Letztens stand ich vor dem Spiegel und wollte wissen, ob man sie zählen kann, die Falten. Sie werden mehr, so hatte es mir die Hilde erklärt. “Wie mehr?” fragte ich sie. Sie schaute mich nur an und ich wusste, was sie mir sagen wollte. Doch ich legte meinen Finger auf ihren Mund. Die Wahrheit, die brauch ich nicht, diese. Denn davon habe ich schon genug, dachte ich nur. Ich löste den Finger wieder von Hildes Lippen. Ihre Augen waren größer als sonst. Ich will es gar nicht wissen, Hilde, ich will nicht, meinte ich. Doch sie schrie: “Was denn? Dass du lebst wie in einer Gefangenschaft, ist es das.” Sie krallte sich ihren Mantel und ging. Gefangenschaft. Es war mein Zuhause, auch wenn ich mit Fritz nicht raus kam, wenn ich immer an ihn gebunden bin. Gefangenschaft ist anders. Das ist die Klinik, wenn ich weit weg bin von Fritz, von Werner und es in mir drückt, ich müsse fort, ich muss zu ihnen.
Charlott 2 (s)
Visite. Wenn dann die Ärzte so über Fritz hinweg schauen, da stellte sich mir oft die Frage: Was denken die? Worüber wird hier eigentlich verhandelt? Häufig war es mir gar …