Sonntag: Wischfee mit Auslöser

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Sonn­tag — ent­fer­ne dich bloß nicht vom Kind, denn Sonn­tag — eigent­lich ist es der Tag für die Ruhe, die Ent­span­nung, wo man kein Par­füm ver­wen­den sol­le, las ich mal, wo es ein net­tes Mit­tags­me­nü gibt, ein Glas Wein und dann der Spa­zier­gang durchs Wohn­ge­biet. Doch an die Par­füm­re­gel hal­te ich mich nicht, fehlt bloß noch, man soll sich nicht waschen und das Kin­de zeig­te auch einem: Ich ken­ne kein Sonn­tag, kei­ne Pau­se im Pfle­ge­all­tag; ent­fer­ne dich bloß nicht von mir.

Die Nase lief, sie lief stän­dig; wie auch aus dem Luft­röh­ren­schnitt lief das Sekret immer­zu. Ein Taschen­tuch, das reich­te nicht mehr, um stän­dig alles weg zu wischen; Zell­stoff, das wäre die Ver­nich­tung von Roh­stof­fen. Eine Stoff­win­del muss­te her. Drei Stoff­win­deln waren es am Ende vom Tag, die nicht nur feucht, son­dern nass waren. Kei­ne zwei Minu­ten und man muss­te die Nase wie­der abwi­schen und wenn sie dann noch auf­stößt nach dem Essen, da muss­te man schnell sein, denn so schwapp­te immer eine Ladung Spu­cke mit raus aus dem Mund. Man kann auch lang­sam sein, doch dann kann man sie sofort wie­der umzie­hen. Und dann muss man sich noch stil­le ver­hal­ten, bloß kei­ne plötz­li­chen Lau­te, sonst ist man der Aus­lö­ser, denn da krampft das Kind sofort. Ein Knack, egal wie lei­se, sie reißt die Arme hoch und ver­harrt für ein paar Sekun­den in einer Lebens­pau­se, äußer­lich, und dies min­des­tens gute drei mal in der Stun­de. Sonn­tag — als dann der Schlaf sie gefun­den hat, da über­legt man, was man die gan­ze Zeit gemacht hat, wie das Wet­ter war und lauscht den Stim­men der Vögel, die sich ver­men­gen mit dem Oran­ge der Stra­ßen­la­ter­ne, wel­che zwi­schen den Blät­tern eines Baum durchschimmert.

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by dirkstr

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