Linn ist technologieabhängig. Damit meinen wir, dass sie auf technische Geräte angewiesen ist, um überleben zu können. Dies sind Geräte, die ihre Lebensfunktionen unterstützen oder erst ermöglichen. Dabei kann eine Änderung im Gerätepark für einige Irritation sorgen, wie wir jetzt erleben:
Fast 13 Jahre hatten wir die gleiche Absaugung, den Atmolit 26, und nun bringt dieser nicht mehr die Leistung. Da Linn ein funktionierendes Gerät braucht, wurde schnell von der Homecare-Firma ein Ersatz geliefert: die Vacuaide von Devilbiss.
Sie saugt, ja, aber der Auffangbehälter für das abgesaugte Material sorgt für einen Konflikt:
- Der Spritzschutz, welcher einen Bakterienfilter schützen soll im Auffangbehälter, hält nicht, sondern fällt ab. Somit kann der Filter nass werden und es kann nicht mehr abgesaugt werden.
- Der Deckel vom Auffangbehälter schließt schwer.
- Das Volumen des Auffangbehälters ist zu gering, wenn Linn in kurzer Zeit viel abgesaugt werden muss.
Warum müssen wir absaugen?
Unser Intensivteen hat eine schwere Schluckstörung, wodurch ständig Speichel in die Luftröhre läuft (Aspiration genannt) und sie produziert sehr viel Sekret in den Atemwegen. Selbst Medikamente wie der Glycopyrroniumbromid-Saft können diese Sekretmenge nicht komplett stoppen. Dazu kann es bis zu täglich zu Hypersalivationen kommen. Dies sind “Attacken”, wo in kurzer Zeit eine große Mengen Sekret in den Atemwegen anfallen. Es tritt besonders an den Morgenstunden auf und dauert eine halbe Stunde an, im Durchschnitt. Damit Linn möglichst schnell wieder Ruhe erlebt, muss das Sekret abgesaugt werden. Ein Absaugegerät arbeitet dabei wie ein Staubsauger, aber mit gezielt einstellbaren Druck. Dazu ist es geeignet, Flüssigkeiten abzusaugen.
Linn kann eine Ansammlung von Sekret in der Luftröhre (auch Trachea genannt) in wenigen Sekunden “entwickeln”. Wenn die Pflegefachkraft oder wir sie nicht daraufhin sofort absaugen würden, wäre ein Ersticken möglich, insbesondere weil sie nicht gut und passend abhusten kann. Sie selbst erlebt dabei das Sekret in der Luftröhre mit Unruhe- und Panikattacken, wenn es nicht schnell beseitigt wird. Es muss so schnell gehen, dass keine Zeit bleibt, sterile Handschuhe anzuziehen. Sterile Handschuhe beim Absaugen wäre der normale Standard. Doch damit wir Linn schnell absaugen können, müssen wir zum Absaugen unsterile Handschuhe verwenden.
Wenn Linn in eine Panikattacke fällt, kann es sie soweit stressen, dass sie zum Beispiel in einen epileptischen Anfall rutscht oder sich selbst verletzt und hinzu die Muskelspastik stark ansteigt, was wiederum für Schmerzen sorgt. Also lassen wir es erst gar nicht dazu kommen.
Der “kleine” Absaugbehälter
Wenn Linn über kurze Zeit viel abgesaugt wird, dann kommt dieser neue Absaugbehälter an seine Grenzen. Er ist, nach dem schätzenden Auge zu Urteilen, halb so groß wie der Behälter vom alten Gerät, dem Atmolit 26.
Also ist der Behälter schnell voll. Okay, wir könnten den Behälter leeren und dann passt es wieder. Nein, wir können den Behälter nicht “einfach” entleeren, wenn wir ständig absaugen müssen. Denn beim nächsten Sekret in der Luftröhre muss wieder schnellstmöglich abgesaugt werden, damit es Linn dabei möglichst gut ergeht.
Wird der Auffangbehälter entleert, dann kann das Gerät nicht genutzt werden und die Pflegekraft oder wir sind kontaminiert durch die Entleerung und müssen zuerst wieder gut die Hände desinfizieren. Dies alles beansprucht Zeit.
Der Behälter vom Atmolit hat gegenüber der Maschine von Devilbiss also ein gutes Fassungsvermögen. Dazu kommt, der Behälter vom Atmolit ist in wenigen Sekunden zusammen gebaut und das Gerät wieder einsatzbereit. Bei dem neuen Behälter ist der Deckel nicht sofort zu befestigen. Wenn ich den Auffangbehälter zusammenbaue, bin ich verunsichert, ob das billig wirkende Plaste des Behälters nicht bricht beim Verschließen.
Der Filter wird nass
Die Qualität des Behälters von der Devilbiss wirkt für mich billig und damit niedrig. Im Behälter selbst, unter dem Deckel, wird ein Spritzschutz befestigt, der aber nicht am Deckel lange hält. Entweder fällt dieser vom Deckel runter, wenn der Behälter zusammen gebaut wird oder wenn wir absaugen durch die Vibration des Motors. Dann fällt dieser Spritzschuss in die Flüssigkeit mit dem Sekret.
Dadurch ist der Filter nicht geschützt vor Wasser. Dieser Bakterienfilter dient dazu, dass keine Keime in den Motor angesaugt werden und dann darüber verteilt werden (wie beim Staubsauger).
Wenn der Filter nass ist, dann saugt das Gerät nicht. Ähnlich wie bei Staubsauger, wenn dessen Filter voller Mikrostaub sind, verringert sich die Saugleistung.
Ich bewerte diese Bauweise des Absaugebehälters als ein Konstruktionsfehler. Bei anderen Behältern ist der Filter außerhalb des Behälters und somit besser vor der Sekretflüssigkeit geschützt. Aber vielleicht ist es auch gewollt, damit der Absatz von den Verbrauchsmittel gesichert ist.
Doch für uns heißt es, wir brauchen immer ausreichend Ersatzfilter. Denn ein Filter kann schnell nass werden und dann muss er ausgetauscht werden. Eine Lieferung von neuen Filtern dauert dagegen einzelne Tage.
Sind die Filter spontan alle und der letzte Filter nass, dann müssen wir leider den Notdienst der Homecare-Firma ordern, um ein Ersatzgerät zu bekommen. Denn wir brauchen bei Linn immer zwei aktive Geräte wegen eines spontanen, möglichen Ausfall eines Gerätes.
Denn wenn Linn Sekret in der Luftröhre hat, dann bleibt keine Zeit auf den Rettungsdienst zu warten, wenn alle Geräte ausfallen. Die Gefahr, dass sie an ihrem Sekret ersticken kann, ist real. Wenn sie sich dazu aufregt durch die Atemnot, verschärft es ihre Schluckstörung und der Stress erhöht die Sekretproduktion. Linns Luftröhre kann dann zulaufen, mal anders ausgedrückt.
Fazit
Wir möchten selbst gerne wirtschaftlich in der Pflege handeln, doch ist es uns nur soweit möglich, wie es Linns Erkrankungen erlauben und welche Qualität die Hilfsmittel haben oder ob diese zum Bedarf von Linn auch passen.
Für uns ist nicht wichtig, welche Marke ein Absaugegerät hat. Wenn es das leistet, was gebraucht wird, passt es. Für uns sind die Eigenschaften des Gerätes wichtig, um Linn bestmöglich pflegen und versorgen zu können.
Jetzt sind wir in der Diskussion mit der Homecare-Firma, welche Alternativen es gibt. Vielleicht gibt es auch einen besseren Auffangbehälter für die Devilbiss. Wir sind gespannt.