Scheitert DIE PETITION FÜR BESSERE PFLEGE DER PFLEGEBEDÜRFTIGEN

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Beim deut­schen Bun­des­tag läuft bis zum 11.02.2021 eine Peti­ti­on für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge. Sie will eine Gesund­heits­re­form anstoßen.

Nach deren Über­schrift die­ne es den Pflegebedürftigen.

Klingt gut, hört sich groß­ar­tig an auch für uns als pfle­gen­de Eltern von Inten­siv­kin­dern. Denn gute Arbeits­be­din­gun­gen in der Kran­ken­pfle­ge sor­gen dafür, dass weni­ger Pfle­ge­fach­kräf­te aus dem Job aus­stei­gen (Pfle­xit) und das exami­nier­te Fach­kräf­te zurück in den Job finden. 

Gute Arbeits­be­din­gun­gen bedeu­ten einen guten Per­so­nal­schlüs­sel. Also auf wie viel Krankenpfleger:innen oder Pfle­ge­fach­men­schen braucht es bei 1, 5 oder 10 Pati­en­ten. Es ist nicht ein­fach zu beant­wor­ten, son­dern abhän­gig von:

  1. Wel­che Krank­hei­ten und gesund­heit­li­chen Pro­ble­me bestehen.
  2. Wie selbst­stän­dig sind die Pati­en­ten oder Bedürf­ti­gen in ihrer Selbst­pfle­ge und ‑ver­sor­gung.
  3. Wie neh­men sie die Behand­lung an, ver­ste­hen sie ihre Erkrankung(en) und kön­nen die The­ra­pie selbst­stän­dig durchführen.

Und: Gute Arbeits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge hilft auch uns Fami­li­en in der außer­li­ni­schen Inten­siv­pfle­ge, wenn sich letzt­end­lich genü­gend Per­so­nal auf dem Pfle­ge­markt tum­melt und einen Job sucht.

Ein Grund für die Peti­ti­on zu stim­men — Gebe ihr dei­ne Stimme.

Unterzeichne die Petition

Die Forderungen der Petition für eine bessere Pflege

Die „eigent­li­chen“ Grund­for­de­run­gen der Peten­ten sind:

  1. Es soll­te mehr Zeit für Patienten:innen geben,
  2. Ver­läss­li­che Arbeits­zei­ten (also ein siche­rer Dienst­plan und Dienstschluss)
  3. Ent­las­tung von Büro­kra­tie (dies betrifft die Doku­men­ta­ti­on; Anträ­ge oder kom­pli­zier­te, auf­wän­di­ge Abrech­nung ein­zel­ner Pflegemaßnahmen);
  4. Per­so­nal­schlüs­sel nach ech­tem Bedarf;
  5. Sofor­ti­ges Han­deln bei Unterbesetzung.

Als nächs­ten gro­ßen Punkt füh­ren die Petenten:innen an:

  1. Auf­wer­tung des Berufsbildes
    1. höhe­re Gehälter;
    2. Zula­gen und Ent­loh­nung von Weiterqualifizierung;
    3. Mehr Ent­schei­dungs­mög­lich­kei­ten an Patienten:innen;
    4. Bes­se­re Karrierechancen.

Und als letz­ten Punkt wird auf­ge­zählt: Kon­se­quen­te Abkehr von Pro­fit­den­ken und öko­no­mi­schen Fehl­an­rei­zen durch eine Gesundheitsreform.

Und was eine gute Peti­ti­on ist, so muss die­se auch gut begrün­det wer­den. Eben um die Politiker:innen zu überzeugen.

Gründe der Petenten für gute Arbeitsbedingungen

Ja, gute Arbeits­be­din­gun­gen für Pfle­ge­kräf­te sind wich­tig. Denn schlech­te Bedin­gun­gen, um zu pfle­gen, sind eben Zeitmangel.

Dies bedeu­tet, dass Pfle­gen­de nicht nah an den Pati­en­ten dran sein kön­nen oder dem Heim­be­woh­ner. Dar­un­ter lei­det die Kran­ken­be­ob­ach­tung, um schnell Pro­ble­me bei The­ra­pien oder dem Krank­heits­ver­lauf zu erkennen.

Genau­so lei­det dar­un­ter auch die gepfleg­te Per­son, wenn sie sich nicht traut, sich zu öff­nen und auf gesund­heit­li­che Pro­ble­me hin­zu­wei­sen. Oder weil die Pfle­ge­fach­kräf­te nicht die Pro­phy­la­xen durch­füh­ren kön­nen und mit schlech­ten Gewis­sen arbeiten.

Schwer Kran­ke und Pfle­ge­be­dürf­ti­ge kön­nen nicht recht­zei­tig umge­la­gert wer­den, um Druck­ge­schwü­ren vor­zu­beu­gen oder sie lie­gen lan­ge in der vol­len Windel.

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Tra­che­al­ka­nü­le mit Sprech­ven­til — Pati­en­ten in der Krankenpflege

Zeitmangel in der Pflege und Gewinn für die Klinik

Pfle­gen­de müs­sen durch den Zeit­man­gel und ver­dich­te­ter Arbeit häu­fig so arbei­ten, wie sie selbst nicht gepflegt wer­den wol­len. Dabei erle­ben sie, dass es in den Kli­ni­ken um den Gewinn geht, also was an einer Dia­gno­se samt Behand­lung ver­dient wird. Sie erle­ben, dass nach der Behand­lung die Pati­en­ten schnellst­mög­lich wie­der ent­las­sen oder ver­legt wer­den sollen.

Eine kur­ze Ver­weil­dau­er der Pati­en­ten auf der Sta­ti­on bedeu­tet mehr Gewinn, denn bezahlt wird nach Fall­pau­scha­len. Eine län­ge­re Bet­ten­be­le­gung durch den glei­chen Erkrank­ten schmä­lert die Pauschale.

Dazu gilt: Müs­sen Pfle­ge­fach­kräf­te vie­le Pati­en­ten gleich­zei­tig in einer Schicht abar­bei­ten und noch Über­stun­den machen, gera­ten sie im Stress.

Und jeder kennt es: Anhal­ten­der nega­ti­ver Stress und Unzu­frie­den­heit erhöht die Feh­ler­quo­te und kann zur inne­ren Kün­di­gung führen.

Dage­gen zeigt es sich, wenn fach­kun­dig gepflegt wer­den kann, gibt es weni­ger Kom­pli­ka­tio­nen, die Ster­be­ra­te sinkt, die Pati­en­ten wer­den schnel­ler gesund und Über­the­ra­pien kön­nen bes­ser ver­mie­den werden.

Letzt­end­lich, die Peti­ti­on setzt auf eine „alte“ Grund­for­de­rung für die Pfle­ge. Doch bis­her, seit Jahr­zehn­ten, bewegt sich nicht viel, so mein Blick. Durch die Coro­na­pan­de­mie haben sich eini­ge Arbeits­be­din­gun­gen sogar verschlechtert.

Wird auch die­se Peti­ti­on schei­tern? Zumin­dest digi­tal hat sie noch kei­ne gro­ße Mehr­heit erreicht, obwohl es ein gro­ßes The­ma ist für uns alle. Ihr lest rich­tig: Für uns alle.

Okay, viel­leicht sind eini­ge The­men in der Peti­ti­on schwie­rig for­mu­liert, wie eben: Darf man im Gesund­heits­we­sen Pro­fi­te machen, ja oder nein. Dar­über lässt sich strei­ten, doch die Grund­for­de­rung ist stim­mig: Bes­se­re Arbeitsbedingungen.

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by dirkstr

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