Um die Definition Krise

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Insta­bi­le Lebens­si­tua­ti­on oder eben die Kri­se in der Häus­lich­keit. Ist man auf dem Weg, wo man sich um die Finan­zie­rung der sta­tio­nä­ren Hos­piz­pfle­ge für das Inten­siv­kind bemüht, so ist die Defi­ni­ti­on Kri­se eine grund­le­gen­de Fra­ge. Bei ande­ren geht es um die Kos­ten­über­nah­me der spe­zia­li­sier­ten ambu­lan­ten Pal­lia­tiv­ver­sor­gung (SAPV).

Sucht man eine Defi­ni­ti­on für die Kri­se, so sucht man eben nach Lite­ra­tur mit Aus­sa­ge­cha­rak­ter. Eine Vari­an­te, so fin­de ich, kann man aus der Rah­men­ver­ein­ba­rung zur Hos­piz­ver­sor­gung nach §39a Abs. 1 Satz 4 SGB V ableiten:

Es tritt eine Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on ein, wo die „regu­lä­re“ ambu­lan­te Ver­sor­gung im Haus­halt nicht mehr aus­reicht und es die Mög­lich­kei­ten der bis­her Betreu­en­den übersteigt.

Jetzt wer­den sicher­lich eini­ge Eltern von Inten­siv­kin­dern mei­nen, Kri­se, dass sei so regel­mä­ßig der Fall. Sie sei­en stän­dig mit­ten drin. Eine kaum von außen gestalt­ba­re Schmerz­kri­se folgt der nächs­ten oder eben ein stän­dig neu­ro­lo­gi­sches Gesche­hen sorgt für Unru­he, was anfängt mit epi­lep­ti­schen Anfäl­len und es geht bis hin zu schwe­ren Atem­stö­run­gen oder oder.

Man­che Fami­lie wird dies gar nicht mehr als Kri­se wahr­neh­men, denn wenn man Hil­fen sucht und zum Bei­spiel in eine Kli­nik geht, so wird klar, was die dort machen ist nichts ande­res als Zuhau­se. Da die­se „Dau­er­kri­se“ stän­dig besteht, so wird die­se als „nor­mal“ wahr­ge­nom­men und es redet kein Zuge­hö­ri­ger vom Kind mehr davon. Es ist doch alles sta­bil, eben in die­sem Rah­men: Das Kind lebt, wenn auch mit ein­ge­schränk­ter Lebens­qua­li­tät und regel­mä­ßi­gen Atem­aus­set­zer, Epi­lep­sie­at­ta­cken, Schmerzen …

Sta­bil? Sicher­lich oder man hofft es zumin­dest, hält eine Schmerz­kri­se jetzt nicht tage­lang an, son­dern es gibt eben auch meh­re­re Tage dazwi­schen bis zum neu­en „Start“. Kann man dann aber von einer sta­bi­len Lebens­si­tua­ti­on spre­chen, wenn das Inten­siv­kind nur alle drei oder vier Tage für kri­sen­haf­te Pro­ble­me sorgt, bei dem man eigent­lich immer an dem Punkt steht: Kön­nen wir dies noch hän­deln, wenn es jetzt län­ger als “üblich” dauert.

In der Rah­men­ver­ein­ba­rung für die Hos­piz­ver­sor­gung gibt es die net­te Wort­grup­pe: „regel­mä­ßig über­steigt“ Was eben bedeu­tet, dass die Vorraus­set­zung für die Hos­piz­pfle­ge sich auch dadurch erge­ben, wenn es eben regel­mä­ßig zu Kri­sen kommt. Wel­ches Inter­vall für regel­mä­ßig nun gemeint ist, ist noch eine Fra­ge. Also wenn die Kri­sen mehr­fach in drei Mona­ten statt­fin­den bzw. noch enger, ist dies dann stim­mig hier­für? Zumin­dest kann man dann nicht von einer sta­bi­len Lebens­si­tua­ti­on spre­chen, die sich auch dadurch aus­zeich­net, dass man so kei­ne Lebens­pla­nung fin­den kann. Selbst den nächs­ten Tag oder die nächs­te Woche zu pla­nen ist hier (teil­wei­se) nur schwer möglich.

Die Kri­se ist eine Situa­ti­on, so unse­re Erfah­rung erst letz­tens wie­der, die wir beim Inten­siv­kind nur schwer gestal­ten kön­nen. Dabei ent­steht die Fra­ge, wie lässt sich dies noch aus­hal­ten. Eine Fra­ge, die nicht nur wir Eltern ler­nen müs­sen, son­dern alle Beglei­te­rIn­nen vom Inten­siv­kind. Aus­hal­ten, weil man eine schwie­ri­ge und belas­ten­de Lebens­si­tua­ti­on nicht gestal­ten kann.

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by dirkstr

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