Intensivkind & Alltag: Raus, Straßenbahn und Haltebändchen

I
Du wachst auf, ein biss­chen zei­ti­ger als sonst und denkst, du bist aus­ge­schla­fen, aber trotz­dem fühlst du dich so schwer wie ein Brett. Du schaust auf die Uhr und fragst dich, ob du denn über­haupt genug geschla­fen hast. Du fragst, da du vor der Nacht­ru­he noch Fern­se­hen schau­en muss­test, die Nach­rich­ten, und dort berich­ten die dann über die Wich­tig­keit von genü­gend Schlaf. Genug, der Durch­schnitt schläft um die sie­ben Stun­den, frü­her acht. Dabei erfährst du noch, dass man mit zu wenig Schlaf gesund­heit­li­che Pro­ble­me bekommt, kör­per­lich wie psy­chisch. Sogar Depres­si­on und ver­min­der­te Leis­tungs­fä­hig­keit fal­le drunter.

Zu wenig Schlaf und dann fällt dir wie­der ein, wie vie­le Eltern von behin­der­ten Kin­dern einen gestör­ten Schlaf haben, da die Kin­der die Nacht zum Tage machen und dies über Jah­re. Mit die­sen Gedan­ken stehst du dann auf, löst den Pfle­ge­dienst ab, der dir den Schlaf gewährt und du küsst erst­mal das Kind. Die Nacht war gut, sie hät­te geschla­fen, mit Chlor­al­hy­drat kommt als Anhang dann. Aber immer­hin, den Hor­ror von ges­tern hat sie nicht gelie­fert und heu­te muss sie in die Kita. Sie muss, denn heut ist Sin­ne­tag und es geht ums Schme­cken. Die Kin­der wol­len ger­ne wis­sen, was du dei­nem Kin­de immer püriert mit in die Kita gibst. Dei­ne Zube­rei­tung vom Zwi­schen­stück fällt heu­te weg, denn es wird heu­te im Kin­der­gar­ten püriert. Da wird den Klei­nen gezeigt, die Schei­be Brot, der Käse mit But­ter, der Apfel­saft, die Bir­ne, also alles was ins Zwi­schen­stück bei dei­nem Kin­de dazu gehört. Die Kin­der kön­nen vor­her kos­ten, dann lan­det es in einem Becher und wird mit einem star­ken Mixer zer­klei­nert, bis es brei­ig ist, wobei es mit Apfel­saft als „Ver­dün­ner“ auf­ge­füllt wird.

Aber vor­her kommt das Mor­gen­ri­tu­al und du spürst plötz­lich, wie die Zeit schwin­det. Heu­te geht es mit der Stra­ßen­bahn rein. Da gibt es kei­ne Dis­kus­sio­nen ums Absen­ken fürs Ein- und Aus­stei­gen. Du erreichst die Stra­ßen­bahn, pünkt­lich. Dann stehst du drin­ne und das Kind hus­tet, wobei die Kanü­le aus dem Luft­röh­ren­schnitt flutscht. Du fluchst nur und ver­suchst sie wie­der in die Luft­röh­re rein zu schie­ben. Es gelingt dir auch. Du fluchst aber wei­ter über die Bänd­chen, wel­che sich stän­dig lockern und womit die Kanü­le immer ein Leich­tes hat, ihre vor­ge­ge­be­ne Posi­ti­on zu ändern, aus der Luft­röh­re raus zu fal­len. Du hast kei­ne Lust mehr drauf und schwörst dir, heu­te rufst du an beim Ver­sor­ger und möch­test eine ande­re haben.

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by dirkstr

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