Antra mups nun Luxus und das notwendige Maß

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Jetzt ist es amt­lich, per Post. Die Kran­ken­ver­si­che­rung hat nicht vor den Eigen­an­teil vom Antra mups zu über­neh­men. Es gäbe kei­ne Aus­nah­men, um die Kos­ten über den bestehen­den Fest­be­trag zu über­neh­men, so heißt in ihrem Schrei­ben vom Wider­spruchs­aus­schuss. Fazit für uns: Antra mups ist ein “Luxus­gut”. Schließ­lich, so heißt es auch: 

„(4) Kran­ken­kas­sen, Leis­tungs­er­brin­ger und Ver­si­cher­te haben dar­auf zu ach­ten, daß die Leis­tun­gen wirk­sam und wirt­schaft­lich erbracht und nur im not­wen­di­gen Umfang in Anspruch genom­men wer­den.“ §2 SGB V

Und wei­ter heißt es:

(1) Die Leis­tun­gen müs­sen aus­rei­chend, zweck­mä­ßig und wirt­schaft­lich sein; sie dür­fen das Maß des Not­wen­di­gen nicht über­schrei­ten. Leis­tun­gen, die nicht not­wen­dig oder unwirt­schaft­lich sind, kön­nen Ver­si­cher­te nicht bean­spru­chen, dür­fen die Leis­tungs­er­brin­ger nicht bewir­ken und die Kran­ken­kas­sen nicht bewilligen.

(2) Ist für eine Leis­tung ein Fest­be­trag fest­ge­setzt, erfüllt die Kran­ken­kas­se ihre Leis­tungs­pflicht mit dem Fest­be­trag.“ §12 SGB VAl­so ist ein son­den­gän­gi­ger Pro­te­nen­pum­pen­hem­mer (Magen­säu­re­blo­cker), eben ein sol­ches Medi­ka­ment wie Antra mups oder Nexi­um mups, nicht not­wen­dig, da die Kos­ten hier­für nicht über­nom­men wer­den. Es ist dem­nach Luxus, der bei uns monat­lich ca. 2,60 Euro aus­ma­chen wür­de. Wir ach­ten bit­te auf das Wort „wür­de“.

Luxus ist teu­er, das lernt man ziem­lich schnell, spä­tes­tens in der Schu­le, wenn es um die Königs­häu­ser geht. Doch, so lernt man auch, wenn man immer nur nach Schnäpp­chen jagt und Bil­lig­pro­duk­te kauft, so kommt man am Ende teu­rer weg. Der Grund ist: feh­len­de Qua­li­tät, doch eine sol­che sichert auch eine län­ge­re Lebens­dau­er des Produkts.

Bei Medi­ka­men­ten macht die Qua­li­tät zum Bei­spiel eine gute Bio­ver­füg­bar­keit des Wirk­stof­fes aus, was heißt, wenn man 10 mg gebe, dann soll­ten im Blut beim Kran­ken auch 10 mg ankom­men. Qua­li­tät bedeu­tet bei Medi­ka­men­ten aber auch eine gesi­cher­te Ein­nah­me wie: Die Tablet­ten oder Kap­seln soll­te auch jeder her­un­ter schlu­cken kön­nen. Ist sie zu groß, man kennt es viel­leicht, dann bleibt sie „Hals“ stecken.

Ein wei­te­rer Qua­li­täts­punkt: Son­den­gän­gig­keit. Vie­le Medi­ka­men­te dür­fen gemör­sert oder auf­ge­löst wer­den und so kön­nen sie über die Son­de gege­ben wer­den. Doch gibt es Wirk­stof­fe, die nicht geteilt oder gemör­sert wer­den dür­fen, wie eben die der Pro­to­nen­pum­pen­hem­mer. Die gehen durch den Kon­takt mit der Magen­säu­re kaputt. Die gän­gi­gen Prä­pa­ra­te die­ser Medi­ka­men­te sind, bis auf die genann­ten „Aus­nah­men“ zu groß für vie­le Son­den. Sie ver­stop­fen die­se und da kommt das Wort „wür­de“ ins Spiel.

Da das son­den­gän­gi­ge Antra mups nun „Luxus“ ist, geben wir zu bestimm­ten Zei­ten ein Gene­ri­kum mit Ome­pra­zol, dem Wirk­stoff vom Antra, um kei­ne “unnö­ti­gen” Kos­ten für uns zu haben. In der Öffent­lich­keit und Nachts müs­sen wir Antra geben, wegen der Sicher­heit. Nach­teil der Gene­ri­ka­ga­be: Die Son­de ver­stopft regel­mä­ßig. Die letz­ten zwei Wochen war sie fünf mal so ver­stopft, dass der Zufuhr­schlauch gewech­selt wer­den muss­te und ein­mal der Button.

Also wenn „Luxus“ ca. 2,60 kos­tet im Monat, so kos­tet das jet­zi­ge „not­wen­di­ge Maß“ in den letz­ten zwei Wochen: ein But­ton 250 bis 300 Euro, der Preis nach einer Quel­le im Inter­net, und fünf Zufuhr­schläu­che, Kos­ten­punkt um die 20 Euro oder mehr.

Also gut über 300 Euro kos­te­te in den letz­ten zwei Wochen das „not­wen­di­ge Maß“. Damit könn­te man sich über 100 Mona­te „Luxus“ leis­ten. Dass dies dem wirt­schaft­li­chen Gebot ent­spricht, mag ich zu bezwei­feln. Aber um dafür rich­tig auf­ge­klärt zu wer­den, ich hof­fe es, habe ich jetzt, mal wie­der, an das Bun­des­ver­si­che­rungs­amt ange­schrie­ben. Mich wun­dert zumin­dest bei die­ser Phi­lo­so­phie nicht, wie man dann auf 15,5 Pro­zent Kran­ken­kas­sen­bei­trag kommt nächs­tes Jahr. Ach so, der Weg zum Sozi­al­ge­richt. Dem Anwalt habe ich es übergeben.

Viel­leicht hört sich dies jetzt für den einen oder ande­ren locker an und man könn­te mei­nen, dann sol­len sie halt den höhe­ren Ver­schleiß an Hilfs­mit­teln bezah­len. Doch wenn jemand ein­mal den But­ton­wech­sel mit­ge­macht hat bei der Lady, dann wird man ganz schnell anders den­ken. Er ist so schmerz­haft, dass sie nicht weiß, wohin mit sich, sich über­streckt und weint ohne Pau­se, bis sie sich in die Bewusst­lo­sig­keit hyper­ven­ti­liert hat. Da hilft auch kei­ne pro­phy­lak­ti­sche Gabe eines Mit­tels gegen Schmerzen.

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by dirkstr

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