Unterwegs mit dem behinderten Kind — der Außenseiter

U

Da wäre sie mit dem Fahr­rad fast in ein Auto gerollt. Wohl selbst dran Schuld, statt sich auf den Ver­kehr zu kon­zen­trie­ren, blieb sie lie­ber mit ihrem Blick auf unse­rer Lady hän­gen. So viel Auf­merk­sam­keit bekommt man nicht alle Tage und dies auch nur, wenn man eben nicht zu der Mas­se zählt, zu den Außen­sei­tern sich drängt. Du bekommst ein behin­der­tes Kind, es wächst aus der Stan­dard-Bug­gy-Grö­ße und schon hebst du dich vom grau­en Beton der Fuß­we­ge ab. Berüh­rungs­ängs­te der Mit­bür­ger? Es wäre ein Traum. Alle schau­en einen über das gebür­ti­ge Maß an, also sei man auf einen Lauf­steg, füh­re die neu­es­te Mode vor. So selbst­be­wusst muss man als “Zuschau­er” erst­mal sein, sei­ne Mas­ke, das ein­ge­wachs­te Lächeln fal­len und dazu noch die Gesichts­zü­ge ein­schla­fen zu las­sen. Der Blick bleibt auf dem Kind hän­gen. Da wird es wohl rat­tern in deren Schä­del. Den nor­mier­ten Men­schen, den sieht man nicht mehr auf der Stra­ße und wenn sie dann mal etwas ande­res sehen, dass muss erst­mal so ein mensch­li­ches Gehirn begrei­fen. Es braucht sei­ne Zeit, auch auf der Stra­ße. Fehlt nur noch, dass sie auf einem zustür­men und wis­sen wol­len, was mit dem Kind sei, was nicht. Doch zum Glück, das Gehirn ist in der Kor­rek­tur vom Welt­bild ver­tieft, dass es schein­bar sogar das Sprach­zen­trum aus­ge­schal­tet hat. Stimm­los ste­hen oder lau­fen die Leu­te wie ein Robo­ter wei­ter, nur der scan­nen­de Blick hängt auf dem Bug­gy. Falls sie so der Kreu­zung näher kom­men, ein Auto anrauscht. Tja, kann man da über­haupt eingreifen?

Über den Autor

Kommentar

by dirkstr

Kategorien

Neueste Beiträge

pflegezirkus