Digitalisierung, dass brauch ich nicht in der außerklinischen Intensivpflege (AKI), der häuslichen Intensivversorgung. Weder als pflegender Vater noch als leitende Pflegefachkraft. Jupp, vieles lässt sich analog, per Stift und Zettel erledigen und dann im Keller in Ordner stapeln. Doch ohne „digital“, sorry, es geht nicht mehr!
Vier Gründe:
- Reduziert den Papierberg. Weder zu Hause noch im Büro ist unendlich viel Platz für die alte Dokumentation, Lieferscheine oder anderer Schriftverkehr wie von der Krankenkasse.
- Du brauchst es zur schnellen Informationsweitergabe. In der außerklinischen Intensivpflege (AKI), wenn ihr euer Team über eine Bezugspflegende oder Teamleitung organisiert, kann ein Messanger (Beachte Datenschutz) bedeutend werden. Ist die leitende Fachkraft nicht erreichbar, so kann ihr darüber eine Text- oder Sprachnachricht gesendet werden, die dir wiederum auch gleich als Kopie vorliegt (Sicherheit für die/den Bot:in). Es gibt keine Diskussion, ich habe die Nachricht auf dem Anrufbeantworter nicht verstanden. Du hast deine Kopie.
- Schnellscan mit dem Smartphone: Arztbriefe oder Rezepte mit Einnahmevorschrift können beim Patienten mit einem Scanprogramm auf dem Smartphone abfotografiert werden für die Patientendokumentation oder für die Familie als Kopie, bevor das Rezept zur Apotheke geht.
- Lernen und Lehren. Über das Internet gibt es einen schnellen Zugriff auf medizinischen Wissen oder auch Lehrinhalte für die eigene Fortbildung. Durch die Pandemie hat sich dies Angebot noch weiter ausgebaut. Dies nützt Eltern, welche wegen der schlechten Pflegeabdeckung eigene Info-Veranstaltungen nicht besuchen können oder Pflegefachkräfte, wie Alleinerziehende, die schlecht weit entfernte Fortbildungen besuchen können. Onlinekurse sind ihr eine Möglichkeit, auch in der Pflege auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Digitalisierung in der Intensivpflege mit dem Dokumentenscanner
Wir leben schon lange mit dem Digital. Okay, ich seit der zweiten Hälfte der Neunziger des letzten Jahrhunderts, seit Linuxkernel Version 1.
Als Linn unser Leben begleitet, war schon das Foto digital und für die Familie kam die erste Webseite. Die wollten wissen, was los ist.
Die Digitalisierung schritt weiter und weiter.
Zum einen, weil unserer ehemaliger Pflegedienst, wo ich als Pflegedienstleitung arbeitete, mit einem zentralen Server gearbeitet hat und die Geschäftsleitung hunderte Kilometer weiter weg ihr Büro hatte. Also wurde Relevantes wie Verordnungen oder Genehmigungen der Krankenkasse eingescannt. Ein professioneller Kopierer, wie die im Copyshop, kann dies schon lange bieten und es gibt diese auch mit Netzwerkanschluss und einem Laufwerk, wo die Scans abgelegt werden können.
Da große Kopierer in Büros zumeist in einem Ausweichraum sind, kann der Schritt „scannen“ umständlich sein. Umständlich bedeutet übersetzt in einem Unternehmen: Unwirtschaftlich, denn Wege, die die/des Mitarbeiter:in durchs Büro geht, sind Arbeitszeit.
Unwirtschaftlich wird es besonders, wenn mehrere Leute im Büro das gleiche Gerät nutzen und dort ein Kaffeekränzchen startet, weil jeder auf seinen Druck oder Scan wartet.
Ist es unwirtschaftlich? Ein jeder kann die Zeit ein Monat lang tracken und das dem Stundenlohn gegenübersetzen. Wenn es nur ein, zwei Stunden im Monat sind, okay, damit kann ein Dienst leben, aber wenn es jeden Tag mindestens eine halbe oder Stunde ist, dann lohnt sich ein Dokumentenscanner am Arbeitsplatz.
Dies sind Scanner, welche viele von euch sicherlich kennen in der Stadtverwaltung. Sie sind ähnlich groß wie Drucker und stehen vielleicht neben deren Monitor. Diese können schnell mehrere Dokumente von dir einscannen für deren elektronische Akte.
Um letztlich produktiv zu sein, sollte man beim Scannerkauf prüfen, welches Gerät sinnvoll ist. Kleine Geräte bedürfen länger für einen Papierstapel wie einen Aktenordner als die größeren Scanner.
Zu Hause diente uns vor über fünfzehn Jahren der Flachbettscanner als Werkzeug dafür, denn gerade sensible Unterlagen für Rechtsstreitigkeiten mussten online vorliegen oder wurden archiviert.
Vor über zehn Jahren wurde dieser von einem einfachen, portablen Dokumentenscanner abgelöst.
