Das Taxi, Botox und die Wartezeit

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Wis­sen Sie, war­um es sogar prak­tisch ist, wenn das Ter­min­sys­tem bei den Ärz­ten oder in der Kli­nik nicht klappt? Nein, für Sie ist es immer nur ein Ärger­nis, wenn sie 8:30 bestellt sind, es ist 8:30 Uhr und min­des­tens ein ande­rer Pati­ent ist noch vor Ihnen dran. Aber prak­tisch ist es eben dann, wie bei uns ges­tern, wenn das Taxi nicht zum ver­ein­bar­ten Zeit­punkt kommt und der Stun­den­zei­ger ste­tig auf den ver­ein­bar­ten Arzt­ter­min zu rast.

Ges­tern ging es nach Apol­da, einer Klein­stadt neben Jena, zum Botox-Sprit­zen gegen die Spas­tik in den Bei­nen. Eine gute hal­be Stun­de Fahr­zeit, wenn man Trak­to­ren und Mopeds, wie auch Bau­am­peln ein­rech­net. Und wer nicht kam zum abho­len, war der Fahr­dienst, also das Taxi. Dabei habe ich die­sem extra eine vier­tel Stun­de Plus gege­ben, also es soll­te eine Drei­vier­tel­stun­de vor dem Arzt­ter­min erschei­nen, denn zum einen braucht man min­des­tens fünf Minu­ten für den Ein- und Aus­stieg, zum ande­ren: Man rech­net eh damit, dass der Fahr­dienst nicht unbe­dingt pünkt­lich kommt. Schließ­lich sind wir nicht die ein­zi­gen Kun­den und so kann sich mal was verschieben.

Aber bei mehr als zehn Minu­ten, da wird man dann doch unru­hig und man läu­tet beim Taxi­un­ter­neh­men durch. Als Ant­wort kam dann, man habe den Auf­trag an einem Ver­trags­part­ner wei­ter gelei­tet, da ein Groß­raum­wa­gen kaputt sei und man wer­de bei der Fir­ma nach fra­gen. Deren Ant­wort war dann: Der Fah­rer hät­te es nicht gefun­den und sei dann wie­der weg gefah­ren. Schön, die Zei­ger wan­der­te wei­ter in Rich­tung Ter­min am Ziel­ort. In einer knap­pen hal­ben Stun­den müs­sen wir in Apol­da sein. Ich über­leg­te schon, ob es eine Alter­na­ti­ve gäbe, doch dann sag­te man mir, das Taxi sei in fünf Minu­ten da. Auch nett, das löst zumin­dest die Span­nung, es gar nicht nach Apol­da zu schaf­fen. Aber ob wir pünkt­lich sind? Wenn die Stra­ßen leer sind, dann wären wir es, denn dann bräuch­ten wir nur zwan­zig Minuten.

Lee­re Stra­ßen sind in einer Stadt wie Jena eine Uto­pie, zumin­dest am Werk­tag gegen Mit­tag. Und dass dies eine Uto­pie war, wur­de uns gezeigt, als wir die Stadt ver­lie­ßen: Ein Trak­tor senk­te unse­re Geschwin­dig­keit von 50 auf gute 35 km/​h, aber nicht das wir die ver­lo­re­ne Zeit wie­der rein­ho­len könn­ten. Im nächs­ten Ort hin­ter Jena gab es die ersehn­te Bau­am­pel, wel­che bei unse­rer Ankunft auf Rot schal­te­te, als ver­ber­ge sich da hin­ter ein Gno­me. Aber, zum Glück, nach der Ampel fuh­ren wir durch über eine lee­re Land­stra­ße bis zum Kran­ken­haus. Ankunft am Park­platz: drei Minu­ten zu spät für den ver­ein­bar­ten Ter­min, beim Arzt waren es dann 8 Minu­ten. Haupt­ur­sa­che am Ziel­ort zum Arzt: Der Fahr­stuhl und unver­ständ­lich aus­ge­zeich­ne­te Türöffner.

Aber zum Glück behan­del­te der Arzt noch einen klei­nen Pati­en­ten vor uns, was sei­ne gute hal­be Stun­de dau­er­te. Ein “zu spät” viel dem­nach nicht auf und wären wir pünkt­lich, viel­leicht hät­te man sich geär­gert über die nicht geplan­te War­te­zeit. Aber so war man eben klag­los glücklich.

Und Botox, ein Gift, was man bei Spas­tik an die Mus­kel­en­den spritzt? Mit der Appli­ka­ti­on hat­te es geklappt, auch ohne Nar­ko­se. Zuerst wur­de aber eine Sedie­rung in Rich­tung Nar­ko­se ange­dacht. War­um? Auf­grund der hohen Emp­find­lich­keit beim Kin­de, wenn man sie pickt und sticht, zum einen, dann durch die Epi­lep­sie, die ein brauch­ba­res Stan­dard­me­di­ka­ment zur Sedie­rung aus­schließt und durch die Spritz­tech­nik in den Mus­kel, wo es wich­tig ist, einen ruhi­gen Pati­en­ten zu haben.

Doch wegen des büro­kra­ti­schen Hin und Her zwi­schen der Kran­ken­kas­se und dem Anäs­the­sis­ten, in dem sich kei­ne Ende abzeich­ne­te, aber die Behand­lung immer mehr dring­lich wur­de, wur­de spon­tan ent­schie­den: Wir pro­bie­ren es erst mal ohne Nar­ko­se, da er, der gest­ri­ge Arzt mit einer ande­ren, “alten” Tech­nik Botox sprit­ze als die Mas­se der heu­ti­gen Ärz­te. Es gin­ge schnel­ler und das Kind könn­te sich dabei auch wil­lent­lich im gewis­sen Rah­men bewe­gen. Es ging schnel­ler, die Ein­stich­stel­len wur­den per Eis­spray, wie man es vom Sport kennt, zuvor “betäubt”. Kei­ne zehn Minu­ten ver­gin­gen und wir zogen das Kind wie­der an.

Für die Rück­fahrt war der Fah­rer pünkt­lich. Er kann­te ja die Adres­se vom Kran­ken­haus schon. Doch jetzt muss ich mir nur noch über­le­gen, ob ich beim nächs­ten Ter­min noch eine vier­tel Stun­de eher das Taxi bestel­le, also ins­ge­samt eine hal­be Stun­de, oder eine ande­re Fir­ma wäh­le, die genug vor­han­de­ne Fahr­zeu­ge hat, auch für den Ersatz, wor­in Kind und Bug­gy Platz haben. Und was wäre, wenn wir den Ter­min voll­ends ver­passt hät­ten und der Arzt stellt uns die­sen Aus­fall in Rech­nung? Bezahlt dies das Taxi­un­ter­neh­men? Denn mein Ver­schul­den ist es nicht. Inter­es­sant wäre die Fra­ge auch: Was wäre, wenn man dafür extra Arbeits­frei genom­men hät­te. Muss dies dann auch das Taxi­un­ter­neh­men bezah­len, da man ja wie­der sich befrei­en las­sen muss für den Ersatztermin?

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by dirkstr

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