Ohnmacht oder Chef in der häuslichen Intensivpflege

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Willst du als Kerl und Vater die häus­li­che Inten­siv­pfle­ge gut umset­zen, dann brauchst du Unter­neh­mer­geist. Den­ke wie ein Chef. War­um und was das mit “ich blei­be fit in der Pfle­ge” zu tun hat, eine klei­ne gedank­li­che Reise. 

Die häus­li­che Pfle­ge kann…, sie wird schnell zur Belas­tung, denn sie kol­li­diert mit unse­ren Bedürf­nis­sen, unse­ren Wün­schen und mit unse­rer Lebensplanung. 

Zumin­dest ver­lief es bei mir so. Ich bin nicht als Mönch gebo­ren, um die­se Lebens­si­tua­ti­on mit einer beson­de­ren geis­ti­gen Hal­tung anzunehmen. 

Die außer­kli­ni­sche Inten­siv­pfle­ge, wenn die Pfle­ge­fach­kräf­te feh­len, ist eine Last, ein­fach extrem. 

Ich erle­be, wenn ich Nacht­dienst über­neh­men muss, eine Nacht, wo es kei­nen erhol­sa­men Schlaf gibt und die Angst, es läuft was schief und ich erken­ne es erst zu spät. 

Letz­tens habe ich im Nacht­dienst über­se­hen, dass das Netz­teil vom Beatmungs­ge­rät aus­fiel und die Maschi­ne lief auf inter­nen Akku, der dann leer wur­de. Zum Glück gibt es eine Ersatzmaschine. 

Also gibt es in der außer­kli­ni­schen Inten­siv­pfle­ge vie­les zu mana­gen. Bei einer defek­ten Maschi­ne muss die/​der Techniker:in ange­ru­fen werden. 

Ent­we­der ich mache es selbst oder dele­gie­re es. Ich tra­ge die Ver­ant­wor­tung über die Repa­ra­tur der defek­ten Maschi­ne und dass alle sicher in der Pfle­ge arbei­ten können.

Den Pfle­ge­fach­kräf­ten gilt es, von die­ser Feh­ler­quel­le zu berich­ten, eben dass dies nicht wie­der passiert. 

Fremdbestimmt und Verantwortung

Dies liegt in mei­ner Ver­ant­wor­tung und des­halb neh­me ich den klei­nen Trick an: Ich sehe mich als Unter­neh­mer, als Lei­tung eines klei­nen Pflegedienstes. 

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Beatmungs­ge­rät und Netz­teil in der außer­kli­ni­schen Intensivpflege

Ansons­ten gilt, ich habe dies auch erlebt, du ver­lierst schnell über die Pro­zes­se im Inten­siv­Zim­mer den Über­blick. Es bleibt der Ein­druck, das bedrü­cken­de Gefühl, du bist fremdbestimmt. 

Also dre­he ich den Blick­win­kel, set­ze es in mei­nen Mind­set, set­ze es als Glau­ben­s­atz, der meint: Ich bin Chef, ich gestal­te hier die­sen gan­zen Laden. 

Bei vie­len pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen, wie ich sie ken­nen­lern­te, ver­ges­sen immer mal, dass sie selbst mit ihre Lebens­si­tua­ti­on gestal­ten und auch das Pfle­ge­le­ben gestal­ten sollten. 

Eine Lebens­ein­stel­lung, die gera­de in die­ser Pan­de­mie­zeit durch den Coro­na­vi­rus wich­tig ist. 

Dies aus einem ganz ein­fa­chen Grund: Das Gefühl, das Erle­ben fremd­be­stimmt zu sein, kann einen run­ter­zie­hen, einen so auf den Boden drü­cken, dass es schwer wird wie­der aufzustehen. 

Ich ken­ne es und ver­lor mei­ne Kraft, gut durch schwie­ri­ge Situa­ti­on zu kom­men. Es bestimm­te mein Burnout. 

Ich war nicht mehr resi­li­ent in der Lebens­si­tua­ti­on. Ich war nicht mehr fit.

Wie werde ich pflegender Chef

Um wie­der zum Lebens­ge­stal­ter zu wer­den, ist mei­ne ers­te Fra­ge an dich: Willst du es über­haupt? Es bringt nichts dar­an zu bas­teln, wenn es nicht dein Ziel, dei­ne Hal­tung ist. 

Lei­tung zu sein ist zuerst auch die Annah­me: Ich bin die Lei­tung, ich bin Chef und ich bin Entscheider. 

Zum Anneh­men gehört dann auch Ver­ant­wor­tung zu tra­gen, zu reflek­tie­ren und frus­trie­ren­de Erleb­nis­se aus­zu­hal­ten. Denn Chef­sein heißt auch, es funk­tio­niert nicht alles, wie ich will, aber da ich Chef bin in der Pfle­ge, kann ich mich nicht ein­fach raus­zie­hen und den ande­ren die Pfle­ge­welt überlassen.

Als pfle­gen­der Vater oder Eltern gibt es häu­fig kei­nen ande­ren, der es über­neh­men kann. 

Zie­he ich mich raus, dann gebe ich mei­nen Gestal­tungs­wil­len und mei­ne Selbst­wirk­sam­keit ab. Das kann letzt­end­lich schwie­ri­ger wer­den, als ein Gesche­hen auszuhalten.

Oder umge­dreht: Sich aus einem Gesche­hen raus­zu­zie­hen wirkt am Anfang ein­fa­cher, doch wirkt es sich auf mich aus mit einem Ergeb­nis, wo ich nicht hin will: Macht­lo­sig­keit, ich habe hier nichts mehr zu sagen. 

Und Macht­lo­sig­keit, Ohn­macht erle­ben wir mit einem schwer chro­nisch erkrank­ten Kind genug. Manch­mal jeden Tag.

Kennst du das? Ich schon. Manch­mal muss ich mich raus zie­hen, aber ich war mir der Ent­schei­dung bewusst oder ich merk­te: Es ist nicht mei­ne Baustelle.

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by dirkstr

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