Der Begriff Inklusion irritiert mich immer noch. Geht es Ihnen auch so? Ja oder Sie sind gut aufgeklärt — doch um auch seiner (praktischen) Bedeutung näher zu kommen helfen die 3. Fachtage des QuerWege e.V. „Auf vielen Wegen. Wie Inklusion Praxis wird.“ am 31.3. und 1.4.2011 in Jena /Vortrag von Prof. Andreas Hinz und Ines Boban.
Keine Frage, der Begriff Inklusion hat seine Berechtigung und trägt dazu bei, die Irreführung des Begriffs Integration abzulösen. Denn Menschen mit Behinderung sind ein Teil der Gesellschaft, sie gehören dazu und müss(t)en somit nicht eingegliedert werden. Eingliederung bedeutet eben auch, wir passen die „Ungenormten“ möglichst an die Norm der Masse, die Nichtbehinderten, an. Ein Vorhaben, was scheitert, weil eben Menschen nicht gleich sind ob mit oder ohne Handicap und es ist die Anpassung zum Beispiel an das Gehverhalten der 90% der Menschen unserer Gesellschaft eines schwerstmehrfach behinderten Menschen nicht möglich. Scheitert die Eingliederung, so folgt der Weg in „Sondereinrichtungen“. Doch sollte die Gesellschaft und deren Institutionen so gestaltet sein, dass eben alle Mitglieder unabhängig ihrer körperlichen, geistigen oder psychischen Eigenschaften an dem öffentlichen Leben teilhaben können, dies ohne Antrag und Bittstellung ans Amt.
Die Schule ist oder könnte ein Beispiel sein, ob Inklusion gelingt und das Intensivkind wird diesen Weg, wir hoffen es, wohl gehen. Viele Gespräche sind hierzu schon gelaufen mit dem bisherigen Ergebnis: ja, wir möchte dies. Das letztgültige Ja ist aber noch nicht ausgesprochen worden. Aber ich nenne den Weg denn noch integrativ, denn die Vorraussetzung, dass sie an das „normale“ Schulleben teilhaben kann wird immer noch mit einem Antrag und dessen „Genehmigungsverfahren“ verfolgt. Anzumerken ist, die Stadt Jena ist hier, im Vergleich zu anderen Kommunen aus dem „Selbsthilfewissen“, schon sehr offen für diesen Weg.
Und doch, es gibt eben die Stimmen, die dem nicht zu stimmen, sei es, weil sie meinen, das Intensivkind würde den Lärm an der Schule nicht vertragen oder sogar umgedreht: weil die Schüler vor „solch ein Schicksal“ geschützt werden müssten, denn immerhin könne unser Kind auch jederzeit versterben. Ja, und hier wären wir wieder bei den Tabus: Warum dürfen Kinder nicht mit dem Thema Tod und schwerer Erkrankung konfrontiert werden?