der Co-Ther­a­peut, er hil­ft in der Arbeitsstunde die Hände einzunehmen, welche fehlen, welche von einem zweit­en Ther­a­peuten kom­men müssten, wenn er, der Vater, die Mut­ter nicht da sind. Eltern, der Fak­tor, wenn es ums Sparen geht. Co-Krankenpfleger. Ich fand ihn nicht, diesen Begriff. Da spricht man gle­ich von Pflegeper­son und man spricht nur von Pflegeper­son, auch wenn man Auf­gaben übern­immt, die ein Krankenpfleger gel­ernt hat, wofür er eine Prü­fung abgeschlossen hat. Doch wir sind Eltern, wir kön­nen, wir dür­fen Urinka­theter schieben, Absaugen und müssen es sog­ar, wenn Ärzte oder ein Sach­bear­beit­er denken, das Kind braucht kein Pflege­di­enst. Ob wir den Hin­ter­grund unseres Han­deln ver­standen haben, danach fragt keiner.

Da ist der Co-Ther­a­peut im Vorteil. Er lernt nicht nur das Handw­erk, wo und wie man den Fuß zu hal­ten hat für die Mas­sage, son­dern erfährt auch das Warum. Co-Ther­a­peut oder Co-Krankenpfleger, erfüllt man da noch die Idee von einem gle­ich­berechtigtem Team, wo ich zum einen der Vor­mund bin vom Kind und sagen, entschei­den muss, wer was wie machen darf bei ihr? So bin ich aber auch der Laie und der, der neben dem ganzen The­ma Krankheit und Ther­a­pie noch ein eigenes Leben, eine eigene Pro­fes­sion hat. Oder ist man mit dem behin­derten Kind gle­ich die Reduzierung nur auf das Kind, so wie ein Men­sch mit Hand­i­cap nur auf seine Behin­derung reduziert wird? Wir Eltern, die Co-Behinderten.

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Ther­a­pie
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