Da streikt die integrative Kita und doch was heißt es für Eltern mit einem schwer kranken und /oder behinderten Kind? Nicht, dass ich die Idee des Streiks infrage stellen möchte. Sie sind ein Instrument für die gesellschaftliche Entwicklung, eine Verweigerung, die über zu ändernde Bedingungen bei den Streikenden hinweist.
Streik bedeutet Kita-Ausfall und letzten Donnerstag traf es unsere Einrichtung, doch nur zum Teil. Denn so gab es eine Notbesetzung für die Familien, welche einfach nicht mit dem Kind Zuhause bleiben können. Die einen können nicht einfach vom Job fernbleiben, andere haben einen wichtigen Termin, der nicht verschoben werden kann.
Für viele Eltern mit einem schwer kranken und /oder behinderten Kind heißt aber auch Streik eine besondere Last. Zum einen müssen sie einer Arbeit nach gehen, dann können sie das Kind nicht einfach einer Nachbarin oder der Großmutter in die Hand drücken. Die Behinderung braucht eine besondere, abgestimmte Pflege und kommt noch so etwas wie schwere epileptische Anfälle dazu, dann sind Nichtroutinierte hilflos überfordert. Also müssen sich dann die Eltern Pflege einkaufen.
Aber da kann es auch schnell zu Problemen kommen. Der Streik wurde am Vortag angekündigt. Die Dienste, ob Pflegedienst oder der familienentlastende Dienst, können nicht in jeden Fall schnell über mehrere Stunden „einspringen“. Daneben ist es noch eine Kostenfrage. Sicherlich, ein Babysitter hat auch seinen Preis, aber der hält sich meist noch im niedrigen Niveau als die Dienste.
Zum anderen ist die Kita für die Familien mit behindertem Kind nicht einfach eine frühkindliche Bildungs- und Betreuungsstätte. Die Kita ist mehr. Sie ist eine entlastende Säule für die Familien. Die tägliche Pflege kann ziemlich aufreibend sein, auch wenn der pflegende Elternteil nicht arbeiten geht. Da sind zum einen häufig durchlebte Nächte, die man etwas kompensieren kann mit ein paar Stunden Schlaf am Vormittag. Zum anderen schafft die Kita gerade den Freiraum, um den Haushalt wieder in die angestrebte Ordnung zu versetzen und die Einkäufe zu tätigen. Etwas, was häufig mit dem schwerbehinderten Kind nicht möglich ist, da die Pflegezeit hier keine Pausen ermöglicht für anderes.
Bei dem Punkt Streik wird einem aber auch gewiss: Hat das Intensivkind für die Kita Pflegedienst, somit ist das Kind versorgt. Also auch, wenn kein Notdienst besteht. Daneben steht die Frage, was Eltern mit behinderten Kindern machen sollen, wenn die integrative Einrichtung kein Notdienst hat, sondern eine andere Kita des gleichen Trägers. Für diese Familien stellt eine andere Kindertagesstätte keine Lösung dar. Insbesondere wenn die Kinder noch auf Hilfsmittel angewiesen sind und das speziell auf das Kind eingearbeitete Personal nicht verfügbar ist.