Omeprazol in der Praxis — das Sozialgericht

Son­dengängige Pro­to­nen­pumpen­hem­mer (PPI) ste­hen mal wieder auf der Tage­sor­d­nung, also das Antra mups vs. omepra­zol­haltige Gener­i­ka. Zusam­menge­fasst geht es darum, dass Antra mups teur­er ist, als was die geset­zliche Krankenkasse zahlen möchte, obwohl das Inten­sivkind, in diesem Fall Son­denkind, nicht auf Gener­i­ka ein­fach auswe­ichen kann. Deshalb haben wir gegen das Nein der Kostenüber­nahme Klage beim Sozial­gericht ein­gere­icht. Neben­her haben wir auch ans Bun­desver­sicherungsamt geschrieben zwecks Wirtschaftlichkeits­ge­bot in diesem Fall.

Die Antwort vom Bun­desver­sicherungsamt lässt aber auf sich warten, datiert war unser Brief vom 6. Okto­ber 2008. Woran dies liegt, wurde bish­er nicht mitgeteilt.

Die Klage und der G‑BA

Das Sozial­gericht dage­gen war tätig und hat­te eine Anfrage an den Gemein­samen Bun­de­sauss­chuss (G‑BA) gestellt und der hat auch geant­wortet. Seine Aus­führun­gen sind dabei nicht in unserem Sinne, son­dern in dem der Krankenkasse. Nach denen gäbe es son­dengängige omepra­zol­haltige Gener­i­ka und daneben könne man auch auf Gener­i­ka mit Lan­so­pra­zol ausweichen.
Trotz dieser Aus­sagen aus der „The­o­rie“, wie ich annehmen muss, sieht die Prax­is bei uns anders aus. Bei ein­er Aus­tauschsonde mit Bal­lon (Typ But­ton) ver­stopfen die Gener­i­ka regelmäßig den Zufuhrschlauch oder sog­ar den But­ton selb­st. Und das es ger­ade bei PEG-Son­den (auch Gas­tral­son­den genan­nt), ins­beson­dere mit dün­nen Lumen bei Kindern, Prob­leme geben kann, erwäh­nt sog­ar die Kassenärztliche Vere­ini­gung West­falen-Lippe, so ein gefun­denes Dokument.

Wir haben nichts gegen Gener­i­ka, solange die Wirk­samkeit beste­ht, doch in diesem Fall kön­nen die Gener­i­ka häu­fig nicht ein­mal ordentlich „appliziert“ wer­den. Sie kom­men gar nicht erst im Magen vom Kind an. Was nützt ein Medika­ment, wenn es das ärztliche Behand­lungsziel unmöglich macht?

Lansoprazol — die Alternative beim Kind

Lan­so­pra­zol­haltige Gener­i­ka war dabei noch ein Stich­wort vom G‑BA. Vor län­gerem erk­lärte mir ein net­ter Phar­maref­er­ent am Tele­fon, die Pel­lets bei Lan­so­pra­zol seien nicht klein­er als die von Omepra­zol-Gener­ikum. Also müsste es das­selbe Dilem­ma sein. Aber der Haupt­grund, warum es beim Inten­sivkind nicht gin­ge, so ergibt es das Studi­um der Fach­in­fo von Lan­so­pra­zol: Es ist bei Kindern nicht zu gelassen. Omepra­zol dage­gen wird häu­fig bei Kindern einge­set­zt. Eine Studie bei Kleinkindern bzw. Säuglin­gen spricht dem Lan­so­pra­zol keine bessere Wirk­samkeit als ein Place­bo zu.

Und die Wirtschaftlichkeit

Da die Krankenkasse die Mei­n­ung ver­tritt, Antra mups müsse nicht sein und der G‑BA dies bestätigt, so muss es also zum prak­tis­chen Ein­satz vom Omepra­zol-Gener­i­ka kom­men. Diese ver­stopfen dann den But­ton oder den Zufuhrschlauch regelmäßig, was die Hil­f­s­mit­telkosten in die Höhe treibt.
Also wenn das Omepra­zol den But­ton ver­stopft oder den Schlauch, dann muss dies gewech­selt wer­den. Es entste­hen Kosten, wo unterm Strich her­auskommt: Mit ein­er voll­ständi­gen Kostenüber­nahme vom Antra mups wäre die Krankenkasse über Jahre wirtschaftlich­er. Doch wo begin­nt die Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen?
Aber ohne Antwort vom Bun­desver­sicherungsamt ist dies schw­er zu erfassen. Zumin­d­est ist es für mich eine falsche Rech­nung, wenn man denkt sei wirtschaftlich, dass was man bei Medika­menten spare, könne man im Gegen­zug bei den Hil­f­s­mit­tkosten mit guten Plus mehr ausgeben.

Und die Diskriminierung

Die fehlende Fähigkeit über den Mund Nahrung und Trinken zu sich zu nehmen stellt eine Behin­derung dar. Die daraus ent­stande­nen beson­deren Belan­gen wer­den hier nicht beachtet.
Wenn wir unter­wegs sind und das Kind braucht wegen schmer­zlichen Reflux Omepra­zol, denn sind wir auf Antra mups angewiesen. Oder es die Zeit der Nach­mit­tags­do­sis. Denn die Ver­stop­fung ein­er Sonde kön­nen wir nicht riskieren, weil ein Wech­sel des But­tons unter­wegs nicht möglich ist.

Dazu ist der But­ton­wech­sel für das Inten­sivkind sehr schmerzhaft. Aber selb­st der Wech­sel des Zufuhrschlauchs ist mit Entk­lei­den ent­bun­den. Dieses ver­let­zt die Würde unser­er Tochter, wenn wir es in aller Öffentlichkeit machen müssen. Der Schlauch­wech­sel ist auch nicht ver­schieb­bar auf einen späteren Zeit­punkt, da man jed­erzeit Zugriff auf den Zugang braucht. Dies ist zum Beispiel bei schw­eren Anfällen, um Not­fallmedika­mente zu verabre­ichen. Über den Mund kann sie lei­der nichts zu sich nehmen.

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