Rehabuggy im Test und die Kritik

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Man möch­te sie nicht mis­sen, die Zeit­schrif­ten, wel­che sich den The­men rund um die Behin­de­rung wid­men. Es ist kein Medi­um für den Mas­sen­markt, somit wird man eine sol­che Zei­tung auch nicht im gut sor­tier­ten Zeit­schrif­ten­la­den fin­den. Doch habe ich auch so mei­ne Bauch­schmer­zen, wenn ich die eine oder ande­re Zei­tung abon­nie­ren müss­te. Letz­tens lag wie­der die Han­di­cap auf mei­nem Tisch, die Aus­ga­be vom Früh­jahr 2009. Sechs Kin­der­wa­gen im Test hieß auf der Vor­der­sei­te, doch als ich die Arti­kel zu den ein­zel­nen Reha­bug­gys las, kam die Ernüch­te­rung. Die Bei­trä­ge lasen sich für mich eher wie eine Pro­dukt­vor­stel­lung als eine aus­rei­chen­de kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung, ein wirk­li­cher Test. Zwei Bug­gys kann­te ich schon von ande­ren Eltern, einen Typ haben wir selbst im Gebrauch. Hier­bei merkt man, die inter­es­san­te Kri­tik kommt häu­fig erst durch die län­ge­re Benut­zung im All­tag, so unse­re Erfahrung.

Kri­tik im All­tags­ge­brauch und das bedeu­tet der häu­fi­ge Stadt­be­such, die täg­li­che Fahrt zum Kin­der­gar­ten über nicht nur glat­ten Fuß­weg, son­dern über Stock und Stein. Da ermü­det bei dem einen Bug­gy schnell das Mate­ri­al, so dass der Rah­men bricht. Zumin­dest erging dies so einer uns bekann­ten Fami­lie öfters. Bei uns ist die Fest­stell­brem­se nicht opti­mal und die Last­ver­tei­lung. Schnell kippt der Wagen nach hin­ten. Wäre unse­re Toch­ter beatmet 24 Stun­den am Tag, so könn­ten wir unse­ren Bug­gy nicht ver­wen­den. Nir­gends hät­te die klei­ne Beatmungs­ma­schi­ne gut und sicher Platz. Und es muss beim Test auch an die Mit­nah­me von wei­te­ren Hilfs­mit­teln gedacht wer­den wie Sau­er­stoff­fla­sche, Moni­tor oder Ernährungspumpe.

Was mir auch fehlt: Dane­ben wirkt man­che Ver­ar­bei­tung vom Bug­gy nicht so, als sei das Pro­dukt 1.500 bis 2.500 Euro wert im Neu­kauf. Und die „sehr“ guten Prei­se im obe­ren Bereich fürs Son­nen­ver­deck, Regen­schutz oder den pas­sen­den Win­ter­schlupf­sack sind auch ein wich­ti­ges Kri­te­ri­um für eine Kri­tik. Denn ob die Ver­ar­bei­tung die­sen Preis recht­fer­tigt, ist für mich manch­mal frag­lich. Sicher­lich, ein Reha­bug­gy und sein Zube­hör ist kein Mas­sen­pro­dukt und zum Preis gehört auch die Qua­li­täts­si­che­rung. Doch steht für mich die­se Fra­ge trotz­dem. Ins­be­son­de­re, da es zum Bei­spiel beim Schlupf­sack auch bil­li­ger geht, wie die für die Roll­stuhl ohne indi­vi­du­el­le Anpassung.

Doch sind sol­che „Pro­dukt­re­views“ wie­der­um wich­tig, um zu erfah­ren, wel­che Hilfs­mit­tel es gibt. Reha­bug­gy ist aber nicht gleich Reha­bug­gy. So man­cher ist für ein Kind ohne Rumpf­kon­trol­le und Spas­tik nicht geeig­net, da der eine oder ande­re alle über eine wirk­li­che Sitz­scha­le ver­fügt, die indi­vi­du­ell ange­passt wer­den kann. Aber die Hin­wei­se zu den Reha-Bug­gys, auf was man ach­ten soll­te wie Sicher­heit oder Trans­port­mög­lich­keit, sind sinn­voll. Ver­ges­sen beim Test soll­te man nicht: Vie­le kön­nen sich einen Reha­bug­gy nicht ein­fach so kau­fen, son­dern bean­tra­gen es über die Kran­ken­kas­se. Hat die Kran­ken­kas­se ein gebrauch­tes Modell im Lager, dann wird erst­mal die­ses den Pati­en­ten ange­bo­ten. Sind die Eltern nicht zufrie­den mit dem Kas­sen­an­ge­bot, so müs­sen sie die Kri­tik­punk­te her­aus­ar­bei­ten, war­um sie das eigent­lich bean­trag­te Modell brau­chen. Dafür muss man aber auch das gewünsch­te Modell ken­nen, um den Kos­ten­trä­ger zu überzeugen.

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by dirkstr

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