8.000 — der Wert der aktiven Sterbehilfe!?

Hät­ten Sie es gedacht, für 8.000 Euro hil­ft Ihnen jemand, dass Sie endlich vom Leben loslassen kön­nen. Ich nicht. Dass der Tod nicht kosten­los ist, ist mir in ein­er Gesellschaft, wo das Geld ein wichtiger, wenn nicht sog­ar der wichtig­ste Maßstab ist, um Werte zu bes­tim­men, bekan­nt. Spätestens wenn man über den Vor­sor­ge­ord­ner vom Bestat­ter aus­füllt, stellt sich die Frage nach der Sterbeversicherung.Also 8.000 Euro, soviel soll die Sterbe- oder Suizid­hil­fe, form­schön auch “assistierten” Fre­itod benan­nt, beim ehe­ma­li­gen Innense­n­a­tor von Ham­burg, Dr. Kusch, kosten, im Prinzip für unheil­bare Kranke mit dem nichtkrankhaften Willen, Ster­ben zu wollen. Doch das Gift kann so teuer nicht sein. Kali­um­chlo­rid kostet ein paar Euro, nimmt man noch die Spritze, Kanüle und ein Schlafmit­tel dazu, dann sind es vielle­icht bei ein­er teuren Apotheke ins­ge­samt um die hun­dert Euro. Nun gut, ein bekan­ntes anderes Gift, das Bot­u­linum­tox­in (Botox) in rein­er Form, hat für eine tödliche Dosis ihren Preis im Tausender­bere­ich. Doch wird der Erstick­ungstod dort nicht ger­ade als angenehm beschrieben.

Auch erläutert so manch­er Kri­mi oder die Rechts­fälle von geschehenen Tötungs­de­lik­ten auch “preiswert­ere” Lösun­gen. In einem Tat­sachen­bericht des WDRs aus “Tote haben keine Lob­by” brachte eine Altenpflegerin alte Damen um, welche Sie dann aus­nahm. Dieses geschah durch das Neu­rolep­tikum ‘Trux­al’ mit ein­er Über­dosierung. Die Kosten für dies Medika­ment bewe­gen sich ähn­lich hoch wie beim Kaliumchlorid.

“Unter Hand”, also auf ille­galem Wege, kön­nte man vielle­icht jeman­den find­en, der einen für 1000 Euro die nötige phar­mazeutis­che “Hil­fe” besor­gen würde, wie einem Dro­gen­deal­er mit guter “Con­nec­tion” zu einem Labor. Empfehlenswert ist dies nicht und diese Per­son wird auch nicht bei Ihnen am Ster­be­bett sitzen wollen und sie möchte auch nicht in Verbindung gebracht wer­den mit Ihren Gedanken und der Umset­zung Ihrer Selbstvergiftung.

Aber durch diese Preise stellt sich die Frage, warum kostet der “assistierte Selb­st­mord” 8000 Euro. Ori­en­tiert sich der Preis an die Kosten der Hos­pizpflege in den let­zten Leben­sta­gen oder ‑wochen? Eine Antwort werde und möchte ich nicht find­en und die Frage ist: Möchte ich über­haupt eine Erk­lärung über das Geschäftsmod­ell? Denn ich suche immer noch dort eine Antwort, was einem Men­schen bewegt, eine solche Hil­fe anzu­bi­eten. Ist es das Geld oder der “ern­ste” Wille einem Men­schen beim Ster­ben zu helfen? Wäre es wirk­lich der Wille, den Men­schen zu helfen, sehe ich andere Wege, wie zum Beispiel die weit­ere Erforschung und Zulas­sung von Cannaboide oder ein­er besseren Ausstat­tung und Finanzierung der Hospizpflege.

Doch so meint vielle­icht der eine oder andere Leser, es gäbe eine Recht­fer­ti­gung für den Fre­itod, selb­st Philosophen hät­ten sich dafür einge­set­zt. Eine Recht­fer­ti­gung kann man für vieles, wenn nicht sog­ar alles bilden, was sich gegen das Leben richtet. Es ist auch immer mit eine Frage der Weltan­schau­ung, der Reli­gion, die das Leben, dessen Stel­lung und Sinn einord­net in einem größeren Konzept­ge­bilde und davon ableit­et, was gut und was schlecht sei für den einzel­nen Men­schen, was also auch als “human” gilt.

Aber für mich ist die Zitierung von Philosophen eher fraglich, welche nicht in der heuti­gen Zeit leben. Mag sein, dass diese Grund­sätze bilden in einem heute gülti­gen Denkge­bilde, doch “kon­nten” sie nicht in ihrem Denken die jet­zige Medi­zin berück­sichti­gen, welche es schafft, ein Leben mit ein­er schw­eren Erkrankung, zu sich­ern und dies auch mit Leben­squal­ität, woran man früher in einem schnellen Prozess starb.

Es ist also die Frage, wenn man solche Quellen für das Konzept “assistiert­er Fre­itod” hinzuzieht, ob man dann kon­se­quenter­weise nicht auch von Anfang an die heutige Medi­zin verneinen muss. Dies stärkt aber wieder die Posi­tion der Hos­pizarbeit, weil bei einem schnellen Ster­ben, wo alle heilen­den medi­zinis­che Behand­lungs­maß­nah­men, bzw. welche das Wach­s­tum der Erkrankung “ein­schränkt”, an sich verneint wer­den und die Ster­be­be­gleitung im Vorder­grund tritt. Dabei ver­liert der “phar­mazeutis­che” Suizid von ander­er Hand eine Grund­lage, da der Tod­kranke nach Diag­noses­tel­lung schnell stirbt, und die Frage der Organ­isierung ein­er Assis­tenz für die aktive Ster­be­hil­fe sich mit Ein­tritt des “eigentlichen” Todes über­lappt. Und es muss auch bis zum Tod die Frage gek­lärt sein: Wie sichert man die Leben­squal­ität z.B. mit effek­tiv­en Schmerzmit­tel und psy­chotropen Sub­stanzen? Dieses ist und bleibt wohl das A und O in der Ster­be­be­gleitung bis der Tod eintritt.

Und kann man bei einem Selb­st­mord vom Fre­itod reden, bloss weil man sich den “nor­malen” Tod nicht vorstellen kann, obwohl man sein Weg dor­thin schon ange­treten hat? Und was machen wir bei dieser Debat­te mit den Philosophen und Wis­senden, welche uns erk­lären, der men­schliche Wille ist nicht frei?

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