Das Leben als Hausmann: Die Beziehungen sind es

Sie sind immer noch dabei, Sie ver­fol­gen die Idee, ein guter Haus­mann zu wer­den, mehr noch als das. Sie kön­nen gar nichts anders, sagen Sie. Ihre Frau hat entsch­ieden, die Brötchen bringt sie nach Hause. Ihnen bleiben die Kinder und die Ord­nung in den vier Wän­den. Machen Sie sich nichts draus. Sie sind nicht der Einzige und es gibt Unzäh­lige in ihrer Posi­tion: Die genießen es.

Sie schüt­teln mit dem Kopf. Ich sage Ihnen: Bleiben Sie dran, auch wenn Sie nach dem ersten Kapi­tel ein leicht­es Zögern spürten: Es hätte Sie nicht zum Haus­mann gemacht. Nun, darum kom­men wir zum Näch­sten, was Sie dafür brauchen: Es sind Beziehun­gen. Ich rede da nicht von Affären, ein­er Lieb­schaft mit ein­er Stu­dentin aus dem Hin­ter­hof. Vergessen Sie diesen Gedanken sofort, ein Techtelmech­tel und vielle­icht noch Sex, das bringt bekan­ntlich mehr Aufre­gung, als es Sie befriedi­gen wird.

Über die Beziehung, von der ich rede, ist die zu Ihrem Haus­meis­ter. Sie müssen wis­sen, wer er ist und Sie müssen sich seine Kon­tak­t­dat­en sich­ern. Denn der Haus­meis­ter löst einen Teil Ihrer Prob­leme. Da tropft unen­twegt der Wasser­hahn, die Dich­tung haben Sie schon gewech­selt oder die Bade­wanne läuft immer noch zu langsam ab, trotz Rohrreiniger und der Saug­glocke. Der Haus­meis­ter ist die Per­son, welche die weit­eren Schritte einleitet.

Sie brauchen ihn, seien Sie sich dessen bewusst und scheuen Sie sich nicht, mit ihm regelmäßig Small Talk an der Straßenkreuzung oder vor ihrem Haus zu üben. Genau dann, wenn Sie langsam der Kön­ner wer­den im belan­glosen Reden, flecht­en Sie Ihre Fra­gen ein, wie man eben die neue Spüle in der Küche anschließt und ob nor­males Salz und kochen­des Essig­wass­er wirk­lich hil­ft, den Abfluss vom Waschbeck­en frei zu halten.

Sie wohnen in einem Haus, es ist Ihr eigenes, sie haben keinen Haus­meis­ter. Schade, doch kom­men wir damit zur Zwei der Beziehun­gen, die Sie pfle­gen müssen: die Nachbarn.

Nach­barn sind uner­set­zlich. Ich sage Ihnen, ich weiß, wovon ich rede. Eine gute Nach­barschaft ist das A und O in der Tätigkeit der Haus­frau. Warum also nicht auch beim Haus­mann? Natür­lich, Sie wer­den den einen oder anderen nicht mögen. Ste­hen Sie drüber. Sie sollen nicht mit ihrem Nach­bar im Urlaub fahren, aber wenn Sie fahren, dann soll der Nach­bar auf Ihr Haus, Ihre Woh­nung aufpassen.

Es muss Ihnen klar wer­den. Gute Nach­barn, das sind die Kol­le­gen wie im Arbeit­sleben. Als Angestell­ter kann man sich auch nicht seinen Part­ner am Arbeit­splatz aus­suchen und selb­st als Chef muss man Abstriche machen in den Punk­ten Sym­pa­thie, er kön­nte mein Fre­und sein.

Nach­barn sind die Kol­le­gen des Hauswirtschaftlers. Stellen Sie den Kon­takt her, üben Sie sich auch hier im Small Talk und wenn es sein muss, trinken sie einen Kaf­fee miteinan­der. Die Investi­tion, der Zeitaufwand lohnt sich. Sie wer­den erfahren, dass man einen ver­stopften Abfluss auch mit Cola frei bekommt. Aber was viel wichtiger ist, sie wer­den ler­nen, die Mikrostruk­tur der Kom­mu­nalpoli­tik zu erfassen. Sie wer­den hören, wem Sie ver­trauen kön­nen und wen welch­es Leid plagt und wen Sie zu mei­den haben. Nehmen Sie diese Punk­te ernst, wägen Sie ab, wer Ihnen Vorteile ver­schafft und bei wem ein fre­undlich­es Hal­lo reicht.

Die Vorteile. Wie im Beruf­sleben hat man immer mal ein Prob­lem in sein­er Tätigkeit. Etwas, was bei uns im Haushalt nicht anders ist. Haben Sie ein Prob­lem, dann fra­gen Sie zwis­chen dem ganzen Small Talk, zum Beispiel mit welchen Mit­teln man den Kaf­fee aus der weißen Bluse der Frau bekommt. Fra­gen Sie nie direkt, man wird es Ihnen übel nehmen. Ihre Nach­barin will auch von Ihnen einen Mehrw­ert und der ste­ht an vorder­ster Stelle.

Und was Ihre Nach­barin inter­essiert, sind Ihre Schat­ten­seit­en im Leben, die dun­klen Stellen, eben wie häu­fig Sie mit Ihrer Frau gemein­sam auf nur sechzig Zen­time­ter Bet­tbre­ite schlafen, ob Sie der Typ für eine Affäre sind oder ob denn Ihre Frau auch immer pünk­tlich nach Hause kommt. Seien Sie sich dem bewusst und liefern Sie die Infor­ma­tion, die Ihre Nach­barin braucht, bevor andere einen ganzen Roman über Sie, Ihrer Fam­i­lie, auf­bauschen. Und haben Sie ger­ade nichts Brauch­bares, dann lenken Sie gekon­nt um, erzählen Sie die “geheimen” Sto­rys der anderen. Machen Sie sich keine Gedanken um Loy­al­ität. In der Nach­barschaft ist es wie in der Poli­tik, eine Sto­ry bes­timmt nicht deren Inhalt, die Ver­pack­ung, das Gerücht ist es, was zählt. Die Nach­barschaft, sie ist eben das Mikro der Kommunalpolitik.

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