Polizeiruf 110: Ungelöst und Sehenswert

Ungelöst ist der Fall des gestri­gen Abends nicht, “Rosis Baby”, denn dies würde mit Sicher­heit auch den son­ntäglichen Zuschauer über­fordern, einen Tag vor der Arbeit abends im Bett noch nach dem Täter selb­st zu fahnden.Ungelöst ist auch nicht, was mit dem Baby von Rosi, ein­er jun­gen Frau mit “geistiger” Behin­derung, passiert. Vielle­icht ist hier auch zu viel gelöst wor­den an dem Punkt: Bekommt ein Men­sch mit ein­er Behin­derung ein Kind, so gehört es abgetrieben.

Aber, und hier liegen die Knack­punk­te: Die ethis­che Diskus­sion, der Kon­flikt, darüber wird offen gelassen. Es wird keine der bei­den Lösun­gen direkt favorisiert: Das Für, warum das Kind abgetrieben wird, ste­ht genau­so im Raum mit sein­er Bre­ite, wie das Nein. Doch wirkt das Nein schwäch­er, auch wenn es sich auf den Seit­en der Kom­mis­sare befind­et, und hat mit dem The­ma Zwei zu kämpfen: Den Vorurteilen gegenüber den Men­schen mit “augen­schein­lich­er” Behin­derung und auf dies trifft man im Film, mit Absicht, zuhauf. Darunter fokussiert sich noch der Dis­put: Wer und mit welch­er Hil­fe zieht das geborene Kind groß?

Sehenswert, “Rosis Baby” birgt ein angenehmes Auf und Ab der Span­nung, von dem Trou­ble zwis­chen seinen Vorurteilen zu hän­gen, wie auch zärtliche Momente, die eine Schnur wer­fen zum Tabu: Sex­u­al­ität bei Men­schen mit “geistiger” Behin­derung, wobei hier auch der sex­uelle Miss­brauch von “Schutzbe­fohle­nen” nicht aus­ge­blendet wird, was das The­ma abrun­det und die Schnur zurück zum Zuschauer wirft. Denn es ist der Miss­brauch, der in den Medi­en seine Aufmerk­samkeit bekommt und nicht die Möglichkeit­en eines selb­st­bes­timmten sex­uellen Leben, der Liebe, was verknüpft wird im Kri­mi mit dem Satz vom Kom­mis­sar Tauber: “Man muss sich doch sein­er Gefüh­le nicht schä­men.” (Zitat aus: “Rosis Baby” aus der Rei­he Polizeiruf 110, ARD, gesendet am 03.08.2008, 20:15)

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Pflegezirkus