Sie glauben mir nicht, dass Ihre Arbeit eine Profession hat. Nun, dann sind Sie vielleicht noch nicht soweit, brauchen noch Übung in den grundlegenden Dingen der Hausarbeit wie das Waschmaschine anstellen oder der Bedienung des Staubsaugers. Aber es wird der Zeitpunkt kommen, wie im Berufsleben allgemein: Die Routine beginnt sich zu verselbstständigen. Sie denken gar nicht mehr darüber nach, wann sie die Waschmaschine füllen und welches Programm sie wählen müssen oder ob man für jenem oder diesem Teppich den Turbo braucht beim Staubsauger. Es geht Ihnen völlig locker von der Hand.
Sehen Sie sich an diesem Punkt, dann sorgen Sie für einer Optimierung ihrer Arbeit. Ziel, ganz klar, sie begreifen Ihre Ressourcen, Sie lernen Ihre Schwächen kennen und können am Ende Ihrer Optimierung noch was der Hausfrau vor machen. Letztendlich ist der Gewinn: Die Hausarbeit stresst sie nicht mehr.
Am Anfang der Optimierung steht, wie es einige sicherlich aus dem Arbeitslebens eines Verdieners kennen: Analysieren Sie Ihre Aufgaben, was habe Sie alles zu leisten, wie lange brauchen Sie für diese oder jenes und worüber stolpern Sie. Die Werkzeuge zur Analyse: ein Zettel, ein Stift, eine Liste mit Emoticons und ein Wecker und los geht es. Seien Sie dabei großzügig mit der Zeit, wie lange eine Aufgabe dauert, kennzeichnen Sie die Aufgaben, ob Sie Ihnen Freude oder Unlust bereitet mit den Emoticons und benennen sie auch kleinste Schritte, wie in der Küche, wenn sie den Geschirrspüler anstellen. Denn den gilt es nicht nur einzuräumen, vergessen Sie nicht: Das sensible Geschirr müssen Sie extra per Hand abwaschen, wie auch einige Messer, die im Spüler stumpf werden.
Sie kommen auf mindestens einer Stunde Arbeit, intensive Arbeit allein in der Küche. Sie kommen ins Schlafzimmer, Sie ziehen weiter ins Wohnzimmer. Stopp. Sind jetzt etwa schon zwei Stunden vergangen? Ein Handgriff, zwei und sie merken, die Zeit geht schneller vorbei als geplant. Sie zweifeln jetzt an sich, Sie würden die Zeit verlieren, die Sie lieber … Haben Sie noch Lust auf das Hausmann-Dasein? Sie wurden in die Rolle gedrängt, ihre Frau stellte Ihnen keine Alternative, das Girokonto musste wieder ins Plus. Und jetzt dieser Wahn: optimieren. Sie spüren, es bleibt keine Zeit mehr für Sie selbst und dies spätestens dann, wenn die Kinder wieder auf der Matte stehen und Sie fordern. Abends, so denken Sie, haben Sie endlich Ruhe, können sich um ihre Bedürfnisse kümmern, doch fallen Ihnen plötzlich nur die Augen zu.
Aber, und dies war unser Ziel: Sie verstehen die Hausarbeit, Sie wissen nun, die Hausfrau legt nicht einfach die Beine hoch, wenn der Mann in die Fabrik oder ins Büro morgens abwandert. Sie haben endlich eine Analyse Ihres Arbeitsfeldes. Aber keine Angst, Sie müssen keine Stellenbeschreibung liefern. Nein, jetzt heißt es: Die Woche hat sieben Tage, der Monat um die dreißig und Sie kennen Ihre Aufgaben und ich sage Ihnen: Sie müssen nicht jeden Tag alle Aufgaben erledigen. Wenn dies die anderen im Haushalt anders sehen, dann delegieren Sie Aufgaben an die. Doch für Sie gilt: Teilen Sie die Aufgaben auf in täglich, alle zwei bis drei Tage, alle vierzehn Tage, einmal im Monat und so weiter und so fort. Der Geschirrspüler, nun er fordert sicherlich täglich seine Bedienung, die Waschmaschine, je nach dem welche Jahreszeit und Kindesalter, alle zwei Tage oder drei. Das Blumen gießen, dies reicht bei vielen Pflanzen zweimal die Woche, wenn nicht noch weniger.
Und zum Glück gibt es Computer und wenn Sie ein stolzer Besitzer einer solchen Rechenmaschine sind, dann öffnen sie ein Kalender- oder Tabellenprogramm und sortieren Ihre Aufgaben ein, wann sie zuletzt die Betten bezogen haben und wann die nächsten zwei oder drei Wochen rum sind. Beachten Sie beim Wechsel der Bettwäsche: Beziehen Sie die Kinderbetten zum anderen Zeitpunkt als das Ehebett. Dies minimiert einen plötzlichen Berg an Wäsche und damit wären wir auch beim nächsten Punkt: Es gibt Dinge, die machen einfach keinen Spass.
