Fehler gehören zum Leben dazu — wird eine Sache oder ein “System” komplexer, also vielschichtiger, so steigt auch “deren” Fehleranfälligkeit. Und sie passieren auch dort, wo sie nicht hingehören oder sagen wir lieber nicht passend sind: in der Medizin und Krankenpflege. Also im Krankenzimmer und sogar auf der Intensivstation machen sie nicht halt. Erst letztens wurde eine multinationale Studie veröffentlicht über die Fehlerhäufigkeit bei der parenteralen Medikamentenverabreichung auf Intensivstationen. Deren Fazit lautet:
“Fehler in der parenteralen Medikamentenverabreichung sind häufig und stellen ein erhebliches Sicherheitsproblem auf Intensivstationen dar. Bei der zunehmenden Komplexität der Betreuung schwer kranker Patienten können organisatorische Faktoren wie Fehlerberichtssysteme und Routinekontrollen dazu beitragen, das Risiko für solche Fehler zu verringern.” Valentin, Andreas; Capuzzo, Maurizia; Guidet, Bertrand; Moreno, Rui; Metnitz, Barbara; Bauer, Peter; Metnitz, Philipp. “Fehler bei der parenteralen Medikamentenverabreichung auf Intensivstationen: Eine prospektive, multinationale Studie” in: aerzteblatt.de. 25.04.2009.
Ein häufiger Fehler ist dabei die Auslassung einer Medikamentengabe, also es wird eine angesetzte Arznei vergessen zu geben. Ist es ein Antibiotikum, was zu einer gewünschten Zeit vergessen wurde, so könnte es passieren, dass die Bakterien Resistenzen aufbauen können. Bei Antiepileptika oder einem Mittel gegen hohen Blutdruck kann der gewünschte Medikamentenspiegel “durcheinander” kommen, womit die Wirksamkeit sinkt und der Therapieerfolg nicht erreicht werden könnte.
Probleme, die auch Patienten zu Hause “produzieren”, wenn sie nicht regelmäßig ihre Medikamente einnehmen. Probleme, die in der Intensivtherapie aber schwerwiegender sein können. Liegt der Patient auf der Intensivstation, dann ist er in der Regel in einem sehr instabilen Zustand, wo sich jede weitere Komplikation durch falsche oder fehlende Medikamentengabe sehr ungünstig auswirken kann. Gerade in der Intensivtherapie sollten Fehler möglichst nicht auftreten. Oder hier fallen die Fehler besonders auf. Dies, weil dort pro Patient häufig viele Medikamente verabreicht werden müssen und eine falsche Handlung schwerwiegende Konsequenzen haben kann für die zu erhaltende und “neu zu gewinnende” Gesundheit des Kranken. Seine Gesundheit ist in einer lebensbedrohlichen Krise.
In unserem kleinen IntensivZimmer zu Hause werden jetzt zwar keine Medikamente über die Vene gegeben und es ist auch etwas sehr seltenes, dass Mal ein Medikament vergessen wurde. Dass es gar nicht vorgekommen war, wäre aber auch eine falsche Aussage. Doch hatten wir es immer noch so rechtzeitig gemerkt und so wurde es nur zu einer “verspäteten” Gabe. Ein Fehler bleibt es trotzdem.
Aber glaube ich mal einem Fernsehbericht letztens, so sind wir mit unserer “strengen” Medikamentengabe vorbildlich. Es trete im häuslichen Bereich wohl nicht selten auf, dass eine Gabe mal vergessen wird. Bei behinderten Kindern kommt noch hinzu, dass es bei dem einem oder anderen sehr schwierig ist, die bittere Medizin zu verabreichen. Einmal essen einige Kinder nicht gern, andere haben Schluckprobleme. Sicherlich, hier gestaltet sich das Vorhandensein einer Magensonde als hilfreich.
Einen Fehler, der auch beim Pflegedienst auftritt, den möchte ich nicht verstecken. Er dreht sich um die Absaugung. Da kommt es immer mal wieder vor, dass diese falsch zusammengebaut wird. Einmal so, dass man nur ein einziges Mal saugen kann, weil dann der Filter nass ist. Ein anderes Mal, da steckt der Schlauch für das Absaugen nicht im Absaugbehälter, sondern in dem für das Spülwasser. Eigentlich nichts dramatisches, doch wenn das Sekret in der Luftröhre brodelt und das Kind sich mehr und mehr aufregt, da könnte es schon brenzlig werden, wenn man erst bei der Absaugung auf Fehlersuche gehen muss.
Wenn man dazu noch hört, dass eine Firma letztens ein beatmetes Kind ohne Testlunge für die Heimbeatmung versorgt habe, da wird einem schon mulmig im Bauch. Einmal pro Woche sollte das Beatmungssystem gewechselt und das Neue angeschlossen werden. Damit man das “frische” System vor dem Einsatz am Patienten testen kann, so ist der “Lungenersatz” notwendig. Und ein Test muss sein, denn nur mit dem kann die korrekte Funktion der Beatmung geprüft werden. Ein Fehler hier kann das Leben des Patienten gefährden, etwas, was eine Firma, die Beatmungsmaschinen verkauft und deren Patient betreut, wissen sollte.