Gebrochener Tag

Komme mir noch mal ein­er auf die Idee und will mir erzählen, jed­er Tag ist wie der andere. Stimmt ein­fach nicht. Jed­er Tag, nun mit vierzehn hätte ich es ihm abgenom­men, als ich in der Fab­rikhalle stand, an der Drehmas­chine, und immer die neuen Rohteile einspan­nen musste, Mas­chine starten, Drehmeißel her­an­führen ans Teil bis zum Anschlag, fer­tiges Stück auss­pan­nen. Acht Stun­den, 16 Stun­den Pause und dann wieder an die Mas­chine. Jed­er Tag ist wie der andere. Die Werkhalle ken­nt nur das Neon­licht und wenn man mal rauskommt, nen­nt es sich dann Mit­tagspause. Da blendet einen dann sog­ar der bewölk­te Him­mel und der Begriff “Wet­ter” wird zu einem Fremdwort.

Anders ist es beim Inten­sivkind. Raus, klar, die Fahrt geht in die Kita und dann hieß es gestern: warten. Nicht auf ihre Rehapäd­a­gogin, son­dern den Her­rn vom San­ität­shaus. Keine angenehme Sit­u­a­tion. Schließlich ging es nur um einen zweit­en Kosten­vo­ran­schlag und um die Kon­trolle, dass auch alles auf dem Papi­er verze­ich­net wird, was verord­net wurde. Hat­te man dies über­standen, ging es raus und man wusste endlich wieder, was einen Sturm aus­macht und wie der Früh­ling riecht zwis­chen den Abgasen der Autos.

Zu Hause geht es an die Arbeit. Man set­zt sich hin, man drückt auf die Taste vom Tele­fon zum Annehmen eines Gesprächs. Der Kinder­garten. Ja, die Lady ist unlei­dlich, hat mal wieder einen län­geren Anfall gehabt. Erste Lösung war: Sie bekam Diazepam. Doch Ruhe, die fand sich nicht, die, die man an der Werkzeug­bank trifft, wenn man sich in sein Werk­stück ver­liebt und das Drumherum in ein­er Leere ver­schwindet. Die Ruhe war eine Unruhe, man greift zum Tele­fon und man ruft in der Kita an. Das Kind sei jet­zt matt, doch geht es ihr nicht bess­er, hieß es. Man klei­det sich windgerecht, wirft die Tür hin­ter sich ins Schloss und zeigt, wie schnell man mit einem kleinen Klapp­fahrrad drei Kilo­me­ter fahren kann.

Das Kind, sie weinte und man hat eine Ahnung von dem, was das Prob­lem war. Der Bauch, sie musste sich entleeren und doch, es geht nicht von allein. Man hat ja nichts Besseres zu schaf­fen im Leben und bekommt bei fast zwanzig Minuten “Hil­fe zur Dar­mentleerung” ein Gefühl, was ein gebroch­en­er Tag ist. Es war ein Uhr mit­tags und man stellt sich die Frage: Lohnt es sich, das Kind in der Kita weit­er zu lassen oder nicht. Doch man sagt: ja, es lohnt sich. Denn eh es klap­pen würde, den Fahr­di­enst zu organ­isieren am MIt­tag, da ist man schon wieder an seinem Schreibtisch, an der Spüle oder räumt die Waschmas­chine aus.

Kat­e­gorie: 



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