Im Haushalt ist es wie im jeden Job, manche Tätigkeiten, die würde man ewig machen, wenn man so von den unschönen Dingen einfach verschont bliebe. Sie werden es aber nicht. Vielleicht schaffen Sie es ja die Kinder zu überzeugen, sich um den Müll zu kümmern oder selbst das Kinderzimmer zu saugen. Doch heißt dies Kapital nicht Kindererziehung und dafür gibt es meistens noch einen anderen, der sein Mitspracherecht fordert.
Sie stehen also an dem Punkt: Ich wische nicht gerne Staub und mit dem Bügeleisen gibt es so einige Probleme. Diese Aufgaben haben Sie in Ihrer Analyse mit einem traurigen Emoticon gekennzeichnet. Doch die Aufgabe steht und sie muss gemacht werden. Mein Tipp: Lassen Sie diese nie zu einer großen, zeitaufwändigen Arbeit anwachsen. Sie bügeln nicht gerne, dann bügeln sie einfach jeden Tag fünf oder zehn Minuten. Also nicht den ganzen Inhalt vom Bügelkorb. Dasselbe gilt für die Ordnung in den Zimmern oder beim Staubwischen. Sie müssen nicht an einem Tag alles in glänzender Ordnung bringen. Dies ist wohl eher die Ideologie vom Putzmittelvertrieb im Fernsehen und hat nichts mit der Realität im Haushalt gemein. Versehen Sie ihre Arbeit mit einem Wochenziel. Also wenn Sie im jeden Zimmer jeden Tag ein paar Minuten nur putzen, aufräumen, dann steht am Ende der Woche die Ordnung, die Schwiegermutter kann sich anmelden. Sie lehnen sich dann, zum erstaunen Ihres Partners, genussvoll im Sessel zurück, statt jetzt mit dem Staubsauger durch die Zimmer zu wüten. Sie sind im Vorteil
Doch um dahin zu kommen bedarf es eben der Analyse. Bei der Analyse zur Optimierung der Hausarbeit gilt auch: Vermeiden Sie Wege. Sie kennen vielleicht von einer chirurgischen Krankenstation den Verbandswagen. Und haben Sie sich schon mal gefragt, warum die Schwester oder der Arzt mit einem ganzen Wagen ins Zimmer kommt, obwohl eine Binde reicht? Ganz klar: Um Wege zu vermeiden, schließlich jeder Schritt braucht Zeit. Denn falls man neben der Binde plötzlich noch eine Salbe braucht oder ein Pflaster mit Schere: Die Schwester muss nicht aufspringen und hundert Meter über dem Stationsflur hetzen. Sie geht an den Verbandswagen im Zimmer. Dort ist alles verstaut für die unterschiedlichsten Szenerien, auch der Abwurf für die dreckigen Instrumente oder den Kanülen. Dasselbe gilt für Ihren Haushalt. Sie brauchen zu Hause sicherlich keinen ganzen Wagen, aber basteln Sie sich einen Korb, nehmen sie alles mit ins Zimmer wie Staubtuch, ein feuchtes Tuch oder ein Reinigungsspray, eben was Sie brauchen könnten, samt Ablage für die Dinge, die aus dem Zimmer wieder weg sollen. Sie sparen sich Wege und somit Zeit.
Doch Vorsicht! Hüten Sie sich, ein Zuviel an Struktur und Optimum in den Alltag zu bringen. Erzählen Sie niemanden davon! Was im Berufsleben normal ist, Ihnen jeder Unternehmensberater empfiehlt, im Haushalt gilt: Die Dinge könne man doch aus dem FF und dann das Leben, sein Chaos, dies bringt ganz schnell jede Struktur durcheinander. Das Kind fällt vom Klettergerüst und Sie stehen dann in der Notaufnahme statt am Bügelbrett. Aber spätestens wenn Sie beginnen die Socken getrennt nach ihrer Farbe zu waschen, dann könnten Sie plötzlich auf der Couch beim Analytiker liegen. Dieser wird wohl Ihren Konflikt mit der Buntwäsche dann, ohne Pardon, in die Ecke einer „hausgemachten“ Neurose stellen. Das Problem, der schlechte Stand der Hausarbeit an sich, erhält nur ein müdes Lächeln.
Jetzt denken Sie vielleicht, aber was soll der ganze Aufwand der Analyse, die Suche nach Optimierung, wie Sie wo welche Zeit sparen könnten; das Niederschreiben Ihrer Aufgaben in einem Plan ergibt keinen Sinn. Vielleicht haben Sie recht, doch dann schreit plötzlich ihr Partner: “Du wolltest doch gestern das Bad wischen?” Sie stöhnen. Wenn Sie eine Liste führen, die sich über die ganze Woche zieht, dort zeichnen Sie ab, was Sie geleistet und geschafft haben. Und dann schauen Sie auf die Liste. Sie haben gewischt und erinnern sich: Die Kinder hatten wieder die Tiefen der Pfützen ausgemessen, was, wie jedes mal für eine Portion extra Putzen sorgt. Sie wissen Ihre Antwort: “Ich weiß, habe ich auch, doch war es dem Nachwuchs egal” und können dies, wenn Sie Ihrer Frau antworten gleich mit der pädagogischen Zielvorgabe verbinden: “Und es wird endlich mal Zeit, dass die Kinder auch lernen, sich im Haushalt zu beteiligen. Ich hab da so ne Liste …”