Pflegende Angehörige — gesundheitliches Risiko

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Über­le­gen Sie es sich genau, wenn sie in den Job „pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger“ ein­stei­gen möch­ten. Machen die­se Mühen, wie die stän­di­ge Bereit­schaft, wirk­lich Sinn? Wenn Sie von der Aner­ken­nung der Gesell­schaft aus­ge­hen möch­ten: Es macht kei­nen Sinn.

Aber des­halb pflegt Frau oder Mann auch nicht sein chro­nisch kran­kes Kind oder eben die Mut­ter nach einem Schlag­an­fall. Der Grund ist viel­leicht bana­ler oder ethisch wert­vol­ler, als was die Gesell­schaft meint und auch finan­ziert. Schließ­lich kön­ne man sei­ne Eltern nicht ein­fach “abschie­ben” ins Heim, erst recht nicht sein eige­nes Kind.

Pfle­ge — und es gibt noch einen viel gewich­ti­gie­ren Grund, war­um man Ihnen wirk­lich abra­ten könn­te: Ihre Gesund­heit. Erst jetzt muss­te ich wie­der davon lesen: Als “pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger” ist man gesund­heit­lich einen höhe­ren Risi­ko aus­ge­setzt (Link defekt). Oder anders, Pfle­gen­de sind häu­fi­ger krank als der Durch­schnitt der Bevöl­ke­rung. Wer einen schwerst­pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen betreut, wird es schnell bestä­ti­gen: Die Näch­te sind stän­dig gebro­chen in der Ruhe, ein­mal Aus­schla­fen ist ein Traum. Ja, den Pfle­gen­den droht durch sei­ne über­nom­me­ne Auf­ga­be schon so eini­ges: ein „bes­se­re“ Infekt­an­fäl­lig­keit, Depres­si­on oder Burn Out. Und dafür gibt es kei­nen Bonus beim Pflegegeld.

Aber, so mei­ne Erfah­rung, es ist nicht gleich die Pfle­ge­si­tua­ti­on das allei­ni­ge Übel, was an der Gesund­heit des Pfle­gen­den kratzt. Der Kampf um feh­len­de Hilfs­mit­tel wie der pas­sen­de Lif­ter oder auch den rich­ti­gen Win­deln, sor­gen häu­fig für viel Auf­re­gung eben auch bei ihr oder ihm. Dabei fra­ge ich mich, müss­te es den Ver­si­che­run­gen nicht bekannt sein, dass die pfle­gen­den Ange­hö­ri­ge eine gesi­cher­te Unter­stüt­zung brau­chen, um sie vor gesund­heit­li­chen Pro­ble­men zu schüt­zen. Dazu gehört eben, dass die Pfle­ge sehr gut über Hilfs­mit­tel ent­las­tet wird. Ein Aus­fall des pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen kos­tet zum einen die Krank­heits­be­hand­lung der Pfle­ge­kraft und zum ande­ren die even­tu­el­le teu­re­re sta­tio­nä­re Ver­sor­gung des zu Pflegenden.

Ein ande­rer Punkt, was den Pfle­gen­den sehr beschäf­ti­gen kann und er oder sie sich auch zer­rei­ben kön­ne: die Lebens­pla­nung. Beginnt man die Pfle­ge der Mut­ter oder des Kin­des, so kann man in vie­len Fäl­len nicht abschät­zen, wie lan­ge, wie vie­le Jah­re wird die Pfle­ge dau­ern. Dadurch müs­sen so eini­ge Lebens­träu­me nach hin­ten gescho­ben wer­den bis in die nicht Erfüll­bar­keit oder sogar die wei­te­re beruf­li­che Lauf­bahn. Aber nicht nur das, die Pfle­ge kann an sich die eige­ne Bezie­hung zur /​zum Part­ne­rIn belas­ten. Muss man dann noch sei­nen Job auf­ge­ben, um 100 Pro­zent der kran­ken Mut­ter, dem Vater oder dem Kind hel­fen zu kön­nen, so kann die Pfle­ge auch noch zu einer Armuts­fal­le wer­den. Über­le­gen Sie es sich gut, aber beden­ken sie auch den Pfle­ge­not­stand durch den Pflegefachkräftemangel.

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by dirkstr

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