Integration — das Intensivkind findet seinen Platz neben den anderen Kindern, ganz normal, es ist eben so. Aber damit finden auch ihre Krisen dort ihren Platz, wie letzte Woche in der Kita, wo die Epilepsie der Taktgeber für das Wohlbefinden war. Es ging ihr plötzlich schlecht und sie musste hinüber, in die Klinik, gefahren werden. Etwas, was bei den anderen Kindern auch Spuren hinterließ, sie beschäftigte über den Tag hinaus, so wurde mir von einer Mutter berichtet. Ohne Vorwurf, neutral, es gehört halt zum Leben dazu.
Dagegen erinnere ich mich immer noch an die Stimmen von anderen Eltern, die meinten, sie können ihr Kind nicht mit einem Kind mit Behinderung konfrontieren. Dabei trifft es das Wort “konfrontieren” genau. Sie sehen sich einer Front gegenüber, das beeinträchtigte Kind, was nicht der Norm entspricht, es ist ein Konfliktherd, es könnte der Psyche dem eigenen Kinde schaden. Ist es so, ist die Behinderung eines Menschen ein Trauma für die Mitmenschen, für deren Kinder? Ich selbst gewinne immer wieder den Eindruck, es ist mehr die eigene Unsicherheit, die eigene Einstellung, der Eltern damit, die eine Behinderung zum Problem werden lassen für ihr Kind. Unsicherheit, nun sie zeigt sich auch auch beim mir immer wieder aus ihrem Versteck.
Beim Intensivkind ist dies halt so, vernehme ich immer mal als Tenor im Kindergarten. Natürlich erkennen auch die Kinder, dass es nicht schön ist, wenn sie nicht sprechen oder laufen kann. Bei ihr ist es eben anders, sie hat dafür einen großen Kinderwagen. Heißt dies also auch, wenn die Beeinträchtigung von anderen, den Eltern oder Erziehern, nicht mit Leid verbunden wird, so stellt sie auch keine dar?
Krankheit, Krisen im Leben, dies ist dann eben auch so und sie gehören zum Leben dazu. Und warum sollte man ein schwerpflegebedürftiges Kind nicht in einer integrativen Einrichtung mit leben lassen? Damit die anderen Menschen nicht bemerken, dass es neben der Freude im Leben auch Leid gibt, damit die Krankheit ein Abstraktum darstellt, etwas Unwirkliches im Leben, was hinter verschlossen Türen behandelt wird? Nein, Krankheit ist existent und wie sollen wir sie verstehen, emotional und vom Verstand her, wenn wir ihr nie begegnen, wenn wir sie ausschließen, bis wir oder jemand Geliebtes erkrankt. Ist denn Krankheit gleichgesetzt mit: Keine Lebensperspektive mehr zu haben, mit dem Verlust aller Lebensqualität? Ich finde nicht. Sie ändert das Leben, ja, auch einschneidend, doch ist sie häufig nicht der Abschied vom Leben, von den Anderen um uns. Und dies vielleicht auch wiederum, um zu begreifen, aus was für einen “Stoff” das Leben gewebt ist.