Das Kinderhospiz — seit Anfang der Woche hat uns das stationäre Haus in Bad Grönenbach wieder aufgenommen. Da aber immer noch keine „Aussage“ zum Ja oder Nein der Hospizpflege vom Sozialgericht vorliegt, so gab es einen neuen Antrag bei der Krankenkasse. Und so wie das „Spiel“ zurzeit läuft: Es gab wieder die bekannte Ablehnung der Leistung und wir gingen in den Widerspruch.
Aktuell stellt sich für mich hierzu die Frage, ob es mit der Genehmigung der Hospizpflege bei den Krankenkassen an sich nicht sogar schwieriger wird. Der Grund: Am 1. August, so beschloss es die Politik, müssen die Krankenkassen mehr zahlen für die Leistung „Hospizpflege“. Einer Familien aus unserer Selbsthilfe wurde plötzlich für deren letzten Aufenthalt in einem Kinderhospiz die Hospizpflege nicht genehmigt. Es ist eine andere Kasse, keine BKK, und es sind primär die gleichen Gründe wie bei uns, so verstand ich es. Das Kind sei nicht in der Finalphase. Dabei hat deren Kind eine Prognose, wo nach dieses schon gestorben sein müsste (innerhalb des ersten Lebensjahres) und es zuvor eben Hospizpflege gab.
Aber wozu bräuchte den diese Familie eine Leistung der Palliativversorgung, die diese auffängt und eine tiefergehende Instabilität verhindert? Warum brauchen überhaupt Eltern schwer kranker Kinder eine Vorbereitung auf den (plötzlich) kommenden Tod des Kindes? Und warum bräuchte das Kind eine palliativ-pflegerische und palliativ-ärztliche Leistung? Wozu brauchen wir Eltern eines Palliativkindes überhaupt Stabilität im Alltag?
Wir sind sie doch gewöhnt, die instabile häusliche Lebenssituation. Bei der trifft man fast jeden Tag auf ein „neues“ Ereignis, was den ganzen mühsam “gebastelten” Alltag umwirft, mal mehr und mal weniger. Sei es eine schwere epileptische Krise, sei es ein Harnverhalt oder sei es die Obstipation und ungeklärte Schmerzattacken. Bricht plötzlich der Tod ein, so ist es wohl nichts Gravierenderes mehr, als was uns mehrfach im Monat aus der Bahn wirft. Wir sind, vielleicht ist dies eine Annahme von den Nicht-Befürwortern der Hospizpflege, ja gut trainiert mit einem Intensivkind.
Dass nach dem Tod eines Kindes jede zweite Ehe brechen soll, wie ich letztens vernahm, spielt beim Bedarf um diese Leistung wohl auch keine Rolle. Eine Vorbereitung auf den Tod, eine Abfederung der Instabilität — vielleicht geht so mancher auch davon aus, es gehöre in die Leistung der Familien- und Jugendhilfe, der Schutz der Familie.
Und bei diesem ganzen Gezerre um diese Pflegeleistung muss ich annehmen, dass es bisher keine ordentlichen oder verlässlichen Kriterien gibt, wie man eine instabile häusliche Situation prüft. Diese fehlen wohl insbesondere in der Lebenssituation mit einem schwer kranken Kind. Denn bisher vernahm ich noch keine Antwort dazu. Das Ferngutachten entschied bisher nur über eine Annahme der Palliativsituation. Die häusliche Stabilität ist für mich nie erfasst worden, obwohl es ein wichtiger Punkt ist für diese Leistung „Hospizpflege“.
Vielleicht ist es von unserer Seite aus sogar falsch, nicht bei jeder Krise in die Klinik zu gehen. Mit den regelmäßig akuten Problemen wäre jedes Mal ein stationärer Aufenthalt gerechtfertigt und doch wird er vermieden. Man erwartet und weiß, es gibt kaum Besserung der Situation in der Klinik. Somit ist oder wäre primär ein Krankenhausaufenthalt nicht notwendig. Eine Fahrt ins Kinderhospiz ergibt wegen der dortigen Palliativversorgung mehr Sinn. Ein Krankenhaus-Aufenthalt kann so vermieden werden. Würden wir aber jedes Mal in die Klinik gehen, so würde wohl auch für die Krankenkasse deutlich werden, wie instabil die häusliche Situation ist. Zumindest auf dem Papier, der wiederkehrenden Krankenhaus-Rechnung, von der man es dann “ablesen” könnte.