Wenn es denn der Smalltalk alleine wäre

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Beim brum­mi­gen Taxi­fah­rer ist alles klar: Er will sei­ne Ruhe wäh­rend der Fahrt. Im Bus oder der Bahn, da trennt uns das Schild von­ein­an­der: Unter­hal­tung mit dem Fah­rer unter­sagt. Also alles kla­re Regeln. Doch beim Fahrdienst?

Man sieht fast täg­lich den glei­chen Fah­rer, mor­gens mit einem müdem Lächeln mei­ner­seits und am Nach­mit­tag mit einem abge­kämpf­tem Gesicht. Der Weg berg­auf zur Kita, da muss man sei­nen Ein­satz brin­gen, wenn es knapp wird mit der ver­ab­re­de­ten Zeit. Der Kreis­lauf dankt es einem, aber auch das Gewis­sen, genährt durch die letz­te Apo­the­ken­zeit­schrift. In der Kita wird sich das Kind geschnappt, die Fra­ge, wie war der Tag bekommt eine Ant­wort zuge­sellt. Man ist zufrie­den, wenn das Kind wohl auf ist und ihre Heil­päd­ago­gin dies auch schätzt. Doch dann tritt man aus dem Haus, geht zum Klein­bus, und damit wech­selt sich die Qua­li­tät der Kom­mu­ni­ka­ti­on fast ins bana­le: Small­talk heißt es jetzt wie am Mor­gen, für die einen eine wich­ti­ge kom­mu­ni­ka­ti­ve Spiel­re­gel, für den ande­ren zählt: Wenn man nichts zu sagen hat, dann sol­le man Schwei­gen. Das lehrt uns nicht nur so man­che Reli­gi­on, son­dern auch der Wes­tern im Fernsehen.

Doch Schwei­gen, das wirkt arro­gant und so blei­ben wir lie­ber beim Small­talk, der manch­mal auch sei­ne Ebe­ne “banal” ver­lässt. Denn da klingt es auch öfters mal durch das Inter­es­se: “Was ist mit dem Kind, geht es ihm bes­ser. Und wenn es wie­der warm wird, der Früh­ling kommt, dann…” Doch heu­te muss­te ich kor­ri­gie­ren. Die Pro­ble­me bei der Lun­ge sind auch mit haus­ge­macht, sprich, es ist die stän­di­ge Aspi­ra­ti­on, die letz­te Woche den Weg in die Kita für das Kind ver­sperr­ten und die­se Schluck­stö­rung ist unab­hän­gig von der Jah­res­zeit. Stil­le trat ein — eigent­lich hät­te ich gern gehört: “Scha­de”. Doch was soll man sagen, nichts. Man kann das Pro­blem nicht schön reden, geschwei­ge lösen. Die Pro­gno­se steht und die Fahrt nach Hau­se ver­lief wei­ter im Stillen.

Und wenn man denn end­lich ankommt über­tö­nen die ers­ten Wor­te das Auto­ra­dio: “Wir sind da”. Dabei streift man immer an dem Gefühl ent­lang, man hät­te sich irgend­was noch sagen wol­len, viel­leicht auch über etwas, was einem ver­bin­det außer die Dienst­leis­tung “Fahrt”. Ein Gefühl, es schwin­det nicht, man denkt immer noch dar­an, als man sich den letz­ten Kaf­fee am Tag auf­gießt und man ganz genau weiß, man möch­te nicht fra­gen, war­um dies so ist.

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by dirkstr

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