TV: “Totgeschwiegen”

T
In der ZDF-Kri­mi­se­rie „Der letz­te Zeu­ge“, die durch ihren leich­ten Charme und den Haupt­dar­stel­lern zum kon­su­mie­ren besticht, wird der Mord nicht nur durch nied­ri­ge Beweg­grün­de, wie Neid oder ein Erbe um Schul­den zu til­gen, zum The­ma, son­dern auch das Leben mit einem Inten­siv­kind, die Iso­la­ti­on einer allein­ste­hen­den Mut­ter durch die schwe­re Behin­de­rung ihrer Tochter.

Vor­weg, die Mut­ter hat ihre fast vier­jäh­ri­ge Toch­ter nicht umge­bracht, son­dern sie woll­te ihrem Ver­lob­ten vor der Hoch­zeit von ihr, der zu die­sem Zeit­punkt noch leben­den Toch­ter, berich­ten. Das Mäd­chen war ein Früh­ge­bo­re­nes mit Tra­cheo­to­mie und Lang­szeit­be­atmung. Doch die Groß­mutter von dem Kind, die es mit pfleg­te, hat­te Angst, dass sie, die Mut­ter von dem jet­zi­gen Mann ver­las­sen wird, wenn er von die­sem behin­der­ten Kind erfährt, also genau­so reagie­ren wür­de, wie die Män­ner davor in der Beziehung.

Eine Angst, die nicht unbe­grün­det ist, denn auch im wirk­li­chen Leben, tren­nen sich über­durch­schnitt­lich häu­fig die Eltern von einem schwer kran­ken und /​oder behin­der­ten Kin­dern. Selbst Freun­de und ande­re Kon­tak­te ver­lie­ren sich oder wen­den sich ab. Die Eltern oder der Teil beim Kind füh­len sich am Ende iso­liert. Einen neu­en Part­ner ken­nen zu ler­nen ist allein schon mit einem gesun­den Kind ein Pro­blem, wie die weib­li­che Haupt­rol­le fest­stell­te. Die Iso­la­ti­on der klei­nen Fami­lie wur­de in dem Film zum Grund umzu­zie­hen, um dann am neu­en Ort das Kind zu ver­schwei­gen, es von dem Umfeld zu iso­lie­ren, ein­ge­sperrt in der Woh­nung, redu­ziert auf das Kinderzimmer.

Alles nur, damit die Mut­ter glück­lich, damit alles gut wür­de. Doch als sie, die Mut­ter, sich vor­nahm ihrem Zukünf­ti­gen von ihrem Kind zu berich­ten, stritt sie sich dar­über mit der Groß­mutter. Wenig spä­ter kam es zu einem schwe­ren Auto­un­fall mit der Mut­ter, nach dem sie bewusst­los in die Kli­nik ein­ge­lie­fert wurde.

Eine Woche lang blieb sie dann im Koma, eine Woche lang saß die Groß­mutter am Bett ihrer Toch­ter und „ver­gisst„ das Kind Zuhau­se, was dort inner­halb zwei Tagen stirbt, Dia­gno­se: Exi­ko­se wie auch das Ersti­cken am eige­nen Sekret, da das klei­ne Mäd­chen nicht abge­saugt wur­de. “Dies­mal wird alles anders, dies­mal wird alles gut.”, sag­te die Groß­mutter am Bett auf der Inten­siv­sta­ti­on, denn sie, die Mut­ter sol­le nun ein glück­li­ches Leben haben. Ein sol­ches gebe es wohl nicht mit einem behin­der­ten Kind.

Als dann die Mut­ter auf­wach­te aus dem Koma, sie allein im Kran­ken­zim­mer war, besann sie sich kurz und eil­te aus der Kli­nik raus zum Taxi, zu ihrer Toch­ter. Doch in das Dra­ma zu hau­se, zum “getö­te­ten„ Kind, zu ren­nen, wur­de gestoppt. Vor der eige­nen Haus­tür wur­de sie von einem LKW erfasst und starb am Unfall­ort. Dies Dra­ma der klei­nen Fami­lie lüf­te­ten dar­auf die Hauptdarsteller.

Lau­ra hieß das Mäd­chen und lächeln konn­te sie, wenn sie die fri­schen Lili­en roch, obwohl die Ärz­te mein­ten, sie bekom­me nichts mit, erklär­te die Groß­mutter nach­dem die “Aufklärer„-Crew die Frau mit ihrer toten Enke­lin im Arm ent­deck­ten. In ein Pfle­ge­heim geben, dass woll­te die Mut­ter auch nicht, warf sie noch beim ver­las­sen des Zim­mers ein. “Tot­ge­schwie­gen„ fällt als Kom­men­tar vom Kri­mi­na­lis­ten am Bett des Kindes.

Und die Kri­tik, sie kommt bei mir am Schluss, als die Gerichts­me­di­zi­ne­rin über die Lebens­qua­li­tät urteil­te vom Kind, was von Geburt an beatmet war: “Ohne die Maschi­ne hät­te sie nicht über­lebt„ meint der Gerichts­me­di­zi­ner, Sie: “Sie hat nicht über­lebt.„ “Fast vier Jah­re.„ “Aber wie?„

Ein Kli­schee mit Absicht oder nicht, das Urtei­len über (schwer-)behinderte Men­schen, wie deren Lebens­qua­li­tät sei, ohne einen leben­di­gen Ein­blick zu haben in deren Dasein, ohne das Leben mit ihnen zu leben.

Kate­go­rie: 



var switchTo5x=true;stLight.options({publisher:”});

Über den Autor

Kommentar

by dirkstr

Kategorien

Neueste Beiträge

pflegezirkus