Immer um 6.45 Uhr morgens, immer. Es gibt keinen Ausweg. Um 7.00 Uhr will der Pflegedienst hinter sich die Wohnungstür schließen und wir werden dann wieder Familie. Kein Ausweg. Der Wecker schrillt morgens seine Melodie. Die Melodie zieht in die Ohren, drückt sich ins Hirn ohne einen freundlichen Gruß. Aufstehen brüllt die Moralinstanz, sonst ist es peinlich, wenn die Schwester nicht pünktlich unsere Wohnung verlassen kann oder uns sogar wecken muss. 6.45 Uhr, Jeden morgen, ob Samstag, ob Feiertag und klage bloß nicht. Die Kinder der anderen stehen auch früh im Bett und … Die Kinder der anderen nimmt man dann mit ins eigene Bett und tituliert es als Kuscheln. Guten Morgen, kaum öffnet man die Tür vom Schlaf zum Flur, knackt es im Kopf und Kälte durchfließt einen. Schluß mit dem Privat, ab hier beginnt das öffentliche Leben, wie in einer Wohngemeinschaft, wo die Eltern des Freundes mit übernachten. Doch gehen die Eltern wieder, bis auf irgendwann, am Ende des Semesters, und der Pflegedienst geht auch, kommt aber Abends wieder. Und bis dahin ist alles privat, zumindest bis man selbst das Haus verlässt oder der Paketdienst klingelt. Ganz privat formt sich der Tag, zieht sich zur Nacht und um 21 Uhr: Die Pflegekraft läutet, ein trockenes Guten Abend stellt die Öffentlichkeit her , außer ich schließe die Tür zum Flur, zur umwachten Madame.