Vom Zeugen bis es groß ist

V

Der Wil­le zum gesun­den Kind — da gibt es die rich­ti­gen Vit­ami­ne zu neh­men, den Alko­hol zu mei­den und die pas­sen­de Musik zu hören. Ein Kind, das wird heu­te nicht mehr ein­fach so gebo­ren, wie man es ver­meint­lich zeugt. Da erlebt man es eher, dass das her­an­wach­sen­de Wesen im Bauch zu einem Objekt wird, was sich mit dem Begriff Gesund­heit ist gleich Norm des Rich­ti­gen und Leis­tungs­er­brin­ger reibt. Ist das Kind gebo­ren und dabei knapp an der The­ra­pie “Abtrei­bung” vor­bei geschlit­tert, hört schein­bar die Fra­ge nicht auf: Hat es nicht doch irgend­ei­nen Defekt, was ihm (mir) das Leben schwer machen wird? Etwas, was nicht ein­mal in der Lite­ra­tur uner­wähnt bleibt:

“Sie ver­brach­te ihre Zeit vor allem damit, Geschen­ke für das wun­der­ba­re Kind zu kau­fen und regel­mä­ßig Fach­ärz­te auf­zu­su­chen, die fest­stel­len soll­ten, ob der Jun­ge gesund sei, ob er sich gut ent­wick­le oder ob es, Gott behü­te, irgend­ei­nen Feh­ler gebe, den man kor­ri­gie­ren müs­se, bevor der Jun­ge groß wur­de.” S. 23, Doron, Liz­zie. War­um bist du nicht vor dem Krieg gekom­men?. suhr­kamp taschen­buch. 2006

Ein Feh­ler — nicht von einem Anders ist die Rede — hat dann wohl nach die­ser Beschrei­bung eine Art Trau­ma zur Fol­ge, wenn er nicht kor­ri­gier­bar wäre, also schlimms­ten­falls eine Behin­de­rung dar­stellt. Abtrei­bung, der Akt ist vor­bei. Ver­nei­nen des Gan­zen wäre eine Mögleich­keit, damit umzu­ge­hen. Der Traum vom gesun­den, make­l­o­sen Kind, was gleich Erfolg dar­stellt, kann so wei­ter gelebt wer­den. Die Fra­ge ist nur, wenn das Kind “ohne Feh­ler” groß gewor­den ist, hört die­ser Wunsch, das gesun­de Kind, dann plötz­lich auf?

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by dirkstr

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