Behinderte Kind: Die Pflege — Die Crux mit der Arbeitzeit

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Fazit ist doch, so ist es mir noch in Erin­ne­rung, zufrie­den und gesund bleibt der Arbeit­neh­mer, wenn er sei­nen Arbeits­ab­lauf, sei­ne Zeit beim Job selbst gestal­ten kann, also über Pla­nungs­si­cher­heit ver­fügt, auch über die Arbeits­zei­ten hin­aus und sei­ne Auf­ga­ben sich selbst ein­tei­len kann, wann er wel­che erledigt.

Und so ließt man wie­der die Bestä­ti­gung, zu lange Arbeits­zei­ten machen krank. Nicht nur ist mir noch in Erin­ne­rung, es sol­le auch die Pro­duk­ti­vi­tät sen­ken, stän­dig über das Limit zu arbei­ten. Und wie, so stellt man sich gleich die Fra­ge, ist es in der Pfle­ge von schwerst­pfle­ge­be­dürf­ti­gen Ange­hö­ri­gen zu Hau­se? Da gibt es kei­ne begrenz­te Arbeits­zeit und auch nicht unbe­dingt eine Pla­nungs­si­cher­heit. Nun gut, ein Stück All­tags­pla­nung muss man als Pfle­ge­per­son auf­bau­en, also eine Struk­tur in den Tag brin­gen. Um sie­ben ist die Mor­gen­wä­sche, um acht das Früh­stück, um elf Win­del­wech­sel und so wei­ter. Zwi­schen­drin wird mehr­fach gela­gert, der Trans­fer vom Bett in Stuhl und zurück. Dane­ben sorgt der Haus­halt auch noch für genug „Zutun“, ob es nun die Wäsche ist oder das Bad müss­te wie­der mal geputzt wer­den. Eine Pau­se, die hat man viel­leicht zur Mit­tags­ru­he oder auch nicht.

Und dann kommt noch die Nacht mit ihren Zei­ten: Win­del­wech­sel, Lagern von links in die Mit­te, von der Mit­te auf die rech­te Sei­te. Alle drei Stun­den oder sogar zwei, je nach­dem. Eine 40-Stun­den-Woche ist ein Traum und das „Gehalt“, das Pfle­ge­geld, wenn es klappt mit der Pfle­ge­stu­fe, dann kön­nen es gute 600 Euro im Monat ausmachen.

Also über­lan­ge Arbeits­zei­ten, wobei sicher­lich ein Teil der Arbeits­zeit man auch unter Bereit­schafts­dienst zäh­len müss­te. Doch die Arbeits­zeit „Bereit­schaft“ ist eben kei­ne Arbeits­zeit, glaubt man so man­chen Arbeit­ge­ber, oder eben doch. Denn Bereit­schaft heißt: Kei­ne Pla­nungs­si­cher­heit, man muss sofort zur Ver­fü­gung ste­hen, wenn die Arbeit „ruft“. Man kann nicht ein­fach mal abschal­ten und die Welt, Welt sein las­sen, son­dern man darf sich nur in Stand­by „fah­ren“. Und wie wir ler­nen, wenn es ums Strom­spa­ren geht, der Stand­by-Modus ver­braucht Ener­gie. Was bei einem tech­ni­schen Gerät so ist, war­um soll es bei einem Men­schen nicht genau­so sein. Sicher­lich, der ein oder ande­re kommt damit bes­ser zurecht oder eben nicht. Zumin­dest müss­te man ver­mu­ten, dass ein stän­dig unter Strom ste­hen sich nicht posi­tiv aus­wirkt auf die Gesund­heit und ein stän­dig gestör­ter Schlaf eh nicht.

Wie sieht die Abhil­fe aus? Ein Pfle­ge­dienst, eine Assis­tenz oder das Heim? Alles eine Fra­ge der eige­nen Finan­zen, zumin­dest aktu­ell und ohne ein gutes Teil­ha­be­ge­setz. Das Pfle­ge­geld reicht nicht, um eine gute Ent­las­tung zu schaf­fen wie eine regel­mä­ßi­ge Nacht­be­treu­ung. Obwohl dafür in vie­len Fäl­len eine Assis­tenz aus­rei­chen wür­de. Die Fra­ge dabei wäre sogar, ob dies nicht sogar wirt­schaft­lich ist, wenn man mal die kom­men­den Krank­heits­kos­ten der Pfle­ge­per­son nimmt wegen der “rund um die Uhr Pfle­ge” an jedem Tag. Aber auch ohne die­se Rech­nung, ist die Fra­ge, was die Gesund­heit der Ange­hö­ri­gen und das Wohl der Fami­lie wert ist mit der jet­zi­gen durch das Gesetz zuge­si­cher­ten Unter­stüt­zung, denn wenn die Pfle­ge­per­son zusam­men­bricht, heißt es eben häu­fig: Heim.

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by dirkstr

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