Die Bahn rollt und du schaust auf die anderen, als die Dächer der Häuser vorbei ziehen, wo die Gedanken daran haften, ob es beim Kinde gut läuft. Dabei springt die Frage dazwischen: Gibt es Menschen, die langweilig aussehen? Langweilig, als hätten sie nie etwas Einschneidendes erlebt, als würden sie nie etwas erleben, was sich in ihrem Körper, in ihrem Gestus abbilden könnte, eine Narbe zeichnet. Der Blick fällt wieder auf die Häuser. Ein Rettungshubschrauber eingequetscht zwischen dem Garten hinter einem Mehrfamilienhaus und dem Gleis. Er verliert sich in Sekunden zu einem Bild, zu einer Erinnerung, wie es war, als du selbst den Rettungswagen riefst. Du vergleichst es mit den Fernsehserien aus dem Vorabendprogramm, doch du fragst nicht, ob etwas real ist oder nicht, obwohl du genau merkst, irgendwas ist nicht stimmig, wenn immer alles gut ausgeht.
Die Bahn ruckelt über eine Weiche, Signale springen vom Grün rüber ins Rot. Sie rollt in die Tiefe, unter die Straße, unter das Leben der Stadt, wo sie sich nicht dem Wetter mehr stellen muss, wo nur du dir die Frage stellst, wie es war als Kind in der U‑Bahn, damals als diese steckenblieb, die Lichter ausgingen, die Türen verschlossen. Und jedesmal fragst du dich seitdem, wie es möglich ist unter Flüssen durch zu fahren, ohne dass es tropft und warum das Wasser von oben nicht durchbricht? Aber du gibst dir keine Antwort, genauso wenig wie du dir eine Antwort geben möchtest auf die Frage: Wenn du jetzt weit weg vom Kinde bist, geht es ihm gut, hat es Schmerzen oder einen Krampfanfall.
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