Abschied vom kleinen Dokumentenscanner für die Pflege
Als wir vor fünf Jahren die eigene Pflegedokumentation hier vor Ort begannen zu archivieren, merkten wir schnell: Ein kleines Gerät ist langsam, langsam … Also wurde ein Gerät gewählt mit schnellem Einzug, welcher viele Seiten pro Minute bei guter Auflösung schafft und der auch über WLAN angesprochen werden kann.
Dazu kann der Scanner übers Smartphone per App genutzt werden. Somit muss für einen schnellen Scan nicht extra der Computer gestartet werden.
Also, wenn Du einen großen Berg an Dokumentation hast, der digitalisiert werden soll, dann spare nicht an 100 oder 200 Euro gegenüber einem kleinen, portablen Dokumentenscanner. Es sei denn, du hast Zeit für deine Scans oder du brauchst ihn mobil.
Ich möchte hier keine Empfehlung aussprechen, welche Marke gut ist und welche nicht. Das machen die anderen und ich glaube, es ist am Ende wie bei einer digitalen Kamera: Es gibt hier und dort Vorzügen oder Schwächen.
Meine Checkliste für den Kauf wäre:
- Wie viel muss gescannt? Wie schnell sollte er sein?
- Benötige ich den Scanner auch unterwegs (portables, kleines Gerät)?
- Hat es ein WLAN oder nur USB-Anschluss?
- Wenn portabel, reicht der USB-Strom?
- Ist es kompatibel mit Windows, macOS und Linux?
- Verbrauchsmaterial — kann dies nachgeordert werden?
- Wird eine anständige Software mitgeliefert, die auch die eingescannten Dokumente so vorbereitet, dass die PDFs durchsuchbar sind (Stichwort: OCR).
- Wenn WLAN, kann auch übers Smartphone gescannt werden?
Patientendokumentation der Pflege und OCR
Die Digitalisierung von Pflegedokumentation oder anderer Schriften kann dir einen großen Pluspunkt schaffen, wenn du diese Dokumente beim Scan oder danach elektronisch lesbar machst.
Dann kannst du zum Beispiel schnell die Dokumente nach Stichworten durchsuchen. Unter macOS geht es von Haus aus mit Spotlight, aber es gibt auch extra Suchmaschinen für Windows oder Linux wie Docfetch, die von alles lesbaren Dokumenten ein Index anlegen. Stichwort ist hier Desktopsuchmaschine.
Beachte aber: Handschrift ist auch für heutige OCR-Programme eine Herausforderung und es ist nicht unbedingt möglich, diese in maschinlesbaren Text zu verwandeln.
Wenn du die Dokumente auf einem Server ablegst, muss du prüfen, welche Lösungen es hier gibt, damit lesbare PDFs dort indiziert werden können. Einige Desktopsuchmaschinen können angeschlossene Laufwerke indizieren. Die NAS-Software von QNAP oder Synology bringt eine eigene Lösung mit, wenn die NAS ausreichend Leistung hat.
Dokumentenscanner legen die eingescannten Dokumente in PDFs ab als Voreinstellung. Dies ist sinnvoll. Denn bei den PDF-Dokumenten geht das lesbar machen ausgezeichnet. Die Software hinterlegt “unsichtbar” in der PDF den maschinenlesbaren Text.
Beachte, wenn du als Unternehmer:in mit rechtlich wichtigen Dokumenten hantierst, musst du dich mit dem Thema PDF rechtsgültig signieren auseinandersetzen musst.
Pflegende Eltern ohne Budget fürs PflegeZimmer
Wenn dein Geldbeutel schmal ist, dann kann es auch ein gebrauchter Scanner sein. Manche gut funktionierenden Scanner werden von Unternehmen aussortiert, weil sie kein Update mehr bekommen für das neue Betriebssystem.
Doch gibt es hier die Lösung: Vuescan. Diese gute Stück Software ist nicht kostenfrei, doch unterstützt es mehrere ältere Scanner optimal und ist unter Windows, Linux und macOS lauffähig.
Beachte aber, Dokumentenscanner nutzen sich ab, aber es gibt das Verbrauchsmaterial zum Nachkaufen für die Profimarken.
Gerade unter Linux kann das Thema Scanner eine kleine Herausforderung sein, weil viele Hersteller ihre Spezifika und Treiber nicht gut offenlegen für die Open-Source-Welt. Obwohl ich sagen muss, es hat sich schon gut gebessert. Wenn du Linux verwendest oder es vorhast, dann prüfe beim Kauf eines Scanners gleich, ob der Hersteller Linux unterstützt.
Oder prüf die Foren der Linuxuser:innen.
Leider ist OCR bei Linux auch noch eine Baustelle, so meine Erfahrung. Aber es gibt Lösungen. Ob und wie gut diese sind, kann ich nicht beantworten.
Scheiterst du unter Linux, wäre eine Lösung, Windows in eine virtuelle Maschine zu installieren wie VMware oder VirtualBox und für diese USB freigeben und dann über Windows zu scannen mit der Software vom Hersteller des Scanners.
Aber das ist eine andere Baustelle.
Welche Erfahrung habt hier? Ein Einblick gibt es auch im Pflegekanal auf Youtube