Kinderhospiz vs. Erholungsurlaub vs. vollstationäre Pflege

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Voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge, etwas, was zum The­ma wer­den kann bei Fami­li­en mit einem schwer behin­der­ten Kind, wenn es eben nicht mehr klappt mit der häus­li­chen Pfle­ge. Die Pfle­ge­per­son ist über­for­dert oder aus­ge­fal­len, wie auch immer. Geht die Rei­se ins Kin­der­hos­piz, dann geht es zu Hau­se eben auch nicht mehr. Aber um die Leis­tung „voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge“ zu bekom­men im Kin­der­hos­piz, dafür braucht es wohl …

Zumin­dest wur­de uns für den letz­ten Kin­der­hos­piz-Auf­ent­halt nicht nur die Hos­piz­pfle­ge abge­lehnt von der Kran­ken­kas­se, son­dern auch die voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­leis­tung von der Pfle­ge­kas­se. Als Grund wur­de mit genannt: Die Pfle­ge vom Kin­de sei grund­sätz­lich sicher­ge­stellt und wenn sie wegen eines Erho­lungs­ur­lau­bes der Pfle­ge­per­son, also ich, nicht erbracht wer­den kann, dann kommt die Kurz­zeit­pfle­ge in Betracht. Also nicht die voll­sta­tio­nä­re Pflegeleistung.

Punkt eins hier­bei ist: Die Kurz­zeit­pfle­ge ist auf­ge­braucht, denn irgend­wie müs­sen die Kin­der­hos­piz-Auf­ent­hal­te zumin­dest zum Teil finan­ziert wer­den. Des­halb haben wir die­se Pfle­ge­leis­tung bean­tragt. Punkt zwei: Ich habe nir­gends ange­ge­ben, weder bei der Kran­ken­kas­se noch hier im Blog: Ich mache jetzt Erho­lungs­ur­laub. Eine Fahrt in ein Kin­der­hos­piz ist für mich weit ent­fernt von dem, was ein Erho­lungs­ur­laub ist. Dies ins­be­son­de­re wohl auch, was dar­un­ter die gemei­ne Bevöl­ke­rung ver­steht. Oder wür­den Sie, lie­ber Leser, sich in Ihrem Erho­lungs­ur­laub mit Ster­ben und Tod aus­ein­an­der set­zen wollen?

Was mich dabei ver­wun­dert, wir hat­ten dies The­ma „vor­über­ge­hen­de voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge“ schon ein­mal durch und ich dach­te, zumin­dest bei der Pfle­ge­kas­sen-Leis­tung gibt es einen Frie­den für die Ver­sor­gung von lebens­li­mi­tiert erkrank­ten Kindern.

Aber da dem nicht so ist, so folg­te jetzt ein neu­es Schrei­ben an den Lan­des­ver­band der BKK in Nord­rhein-West­fa­len. Denn die­ser hat­ten im Dezem­ber 2008 erwähnt in einem Brief, dass die voll­sta­tio­nä­re Pfle­ge­leis­tung in Betracht kom­men kann, wenn die Kurz­zeit­pfle­ge auf­ge­braucht ist. Das Gegen­teil ist hier bei uns der Fall.

Warum Kinderhospiz kein Erholungsurlaub ist

Ganz kurz: Die Pfle­ge hät­ten wir zu Hau­se nicht mehr auf­recht erhal­ten kön­nen, aus ver­schie­de­nen Grün­den. Ich als Pfle­ge­per­son zum einem war über­for­dert und dafür gibt es dies­mal wie­der Grün­de, auf die wir auch in den Brief an den Lan­des­ver­band eingingen:

Die MRSA — Geschich­te und die feh­len­de Unter­stüt­zung durch den Pfle­ge­dienst, da die Kran­ken­kas­se die Erhö­hung der Pfle­ge­stun­den abge­lehnt hat­te. Dies brach­te uns an unse­re Belas­tungs­gren­zen schon im Juni, den All­tag über­haupt irgend­wie meis­tern zu kön­nen. Ins­be­son­de­re war dies schwie­rig, wenn dann noch Schmerz­at­ta­cken oder anhal­ten­de Unru­he­pha­sen den Tages­ab­lauf bestim­men wollten.

Die Äuße­rung „Erho­lungs­ur­laub“ fin­de ich zudem bedenk­lich, wenn man damit eine Fahrt ins Kin­der­hos­piz ver­bin­det. Unse­re Madame hat­te vor dem Auf­ent­halt noch zen­tra­le Fie­ber­schü­be. Zen­tral bedeu­tet, es ist kein Erre­ger, der die Kör­per­tem­pe­ra­tur hoch­treibt, son­dern das Gehirn selbst. Eine Fehl­funk­ti­on, die zum Bei­spiel auch beim Mor­phin­en­t­zug auf­tritt. Das Pro­blem ist, die Fie­ber­schü­be waren von außen mit unse­ren Mit­teln nicht steu­er­bar. Sie kamen und gin­gen und somit gesell­te sich zu mir die Angst: Was ist, wenn das Fie­ber nicht mehr geht? Zen­tra­les Fie­ber gehört mit zu den Todes­ur­sa­chen der Erkran­kung (PCH 2) bei unse­rem Intensivkind.

Die Fahrt ins Kin­der­hos­piz, sie war, um ein Stück wie­der die Sta­bi­li­tät für die nächs­te Stre­cke zu fin­den, mit der schwie­ri­gen Situa­ti­on, auch mit ihrer Pro­gno­se, wie­der einen Umgang zu fin­den. Denn selbst im Auf­ent­halt hat­te das Kind Pha­sen, wo für mich auch die Angst oder Ahnung nahe war, sie wür­de jetzt von uns gehen. Sie ging nicht.

Stirbt unser Kind nicht oder es hat eine gute Pha­se, so erleb­ten wir zumin­dest häu­fig ein ande­res Kind, wel­ches schwe­re Pro­ble­me hat­te und wel­che, die Abschied nah­men vom Leben. Dies bestimmt mit den Kinderhospiz-Aufenthalt.

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by dirkstr

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