“Big Brother” vs. Menschen mit Handicap

“nie­woh­fol­le” — ja so könn­te man einen Arti­kel oder eher Kom­men­tar vom sechs­ten Janu­ar auf der “Main­post” bezeich­nen oder auch nicht. Sie ken­nen das Wort “nie­woh­fol­le” nicht. Der Autor schon. Aber ich ken­ne es auch nicht und mei­ne Recht­schreib­kor­rek­tur zeig­te mir auch die rote Kar­te. Ja, was soll man von dem Arti­kel hal­ten, in dem die Sen­dung Big Brot­her eine Art Behin­de­rung ist, also mit den Men­schen gleich­ge­setzt wird, die ein Han­di­cap haben.

Oder wie wür­den Sie die Über­schrift: “Der Zap­per-Phil­ipp: Big Brot­her und ande­re Behin­der­te” ver­ste­hen? Dass uns der Big­Brot­her, also die gan­zen Kame­ras über­all, die auf­zeich­nen­de Schnitt­stel­le beim Kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­ter, an der frei­en Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit hin­dert, ist klar. Aber das hat nichts mit den Men­schen mit Han­di­cap gemein.

Doch wor­um geht es in dem Text­werk? Nun um die neue Staf­fel von “Big Brot­her” und dass die Macher ihre Sen­dung als Lebens­hil­fe ver­ste­hen. Was ist dar­an ver­kehrt? An sich nichts, da jede Lite­ra­tur, ob gut oder schlecht, oder jede ande­re Fern­seh­sen­dung, die nicht nur dem Infor­ma­ti­ons­hun­ger dient, eine Hil­fe sein kann für Pro­ble­me im Leben der Kon­su­men­ten. Doch hier asso­zi­iert der Autor das Wort Lebens­hil­fe mit dem Ver­ein “Lebens­hil­fe”. Die Idee dahin­ter scheint wohl, dass die Zuschau­er der Sen­dung ein nied­ri­ges geis­ti­ges Niveau haben, weil der Ver­ein “Lebens­hil­fe” sich vor­ran­gig um Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten bzw. geis­ti­ger Behin­de­rung kümmert.

Ein fata­ler Ver­gleich, da hier Behin­der­ten­feind­lich­keit mit­schwingt und dies nicht nur durch die Hal­tung des Autors gegen­über der Fern­seh­sen­dung. Wer die Zuschau­er von “Big Brot­her” sind, ver­mag ich nicht zu sagen, und sogar noch weni­ger, wel­ches Bil­dungs­ni­veau die Zuschau­er haben. Wenn ich den Autor rich­tig ver­ste­he, müss­ten es bil­dungs­fer­ne Men­schen sein. Doch wer garan­tiert dies. Viel­leicht sind es auch Aka­de­mi­ker, die sich die Sen­dung anschau­en, um die Art von Kon­flikt­lö­sun­gen in ihrem nächs­ten Rat­ge­ber­buch ein­zu­bau­en. Schließ­lich, irgend­wer muss ja beob­ach­tet wer­den und da wir auch durch die Kame­ras in der Öffent­lich­keit, den pri­va­ten Daten­samm­ler und der Vor­rats­spei­che­rung unse­ren klei­nen, rea­len Big­Brot­her haben, sind sol­che Rat­ge­ber­bü­cher viel­leicht irgend­wann sehr gefragt.


Anmer­kung /​Update: Man erklär­te mir im stil­len Käm­mer­lein, ich sei auf eine Glos­se, also einer Sati­re rein­ge­fal­len. Im Nach­hin­ein wür­de ich dem zustim­men. Doch war oder ist es für mich nicht als sol­che erkenn­bar gewe­sen auf der Web­sei­te und beim Lesen. Recht­schreib­feh­ler gehö­ren in jedem Medi­um dazu und es wird auch sol­che Mei­nung über bzw. mit Behin­der­tem im Zusam­men­hang ver­tre­ten. In der Druck­aus­ga­be einer Zei­tung sieht man den “Cha­rak­ter” des Arti­kels viel­leicht eher. Doch im Inter­net steht ein Text, eine Web­sei­te auch für sich “ganz” allei­ne und vie­le Leser lan­den so auf eine Sei­te z.B. über die Such­ma­schi­ne. Der Text steht unter Nach­rich­ten /​Jour­nal. Jour­nal heißt vie­les, wenn man durch das Netz reist, ernst gemein­tes wie aber, eben auch, Sati­re. Viel­leicht habe ich ja mein Humor ver­lo­ren, bin ver­bis­sen, sehe alles gleich als Angriff etc. Aber ich den­ke auch, dass es Autoren gibt, die sol­che Aus­sa­gen als ihre Mei­nung ohne Sati­re veröffentlichen.

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by dirkstr

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