Lindenstraße: Die eigene Stimme des Kranken

“Wenn es Zeit ist zu gehen, dann muss man sich damit abfind­en. So ist das eben.” Erich Schiller in ARD-Serie: Lin­den­straße, Folge 1219, “Ja oder Nein”.

In der Folge wurde es zu einem wichti­gen The­ma, die Frage: Welchen Ein­fluss haben die Ange­höri­gen auf den Schw­erkranken? Kämpft er weit­er gegen die Krankheit, gegen den Tod und erhöht so vielle­icht sog­ar noch sein Lei­den, bloß weil die Ange­höri­gen nicht wollen, dass er die Ther­a­pi­en abbricht, weil er eben die Zeit für sich sieht zu gehen. Bei Eltern schw­er kranker Kinder kann es sog­ar nach schwieriger sein. Lassen sie ihr Kind gehen oder streben sie den näch­sten Ther­a­pi­eschritt an, obwohl sog­ar ärztliche Mei­n­un­gen kaum einen Erfolg sehen?

 Es fällt eben schw­er, ein­fach mit anzuse­hen, wenn jemand stirbt. Ist es dann noch eine geliebte Per­son, so wird es nicht leichter. Sicher­lich, das Ster­ben, der Tod kann auch einen Trost mit­brin­gen, wenn er das Lei­den verkürzt. Denn dies ist auch eine Angst und Frage: Wie weit ver­längern die Ther­a­pie das Lei­den, dies sog­ar unwiderruflich?

Nehmen wir das Beispiel Beat­mung. Ste­ht man vor diesen Schritt bei ein­er abbauen­den Erkrankung, so muss man sich eben auch gewiss sein, dass die Beat­mung nicht nur die aktuelle Leben­squal­ität sichert. Darüber hin­aus kann sie eben auch das Leid ver­längern und dann wird es zu einem Prob­lem, die Mas­chine ein­fach abzustellen. Bei der Lin­den­straße geht es um die Frage ein­er Organtrans­plan­ta­tion, dem Herz um genau zu sein. Sicher­lich heißt es hier erst­mal das passende Spenderor­gan zu bekom­men, doch auch, wie weit ist eine Trans­plan­ta­tion vertret­bar, wenn die Ange­höri­gen den Kranken ein­fach “über­stim­men”, gar mund­tot machen in sein­er eige­nen Mei­n­ung. Er hat seine Unter­schrift unter dem Ja zu set­zen und macht es, weil man ihn überre­det hat. Im Inneren doch sieht er sich einem Nein gegenüber, einen Weg, den er nicht gehen möchte. Seien es ethis­che oder emo­tionale Gründe, ein fremdes Organ in sich zu spüren.Und die Angst vor den Kom­p­lika­tio­nen mit einem Auf und Ab zu den Hoff­nun­gen. Am Ende ste­ht dann doch wieder die Trauer um das “alte” Leben. Doch ste­ht den Ange­höri­gen nicht auch das Recht zu, ihren “Schüt­zling” zu bere­den, mit ihm zu beratschla­gen, vielle­icht sog­ar zu überre­den für die Trans­plan­ta­tion? Es ist eine schwierige Frage und gewiss sein muss man sich hier auch: Ste­ht der Kranke mit sein­er Moti­va­tion nicht hin­ter ein­er solch kräftez­er­ren­den Ther­a­pie, dann scheit­ert sie vielle­icht ger­ade deshalb, auch um den Ange­höri­gen zu zeigen in einem Lern­prozess, wer hier das sagen hat, über sein Leben zu bestimmen.

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