Gell und das würden sie doch gar nicht schaffen

G
“Jeden Tag könn­te sie ster­ben.”, ja das wür­de ich denen am liebs­ten sagen und schön lang­sam aus­for­mu­liert. Aber nicht zu lang­sam. Sie müs­sen es spü­ren, als sei der Tod eines Kin­des das Nor­mals­te. Doch ich schwei­ge lie­ber, behal­te es für mich. Nicht dass die.… Ja, wer sind “die” denn. Heu­te war es der Taxi­fah­rer, ein jun­ger Vater.

Also “Die”, das sind Men­schen halt, die an einem vor­bei zie­hen, die man nie sonst tref­fen wür­de. Und sieht man sie in einem Café sit­zen, hat man bei denen ein­fach nicht das Bedürf­nis, sie ken­nen zu ler­nen. Aber man stößt mit ihnen zusam­men und sie fra­gen und dann kom­men sie mit dem Mit­leid. “Wegen mei­ner müs­sen sie nicht lei­den.” wür­de ich ger­ne sagen. Aber ich schwei­ge auch an die­ser Stelle.

Ich schwei­ge, denn ich will mei­ne Ruhe und nicht bei mei­nen Bewe­gun­gen durch die Öffent­lich­keit immer mit dem “Ja, was hat denn ihr gelieb­tes Töch­ter­chen?” betrach­tet wer­den. “Nichts, also ich kann nichts erken­nen.” Doch sagt man dies, dann glot­zen sie einen an mit gro­ßen Augen, als hät­te man zu Hau­se was ver­ges­sen, wo von sie wis­sen, aber man es selbst nicht weiß oder als gehö­re man nicht hier­her. Rand­grup­pe halt. Ja ich gehö­re zu einer gesell­schaft­li­chen Rand­grup­pe, muss­te ich letz­tens ver­neh­men. Doch nicht erschre­cken, das war posi­tiv gemeint. Ich selbst war dabei ganz froh, dass die Per­son nicht von Par­al­lel­ge­sell­schaft rede­te. Obwohl dies manch­mal bes­ser pas­sen wür­de, wenn man sieht, wie unweit die Inte­gra­ti­on fort­ge­schrit­ten ist.

Rand­grup­pe, nun, ich muss mir nicht so die Gedan­ken machen im bür­ger­li­chen Mief, im Main­stream, in dem “Nor­mal” zu ver­sin­ken, da ich gezwun­ge­ner­ma­ßen das “Nor­mal” in der Gesell­schaft stän­dig über­prü­fen muss. Also schön posi­tiv reden. Aber was hilft es gegen die Leu­te, die einen aus­fra­gen, wo dann noch mit­schwingt: “Gell, ist ganz schön anstren­gend … Also ich könn­te das ja nicht .… Das ist doch nicht zu schaf­fen”. Da war­te ich immer auf die Fra­ge: “Wann bre­chen sie end­lich zusam­men? Wann?” Doch nie­mand traut sich. Viel­leicht ist die­se Fra­ge­rei über die Krank­heit mei­nes Kin­des auch so eine Art Psy­cho­the­ra­pie. Kon­fron­tie­re dich solan­ge mit dei­nem Schmerz, mit dem, was dei­nem Leben die Schwe­re gibt, bis du… Was? Bis du geheilt bist, von was? Oder bis du auch von der Mei­nung über­zeugt bist: “Gell, ist ganz schön anstren­gend … Also ich wür­de mir das ja nicht .… Da geht man doch kaputt dran.” Beim Taxi­fah­rer wur­de auf ein­mal sei­ne Stim­me viel wei­cher, als ich ihm erklärt hat­te, dass man die Lebens­si­tua­ti­on mit einem behin­der­ten Kind gar nicht allein schaf­fen muss. Es gibt halt auch Hilfe.

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by dirkstr

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